Schriesheim im Bild 2023

09.03.2013

Marktausschuss tagt wohl im April

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am Freitavormittag stehen sie alle noch einmal vor dem Festzelt. Ordnungsamtsleiter Willy Philipp und sein Mitarbeiter Dominik Morast, Feuerwehrchef Oliver Scherer, Zeltmanager Bernd Floer und Kreisbaumeister Wolfgang Serr. Ein weiteres Mal erörtern sie die Ein- und Ausgangssituation und die Fluchtwege im Festzelt. Probleme wie an den Abenden des ersten Mathaisemarkt-Wochenendes soll es "beim Küffner" an den letzten beiden Tagen nicht mehr geben. Die rechte Zelttür werde der Eingang, die linke der Ausgang. Und wer zum Klo müsse, komme über die Ausgangsseite mit einem Stempel wieder rein, erläuterte Philipp. Außerdem werde der Festzeltwirt seine Security-Mannschaft personell verstärken. Mehr Polizei komme am Wochenende ja ohnehin, sagte der Ordnungsamtsleiter. Daher wird die Stadt auch nicht auf die Forderung der Grünen eingehen, wie Philipp signalisierte. Diese hatten unter dem Eindruck der Gewalttaten auf dem Fest von der Verwaltung verlangt, dass diese mehr Sicherheitspersonal für das zweite Wochenende engagieren solle. Oder die Polizei müsse aufstocken.

"Wir sind personell beim Mathaisemarkt ja schon sehr gut aufgestellt", gibt Polizeisprecher Norbert Schätzle gestern in der Heidelberger Direktion zu bedenken. Seiner Ansicht nach, ist es mit der zählbaren Stärke der Einsatzkräfte nicht getan: "Sie können 50 oder 100 Beamte in den Mathaisemarkt werfen und platzieren, wo Sie wollen. Trotzdem wird es woanders brennen." Insofern müsse man das Schriesheimer Volksfest auch "ganzheitlich" sehen, um an Stellschrauben für das nächste Jahr drehen zu können - "und für die Jahre danach".

Schätzle teilt daher die Ansicht der Grünen, dass es zu spät sei, erst im November über Konsequenzen aus den Gewaltdelikten und der Angst der Besucher nachzudenken: "Sicher müssen wir das Thema schneller aufgreifen. Denn nach dem Mathaisemarkt ist vor dem Maá †thaisemarkt. Wir brauchen eine gute Nach- und Vorbereitung, und das jedes Jahr. Wir sollten uns also recht bald nach dem Fest zusammensetzen." Nach mehr Personal zu rufen, greift für Schätzle auch noch aus anderen Gründen zu kurz: "Denn es gibt ja neue Entwicklungen auf dem Fest, die man bewerten muss. Etwa das neue Festzelt." Und eine zu auffällige Polizeipräsenz könne dem Fest auch schaden. Außerdem sei zunächst die Stadtverwaltung gefragt, wenn es darum geht, Sicherheitsfragen im Vorfeld zu klären: "Wir von der Polizei sind da nicht in der Vorhand", so Schätzle.

Schriesheim hatte für den Mathaisemarkt vor Jahren schon einmal eine Polizeiverordnung gegen das Rucksacktrinken und Alkoholkonsum im Freien. Mit solchen oder anderen Verordnungen könne man auch heute noch arbeiten, sagt der Polizeisprecher. Ferner sei Sicherheit auch eine Frage von Auflagen. Schätzles Beispiele: "Wie viele Personen lasse ich in das Festzelt und wie viel Sicherheitspersonal muss der Festwirt zur Verfügung stellen? Das kann man alles vorher genau klären."

Offenbar gab es vergangenes Jahr nach dem Mathaisemarkt einen Versuch, die Dinge in andere Bahnen zu lenken. Damals waren Bürger, die Schlägereien hautnah erleben mussten, auf die Stadtverwaltung zugegangen: Günther und Birgit Schwöbel initiierten Briefe an Bürgermeister Hansjörg Höfer, Heidelbergs Polizeichef Bernd Fuchs und sogar an den damaligen Innenminister Reinhold Gall. Zwei Wochen danach gab es ein Treffen im Rathaus mit Höfer und Weinheims Polizeirevierleiter Jürgen Helfrich.

Die Schwöbels erinnern sich: "Das Gespräch verlief sehr positiv. Leider hat es wohl kaum etwas bewirkt. "Dieses Jahr geht das Ganze doch in gleicher Weise so weiter. Es ist wirklich sehr schade, dass ein so schönes Fest jedes Jahr durch Schlägereien gestört wird und dass Menschen so übel verletzt werden." Eine Anregung haben sie auch: "Vielleicht kann man vor dem Mathaisemarkt plakatieren mit Slogans gegen Gewalt auf Festen."

Sicher ein Vorschlag, über den der Marktausschuss auch mal nachdenken kann, und das vielleicht schon bald. Die Grünen sind froh, dass ihre Forderung nach einer außerordentlichen Ausschusssitzung bei Höfer auf offene Ohren stieß. Gleich gestern habe er in einem Schreiben reagiert und einen Termin im April vorgeschlagen, zeigten sich die Stadträte Dr. Barbara Schenk-Zitsch und Christian Wolf dankbar.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung