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02.08.2013

Branichtunnel-Durchstich war für Schriesheim ein unvergesslicher Tag

Branichtunnel-Durchstich war für Schriesheim ein unvergesslicher Tag

Geschafft: Die Bergmänner mit ihrer Tunnelpatin Birgit Ibach-Höfer (r.) und deren Mann, Bürgermeister Hansjörg Höfer (l.) vor dem Durchschlagsloch. Mineur Helfried Kreiger (mit Korb) war als erster aus dem Tunnel ans Tageslicht getreten. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Mit einem kleinen Volksfest an der Baustelle haben die Schriesheimer gestern den Durchstich des Branichtunnels gefeiert. Nach 18 Monaten Bauzeit und 1596 Metern im bergmännischen Sprengvortrieb sahen die Bauleute das gestern oft zitierte "Licht am Ende des Tunnels". Dieser soll als neue Landesstraße 536 die Schriesheimer Ortsdurchfahrt ab Frühjahr 2016 um 8000 Fahrzeuge täglich entlasten. Das 85 Millionen Euro teure Projekt ist das größte und üppigste im Landesstraßenbau.

Autorin: Julia Ratzel/RNZ

"Heute ist ein wichtiger Meilenstein im Bau der neuen L 536 erreicht", sagte die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Gisela Splett, beim offiziellen Teil der Durchschlagsfeier, die mehrere Hundert Bürger als Zaungäste an der Baugrube verfolgten. Der fertige Tunnel werde den neuesten Sicherheitsanforderungen genügen und der Stadt neue Entwicklungsmöglichkeiten bringen, so Splett. Das hob auch Bürgermeister Hansjörg Höfer hervor. Der Tunnel werde die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Stadt verbessern. "Mit dem Durchstich ist für uns gefühlte Halbzeit beim Bau. Auch deshalb ist es für uns ein symbolisch wichtiger, emotionaler Tag." Die Arbeiten würden bislang nach Plan und vor allem unfallfrei laufen.

Hintergrund
Die Ziele:
> Anbindung des vorderen Odenwalds an die Rheinebene
> Umfahrung der Stadt Schriesheim als "L 536 neu"
> Entlastung der Schriesheimer Ortsdurchfahrt (täglich rund 12.000 Fahrzeuge)

Die Bestandteile der "L 536 neu"
> 3,3 Kilometer Straße (Tunnelzufahrt, neue Verkehrsführungen)
> drei Brückenbauwerke
> der Branichtunnel
> zwei Unterführungsbauwerke (für Bundesstraße 3 und Überlandbahnlinie)

Der Branichtunnel in Zahlen:
> Länge: 1796 Meter (davon 1596 Meter im bergmännischen Sprengvortrieb)
> Länge Fluchtstollen: 1200 Meter
> Ausbruch: 170.000 Kubikmeter Granit (17.000 Lastwagenladungen)
> Notausgänge: 5
> Start Rohbau: 1. Februar 2012
> Durchstich (offiziell): 1. August 2013
> Ende Rohbau: Dezember 2014
> Ende Rohbau Fluchtstollen: Ende März 2013
> Kostenträger: Land Baden-Württemberg
> Kosten gesamt: 85 Millionen Euro
> Kosten Rohbau: 58 Millionen Euro
> Inbetriebnahme: Frühjahr 2016

Für Carsten Flender, Direktionsleiter Tunnelbau der ausführenden Baufirma Züblin, sorgt dafür auch die Bürgermeistergattin, Birgit Ibach-Höfer. Sie ist die Tunnelpatin während der Rohbauzeit. Flender zeigte sich begeistert von ihrem Engagement: "Vielleicht hilft sie uns danach beim Handbuch: ,Wie werde ich eine perfekte Tunnelpatin'". Die so Gelobte trat bei sengender Hitze in voller orangefarbener Arbeitsmontur ans Mikrofon - samt Helm und Gummistiefeln. Sie lobte die Arbeit ihrer "Patenkinder". Die Bergleute müssten psychisch gefestigt sein, würden sie doch nur bei künstlichem Licht im Dunkeln arbeiten, und das hoch konzentriert und trotzdem zügig in Tag- und Nachtschichten.

Am 1. Februar vergangenen Jahres habe sie noch einen Schalter gedreht und so die erste Sprengung am Westportal ausgelöst. Der Durchstich gestern war behutsamer. Ibach-Höfer klopfte mit einer Spitzhacke gegen die geschlossene Tunnelwand, dann setzte von innen ein leises Hämmern ein, das immer lauter wurde. Nach zwei Minuten hatte das Bohrfahrzeug einen rechteckigen Durchgang in das Ostportal geschlagen. Bergmann Helfried Kreiger trat unter großem Applaus als erster aus dem Tunnel, die anderen Mineure folgten. Danach feierten die Schriesheimer an den Weinständen ihrer Winzer weiter, und der Wunsch der Vize-Regierungspräsidentin, Gabriela Mühlstädt-Grimm, erfüllte sich: "Wir wollen, dass es für Schriesheim ein unvergesslicher Tag wird."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung