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13.08.2013

Schriesheimer Bergwerks-Funde: Früher Abfall, heute begehrte Raritäten

Von Maren Wagner

Schriesheim. Zwei kleine Bergeisen, eine baufällige dreisprossige Leiter und eine kaputte hölzerne Schale, die Ähnlichkeit mit einer Kinderwiege hat: Im Mittelalter waren sie Abfall und wurden einfach weggeworfen. Heute sind die vier Bergwerks-Utensilien in Museumskreisen als Raritäten berühmt. Die Reiss-Engelhorn-Museen (rem) in Mannheim stellen die Funde aus der Anna-Elisabeth-Grube, einem Besucherbergwerk in Schriesheim, ab September in der Exposition "Die Wittelsbacher am Rhein" aus. Denn sie zeugen von der Entwicklung der Kultur während der 600-jährigen Herrschaftszeit der Dynastie.

"Dass die rem unsere Ausstellungsstücke haben möchten, zeigt, wie selten sie sind", sagt Curt Full, Beirat im Bergwerksverein, voller Stolz. Denn die Anna-Elisabeth-Grube sei das einzige Bergwerk in der Kurpfalz, das hergerichtet und archäologisch untersucht worden ist. Und das mit Erfolg: Zwischen 1992 und 1997 fanden Helfer bei Schacht-Ausgrabungen zahlreiche Gegenstände, die mit dem Bergbau im Mittelalter in Verbindung gebracht werden können. Darunter auch die vier Utensilien, die sich morgen auf ihre Reise nach Mannheim begeben - sicher verpackt in Luftkissen und Transportboxen.

"Die Bergeisen haben ungefähr in der Mitte ein Loch. Hier haben die Arbeiter Holzstiele befestigt, damit sie sich mit dem Hammer nicht auf die Finger klopften", erklärt Full die beiden kleineren Hauptattraktionen. Dass diese gefunden wurden, sei großes Glück, denn "die Eisen waren Eigentum der Bergleute, damit haben die ja nicht einfach geschlampert".

Bei der Leiter, in Bergwerkskreisen "Fahrt" genannt, sieht das anders aus: "Die Arbeiter sind da drauf gestiegen, wenn sie über ihrem Kopf geklopft haben", so der Beirat. "Irgendwann war die Fahrt kaputt, dann wurde sie einfach weggeschmissen."

Das gleiche Schicksal war auch der hölzernen Schale bestimmt, ein sogenannter Erztrog, mit dem Schutt auf den Schultern von der Baustelle weggetragen wurde.

Als die Anna-Elisabeth-Grube 1530 das erste Mal geschlossen und der Schacht zugeschüttet wurde, landeten auch die Utensilien dort unter Ablagerungen. So weit ist sich Full sicher, denn "als man die Grube 1792 wieder öffnete und urkundlich erfasste, war dieser Schacht schon nicht mehr in Betrieb". Aus welcher Zeit die Funde genau stammen, könne er aber nicht sagen. Zwar wurde das Bergwerk erstmals 1474 genannt, aber "da hat es bereits Gewinn abgeworfen. Das geht nicht vom einen auf den anderen Tag. Die Grube muss also schon länger in Betrieb gewesen sein," so Full. Genau feststellen lässt sich heute nichts mehr, denn die Holzstücke sind zu klein für eine Untersuchung der Jahresringe.

Für die rem spielt das ungewisse Alter keine Rolle: Die Wittelsbacher regierten ab 1214 fast 600 Jahre lang die Pfalz. Und aus dieser Zeit stammen die Schriesheimer Fundstücke ganz sicher.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung