Schriesheim im Bild 2023

16.09.2013

Sieben Tage am Limit

Schriesheim. (sim) Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Björn Corsis hat das Sprichwort umgekehrt: Wo ein Weg ist, ist auch ein Wille. In sieben Tagen wollte der Schriesheimer zu Fuß die 600 Kilometer von Heidelberg nach Berlin laufen (wir berichteten). Und er hat es tatsächlich geschafft - auch wenn er bis ans Limit gehen musste, wie er jetzt berichtete.

"In dem Moment als ich das Brandenburger Tor berührte, wurde mir schwarz vor Augen. Ich brach zusammen und hatte einen kurzen Blackout", erzählt der 31-Jährige. Die Strapazen für Körper und Geist waren enorm. Ab dem fünften Tag hatte er Konzentrationsstörungen, später sogar Wortfindungsstörungen. Dennoch kam Aufgeben für ihn nicht in Frage. Die größte Gefahr ging für den Läufer von Autofahrern aus. Auf einer Schnellstraße bei Eisenach raste ein Wagen auf ihn zu; Corsis konnte sich nur mit einem Hechtsprung über die Leitplanke retten. Das passierte mehrmals.

Generell erlebte der Läufer viel Zustimmung. Fremde boten ihm Essen, Übernachtungsmöglichkeiten oder Fußmassagen an. Die meiste Hilfsbereitschaft erfuhr er von Obdachlosen: "Sie haben mir oft weitergeholfen; wussten, wo ich mich ungestört ausruhen konnte."

Corsis lief vor allem nachts. Länger als vier Stunden am Stück schlief er nie - meist an Bahnhöfen, hinter Gebüschen, an Bushaltestellen oder in alten Hausruinen. Am sechsten Tag kam der körperliche Einbruch. Seinen linken großen Zeh konnte er kaum noch bewegen, und auch sonst schmerzte der ganze Körper. "Ich habe abwechselnd gelacht und geheult." Dennoch hielt er die letzten 24 Stunden durch - ohne Schlaf. "Die ersten Autos mit Berliner Kennzeichen waren eine riesige Motivation für mich."

Corsis' Fazit nach 600 überstandenen Kilometern? "Von Heidelberg bis Berlin: Die Menschen sind wirklich sehr hilfsbereit. Und Deutschland ist ein unfassbar schönes Land."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung