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Jetzt gibt es in Altenbach kein Lokal mehr
Von Stephanie Kuntermann
Schriesheim-Altenbach. Jetzt gibt es kein Lokal mehr in Altenbach. Ein Schild an der Tür des einzigen Gasthauses im Ortsteil verkündet, dass "Bei UPS" seit dem 1. Januar geschlossen ist (wir berichteten). Es ist das vorläufige Ende einer langen Geschichte, an die sich Eigentümer Edgar Flößer noch gut erinnert.
Im Jahr 1939 kauften seine Eltern das alte Haus in der Hauptstraße und renovierten es. 1950 eröffneten Katharina und Philipp Flößer das "Café Flößer". Neben der winzigen Gaststube war dort ein Tante-Emma-Lädchen untergebracht, in dem die Altenbacher ihre täglichen Einkäufe erledigen konnten. Bis 1968 gab es den Laden, den auch Sohn Edgar Flößer weiter betrieb, sich dann aber entschloss, lieber die Gaststube zu vergrößern und fortan nur noch ein Lokal zu betreiben.
Zuvor wurde aufwendig renoviert, die knapp zwei Meter hohen Decken der alten Bauernstube erhöht und die Sanitärräume erneuert. Zwar war "der Flößer" nun längst eine Speisewirtschaft, die Altenbacher blieben jedoch bei der alten Bezeichnung "Café Flößer". 1994 übernahmen Tochter Martina und ihr Mann Burkhard Larisch das Lokal. Sie führten die Tradition der monatlichen Schlachtfeste weiter, auf der Speisekarte stand deftige Hausmannskost.
"Der Flößer" hielt dem Kneipen-Sterben in den kommenden Jahren stand, während der "Löwe", das Tanzcafé "Ella", das Café "Hoog" und die "Rose" für den Ortsteil heute nur noch Geschichte sind und aus dem "Adler" das Vereinsheim des MGV Liederkranz Altenbach wurde. In der Gaststätte tagten alljährlich die Kerwe-Honoratioren, schnitten den Kerwekuchen an und trafen sich am Kerwemontag zum Knöchel-Essen. Stammtische tagten hier, Vereine wurden im Nebenzimmer aus der Taufe gehoben.
Nach der Kerwe 2012 stellte "der Flößer" seinen Betrieb ein, doch im November desselben Jahres war unter der Regie von Petra und Uwe Siebelist Neueröffnung. "Bei UPS" hieß das Lokal ab sofort, nicht etwa in Anlehnung an einen Paketdienst, sondern als Wortschöpfung aus den Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen der Wirtsleute.
Mit einer hellen Ausstattung präsentierte sich das "UPS" nach der Renovierung. In der neuen Küche wirkte ab sofort Chef Uwe Siebelist und servierte den Gästen bunte Salate, Eigenkreationen und Klassiker mit frischen, regionalen Zutaten. Konzerte, Familienfeste, ein Bauchtanz-Abend, die Kerwe, "Schweizer Wochen" und eine turbulente Faschingsparty fanden hier statt, immer wieder dekorierte die neue Chefin das Lokal liebevoll um, und im letzten Monat trafen sich hier die Altenbacher noch einmal zur Nikolaus-Party mit Prämiierung des schönsten Nikolauses.
Zum 31. Dezember gingen in der Hauptstraße dann die Lichter aus, doch das Wirts-Ehepaar tröstete seine Gäste per Facebook und Internet-Auftritt: "Mit dem Jahresende werden wir unser kleines Restaurant schließen. Das ist aber kein Grund zur Trauer, denn 'Bei UPS' lebt weiter". Ab April, so erfahren die Gäste, eröffnen Siebelists in Heiligkreuzsteinach-Vorderheubach das "UPS Zum Almenstein". Was für die Wirtsleute ein Neuanfang ist, ist für die Altenbacher nichtsdestotrotz unerfreulich, fehlt doch wiederum ein Gasthaus vor Ort.
"Das ist ein Riesenschlag", sagt Ortsvorsteher Alfred Burkhardt. Auch im Hinblick auf die Kerwe, für die es einen "Plan B" gebe. Trotzdem: "Wir sind jetzt alle gefordert, da was auf die Beine zu stellen", so Burkhardt, der in dem Zusammenhang auch an Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger denkt. Edgar Flößer ist ebenfalls auf der Suche nach einem Nachfolger: "Wir hatten schon einen, es war schon fast perfekt." Aber eben nur fast. Flößer könnte sich ein Ladengeschäft vorstellen, lieber wäre ihm aber etwas Traditionelles, "eine Kneipe."
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