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05.02.2014

Der illegale Schleichweg zum Branich wird dichtgemacht

Der illegale Schleichweg zum Branich wird dichtgemacht

Immer wieder kam es am Laubelt zu Verkehrsunfällen. Jetzt soll der illegale Schleichweg zwischen Branich und Tal mit sogenannten 'Leitboys' dicht gemacht werden. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Eine Eigenschaft teilen alle Varianten: Größere Fahrzeuge können sie überfahren. Danach richten sie sich wieder auf. So kommen Rettungsfahrzeuge im Ernstfall durch. Fotos: Feuerwehr Schriesheim/Dorn

Am Donnerstagnachmittag soll die Installation von "Leitboys" abgeschlossen sein - IG Branich stellte dagegen einen wohl chancenlosen Eilantrag

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Autos haben auf dem Weg am Laubelt eigentlich nichts zu suchen. Für Landwirte und Winzer ist die schmale Straße zwar frei, nicht jedoch für den Durchgangsverkehr. Gerade von Bewohnern des Branich wurde das, teils aus Notwendigkeit, teils aus Bequemlichkeit, in den vergangenen Jahren immer wieder ignoriert. Verkehrszählungen bestätigten es: Der Laubelt wird wie eine zweite Abfahrt benutzt. So oft, dass es zuletzt selbst der Vorsitzenden der IG Branich, Isolde Nelles, zu viel wurde. Doch was diese Woche passieren soll, bringt die Engagierte "vom Berg" in Rage. Am Donnerstag werden am Laubelt sogenannte "Leitboys" in der Fahrbahn verankert. Das sind bis zu 80 Zentimeter hohe Sperrpfosten, die den illegalen Schleichweg dichtmachen: "Nachmittags werden sie installiert sein", bestätigte die Pressesprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, Silke Hartmann, auf RNZ-Anfrage.

Mit Datum vom Sonntag hatte der Vorstand der IG Branich bei der Stadt einen Eilantrag gestellt, um die Aussetzung der Schließung zu erwirken. Wohl ohne Erfolg: "Der Eilantrag wird keine aufschiebende Wirkung haben", so Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern in einer ersten Stellungnahme. Die Begründung liegt für den Rathauschef auf der Hand: "Es war noch nie erlaubt, den Laubelt zu befahren. Also haben wir jetzt auch keine Möglichkeit, ihn offen zu halten. Zumal wir vom Landratsamt die Anordnung der Schließung haben." Außerdem, so Höfer, gebe es ja nicht nur die Branich-Bewohner: "Es gibt viele andere Bürger, die hier auf die Einhaltung des Rechts drängen."

Hartmann stützte Höfers Darstellung. Schon im Protokoll der Verkehrsschau im Sommer vergangenen Jahres sei die Notwendigkeit festgehalten worden, die Sperrung zu vollziehen. Nur der Zeitpunkt blieb zunächst offen. Dazu sagte Hartmann gestern, die Stadt habe erst noch die nötigen Wendeflächen bauen müssen. Das sei jetzt geschehen, also können die "Leitboys" kommen. Diese haben die Eigenschaft, dass sie von größeren Fahrzeugen überfahren werden können und sich danach selbstständig wieder aufrichten: "Denn Rettungsfahrzeuge sollen die Absperrung passieren können", betonte die Kreis-Sprecherin.

Nelles besänftigt das offenbar nur wenig. Dem Eilantrag hat sie einen deutlichen Brief an Höfer beigefügt. Schon am 3. Oktober 2011 und am 12. Januar 2012 habe die IG den Bürgermeister schriftlich gebeten, etwas für die Legalisierung des Laubelt zu tun: "Wir fühlen uns in diesem Punkt alleine gelassen." 900 Bürger und 600 Fahrzeuge habe der Branich, und im ganzen Rhein-Neckar-Kreis gebe es nur noch einen Berg mit ähnlichen Anfahrtsschwierigkeiten.

Die Branich-Bewohner würden gerne spüren, so Nelles, dass Höfer das Wohl wirklich aller Bürgerinnen und Bürger am Herzen liege. Nelles fährt mit massiver Kritik am Bürgermeister fort: "Es wäre in den vergangenen Jahren bestimmt kein Fehler gewesen, sich öfter mal auf dem Branich blicken zu lassen und ein Gespräch mit der Branich-IG zu suchen." Schließlich leiste die Interessengemeinschaft "übers Jahr" auch Arbeiten, für die eigentlich die Stadt zuständig sei: "Wir haben gehofft, von Seiten des Rathauses für unser Anliegen große Unterstützung zu erfahren, jedoch haben wir nicht das Gefühl, dass dies der Fall ist." Zudem hätte der IG-Vorstand eine Information erwartet, wenn der Laubelt geschlossen werde. Nelles ist in ihrem Brief überzeugt, dass sich die Aufregung um die "Notabfahrt" legen würde, sobald der Branichtunnel fertig sei. Außerdem seien Kontrollen eine Alternative zur Schließung. Nelles erwartet, dass die Stadt hier Geld kassieren könne. Noch mehr erwartet sie jetzt eine Antwort des Bürgermeisters: "Denn auf meine ersten Briefe habe ich nie eine Reaktion erhalten."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung