Schriesheim im Bild 2023

12.03.2014

Gotthilf Fischer sang mit Schriese

Der 86-jährige Entertainer begeistert Jung und Alt und findet "den besten Chor meines Lebens"

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. "Auf los geht's los." Das war's mit der Ansage, schon startet die Einspielung von "Hoch auf dem gelben Wagen." Ähnlich knapp fällt auch die Ankündigung des Stargasts aus bei "Schriese singt". Festzeltwirt Hans Peter "HP" Küffner beschränkt sich auf das Notwendigste, gratuliert Schriesheim zum Jubiläumsjahr und macht die Bühne frei für Gotthilf Fischer. Küffner hat den Chorleiter und Volksmusikstar engagiert für den Mathaisemarkt-Montag. Er war in früheren Jahren dem "Abend der Vereine" vorbehalten, fiel diesmal allerdings mangels Vereins-Resonanz aus.

Statt zu moderieren, steht GV Liederkanz-Vorsitzender Klaus Urban diesmal als Chorsänger auf der Bühne, das aber erst im späteren Verlauf des Abends. Zunächst gehört die Bühne allein Fischer. So sparsam wie seine Einsätze sind Mimik und Gestik, er fordert das Publikum auf: "Einen Halbton höher", oder ruft "jetzt alle". Küffner macht derweil die Runde und verteilt Liedtexte an den Tischen. "Horch, was kommt von draußen rein" wird als nächstes angestimmt, dann "Alle Vögel sind schon da". Wann hat man das zum letzten Mal gesungen? Egal, der Text ist noch da, nur wenige gucken ins Liedblatt. Allerdings singen zu Beginn auch noch nicht alle. Ganz vorne etwa sitzt eine ältere Dame, sie ist voller Bewunderung. "Man stelle sich vor, wie alt der Herr Fischer ist, und er sieht immer noch so gut aus", schwärmt sie. Singen will sie nicht, dafür fühlt sie sich zu alt. Fischer nicht. Er ist 86, steht schon seit Jahrzehnten auf der Bühne, davon ist seine Stimme etwas brüchig geworden. Ungebrochen ist dagegen sein Credo: "Wir verteidigen das deutsche Volkslied mit aller Gewalt."

"Er sieht so gut aus"

Allzu viel Gewalt braucht er nicht, viele lassen sich bereitwillig zum Singen animieren, vor allem die Mitglieder der Schriesheimer Chöre. In ihren roten und blauen Vereins-Shirts sammeln sich Sängerinnen und Sänger des Liederkranzes und des MGV Eintracht auf der Bühne, einzig die gelben Polohemden des MGV Lyra fehlen. Gesungen wird "Das Weinparadies", beim "Badner Lied" gibt Eintracht-Vizedirigent Markus Hölzel die Chorleitung ab an Fischer. Er hält auch beim "Schriesemer Lied" tapfer mit, zu dessen Ausklang dann Bürgermeister Hansjörg Höfer und die Weinhoheiten auf die Bühne kommen. Fischer ist Routinier, sowohl was seine Handküsse für die Weinhoheiten angeht, als auch die Komplimente ans Publikum, das er "den besten Chor meines Lebens" nennt. Dann gibt es erst mal Autogramme, alte und junge Fans kommen zur Signierstunde, halten ihm Karten hin, CDs mit Rosenmotiv und lassen sich gemeinsam mit ihrem Star fotografieren, bevor dieser unauffällig das Zelt verlässt.

Weiter geht's mit Kalauern von den"Schwäbischen Tratschweibern" und Karaoke: Küffner singt mit Eintracht-Vorsitzendem Helmut Hölzel "Griechischer Wein", mit Markus Hölzel "Michaela" und mit Höfer "Du kannst nicht immer 17 sein". Zu vorgerückter Stunde macht sich der Festzeltwirt schließlich an die Prämiierung des am stärksten vertretenen Vereins: Zuvor erklärte Urban noch, im Falle eines Siegs die ausgelobten 30 halben Hähnchen dem Kinderheim St. Josef stiften zu wollen.

Weil am Ende aber nur noch so wenig "Vereinsmeier" übrig sind, hat Küffner eine salomonische Lösung: Es gibt drei "erste" Preise mit jeweils 20 halben Hähnchen. Sie gehen an Liederkranz, Eintracht und Naturfreunde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung