Schriesheim im Bild 2023

25.10.2003

Japaner lernen von Pfisterer

Schriesheim. (ron) Japans Öko-Winzer schwören auf Georg Pfisterer, den "Ur-Öko" des Bergstraßen-Weinbaus. Schon im zweiten Jahr hintereinander war jetzt eine Winzer-Delegation aus Japan im Weingut Pfisterer zu Besuch und nahm an einer Lese in einem alten Ruländer-Wingert der Lage Kuhberg teil. Knapp 20 Politiker aus der Region Tokushima ließen sich von Pfisterer und seinem Sohn Hans Tipps für den Öko-Weinbau zuhause geben. Alle Teilnehmer befassen sich mit dem Einsatz der ökologischen Landwirtschaft in Japan und wollten nun auch von den bisherigen Erfahrungen in Deutschland profitieren.

Der besichtigte Weinberg liegt in der Lage Kuhberg unterhalb der Strahlenburg in Schriesheim und wird seit exakt 30 Jahren ökologisch bewirtschaftet. Seit dieser Zeit wurden weder Mineraldünger noch irgendwelchen synthetisch hergestellten Spritzmittel verwendet. Der Bewuchs entspricht der natürlichen Vegetation im Weinberg und wird natürlich nicht abgespritzt sondern gemäht. Das Mähgut bleibt als Mulch auf dem Boden liegen, wird zu Humus umgewandelt und düngt dadurch den Boden. Je höher der Humusgehalt im Boden, desto höher ist auch die Wasseraufnahmekpazität des Bodens, was besonders in trockenen Jahren wie 2003 von Vorteil ist. Zudem führt das aktive Bodenleben und damit der gesunde Boden dazu, dass die Reben widerstandsfähig gegen Krankheiten sind, erklärten die beiden Pfisterers den Gästen. Der Schlüssel für den Erfolg im ökologischen Weinbau liege also in erster Linie in der Schaffung und Pflege des aktiven Bodenlebens. Hans Pfisterer sprach auch die eventuellen Flurbereinigung an; sie würde größtenteils das Bodenleben zerstören und eine ökologische Bewirtschaftung noch viel schwieriger machen. Die Winzer aus Asien erlebten übrigens einen denkwürdigen Nachmittag. Die in dem Weinberg geernteten Trauben sprengten die Öchlsewaage, so etwas hatten sie noch nie erlebt. Der Messbereich des eingesetzten Refraktometers endete bei 130 Grad Öchsle - dann zeigte er nicht mehr an.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung