Schriesheim im Bild 2023

14.11.2014

Finissage im Schriesheimer Museum Théo Kerg: Frau Ribeiros Sinn für Kunst

Das Publikum mochte die Werke der Portugiesin Ana Luisa Ribeiro - Auch wenn sie nicht leicht zu deuten sind
Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. "Zitate und andere Abweichungen" hieß die Sonderausstellung im Museum Théo Kerg, die am Sonntag zu Ende gegangen ist. Die "Finissage" war noch einmal gut besucht, Museumskuratorin Lynn Schoene zog eine positive Bilanz: "Die Resonanz war gut, sowohl bei der Eröffnung als auch während der Ausstellung." Dass so viele die Werke von Ana Luisa Ribeiro sehen wollten, wertete sie als "Kompliment für eine ungewöhnliche Künstlerin".

Die machte mit den Besuchern noch einmal einen Rundgang durch die Ausstellung, begleitet von Kunsthistorikerin Dr. Eliana De Simone. Passenderweise hing gleich am Eingang das Bild einer nächtlichen Landschaft, über das quer mit großen Buchstaben das Wort "Prologo" geschrieben war. Portugiesisch, Ribeiros Muttersprache, ebenso wie Französisch. Dazu sind Englisch und Deutsch diejenigen Sprachen, die der Künstlerin aufgrund ihrer Biografie geläufig sind und die in den Bildern immer wieder vorkommen. Manche sind gestaltet wie geöffnete Bücher mit Text- und Bildteilen, mit Seiten, die manchmal wirken, als ob Licht auf sie fällt. Klar sind die geschrieben Botschaften fast nie. "Man muss immer erraten, was dahintersteckt", so De Simone. Aus dem Fragment "Wirk" werde beim Betrachter "Wirklichkeit", anderes bleibe geheimnisvoll wie die Zeile "wohl gerade woanders". Darunter ein flüchtiger Pinselstrich, der für "woanders" stehen könnte. Neben Einzelbildern, zumeist ohne Titel, gehören zu Ribeiros Werken auch Serien wie "Book of (h)ours". Was auf Deutsch nicht nur "Stundenbuch" heißt, sondern "Unser Buch": Die zwölf kleinformatigen, sorgfältig gestalteten Bilder beziehen sich auf die großen Kunstausstellungen der Welt. "Auf die Trends und die Sachen, die man unbedingt machen muss in der Kunstszene", so Ribeiro. Kleine ironische Anspielungen auf die Kunstszene sind überall in den Bildern versteckt, zart gemalte Blüten und goldfarbene Hintergründe erinnern daneben an mittelalterliche Handschriften. Skeptisch steht Ribeiro Festlegungen und Verallgemeinerungen gegenüber, etwa den Behauptungen in einer Kunstbuchreihe, die "die besten Maler der Welt" darstellen wollte. "Aber wer legt das fest", fragte sie, "wer sagt, dass ein Bild von Picasso besser sein soll als das eines Zeitgenossen?" Weshalb Ribeiro auch aus diesen Büchern "zitierte", Textzeilen übernahm oder auch winzige Bildausschnitte vergrößerte. "Ich sammle Sachen, die ich schön finde", erklärte sie dazu, "manchmal Bilder, manchmal Texte."

Neben den Serien waren immer wieder Landschaftsszenen zu sehen, oft in satten Grün- und Blautönen gehalten, manchmal verwischt wie der Blick aus einem Autofenster: "Dropping down from the clouds in a strange land"("Aus den Wolken in ein merkwürdiges Land fallen"), schrieb sie neben das unscharfe Bild eines Gebäudes.

Eine Tankstelle? Eine Schule? Oder war das nicht wichtig, weil die Unschärfe auf Bewegung hindeutete, darauf, dass der Betrachter das "merkwürdige Land" bald wieder verlassen würde? Am Ende der Ausstellung hing noch einmal ein gemaltes "offenes Buch". Wieder versehen mit einem passenden Titel: "Epilogo."

Die nächtliche Landschaft in meergrünen und tintenblauen Tönen bezog sich auf den Anfang der Ausstellung, war sozusagen ein Zitat im Zitat. Schöne Farben, eine unterschwellige Unruhe und der Eindruck von Bewegung auch hier. Doch blieb für den Betrachter das Gefühl, dass sich der Kreis schloss.

Schöne Farben, eine unterschwellige Unruhe und der Eindruck von Bewegung. Das macht die Kunst von Ana Luisa Ribeiro (re) aus. F: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung