Schriesheim im Bild 2023

10.11.2003

"Turner brauchen vor allem die, die das Netz halten"

Klaus Kinkel Ehrengast beim 20. Geburtstag des FDP-Ortsverbandes Schriesheim - Bernhard Scharf mit Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet

Klaus Kinkel (l.) überreichte Bernhard Scharf die Heuss-Medaille. Foto: Dorn

Schriesheim. (keke) "Es tickt ganz leis´ im Sauerkraut": Nein, es war keine Bombe, welche die Jubiläumsfeier anlässlich des 20. Geburtstags der Schriesheimer FDP am vergangenen Wochenende hätte hochgehen lassen können. Mit einer bebilderten Reise in die Vergangenheit entführte vielmehr Stadträtin Birgit Arnold, musikalisch umrahmt vom "Schriesheimer Swingtett", die rund 60 Geburtstagsgäste im "Neuen Ludwigstal" bis an die Wiege, in der der liberale Ortsverband am 18. Juli 1983 im Gasthaus "Zum Adler" das Licht der Welt erblickt hatte. Und im Verlauf der nachfolgenden Jahre des Heranwachsens und Reifens nicht nur mit politischen Highlights wie der Initiierung des mittlerweile zum "Who ist Who" der baden-württembergischen Landespolitik gewordenen Mathaisemarkt-Treffs, sondern auch mit gesellschaftlichen Aktivitäten zu einer wichtigen Kraft in der Weinstadt wurde.

Nur wenn ein Ortsverband "funktioniere" könnten Wahlkämpfe gewonnen werden, machte Arnold auf ihrer Zeitreise zugleich deutlich, dass diese sowohl das Rückgrat als auch die Seele einer Partei darstellten. "An der Basis wird vieles ausgebügelt, was in der hohen Politik oftmals falsch gemacht wird". Dass viele der Schriesheimer FDPler auch schon vor 20 Jahren aktiv mit dabei gewesen und den OV "ermutigt, treu begleitet und unterstützt" hätten, unterstreiche den hier vorhandenen "familiären Charakter".

Als prominentester Gratulant ("Als Turner oben im Zirkuszelt braucht man vor allem die, die unten das Netz halten") weilte Ex-Außenminister Klaus Kinkel in der, so Ortsverbandsvorsitzender Wolfgang Renkenberg "mehr durch Qualität als durch Quantität bestechenden" Runde. Zwar gab der sich zuvor in langjähriger außenministerieller Tätigkeit auf dem glatten politischen Parkett nie einen Ausrutscher leistende Politiker der erfolgreichen Turniertänzerin Birgit Arnold - wie bereits zuvor einmal bei einem Landespresseball geschehen - bei deren wiederholter Aufforderung zum "Wiener Walzer" erneut einen Korb. Diesmal war es angeblich "der Meniskus". Ansonsten aber machte der 67-jährige politische Unruheständler in seiner kurzweiligen "Weltschau" durch die vergangenen zwei Jahrzehnte nationaler und internationaler Geschichte eine ausgesprochen gute Figur.

Neben den örtlichen "liberalen Urgesteinen" und Gründungsmitgliedern Bernhard Scharf und Kurt Trippmacher reihten sich auch Schriesheims Weinkönigin Christina I., die ehemaligen Bundes- und Landtagsabgeordneten Roland Kohn und Lieselotte Schweikert, Kreisvorsitzender Gunter Zimmermann, Vertreter der "Julis" und der CDU sowie Bürgermeister-Stellvertreter Heinz Kimmel von den Freien Wählern in die Schar der Gratulanten ein. Der überbrachte zugleich die "von ganzem Herzen kommenden Glückwünsche" des in Uzes weilenden Stadtoberhauptes Peter Riehl. Angesichts vorangegangenen "nicht immer pflegeleichten Umgangs miteinander" hatte sich Kimmel zuvor aber noch einmal bei dem "Schwarzen Peter" "ausdrücklich rückversichert", dass diese "guten Wünsche" "auch wirklich" von Herzen kämen: "Sonst hätte ich das nicht gesagt!"

Bei der Gründung des Ortsverbandes sei er nach vorheriger Tätigkeit als Präsident des Bundesnachrichtendienstes gerade Staatssekretär im Justizministerium gewesen, schlug der "immer noch nicht mit seinem Namenszug im Goldenen Buch der Stadt verewigte Ehrenpate des Madonnenbergs" in einem "20-Jahre-Rückblick" den Bogen zu dem Geburtstagskind. Habe die Bundesrepublik damals sowohl von wirtschaftlicher als auch politischer Warte aus gesehen zu den angesehensten Partnern der Welt gezählt, so sei davon heute nicht mehr viel übrig geblieben, band Kinkel seinen Grünen-Nachfolger auf dem Außenministerposten ebenso in harsche Kritik ein wie den jetzigen Regierungschef.

"Kreis, Region und Land haben ihm viel zu verdanken", ehrte Kinkel Bernhard Scharf mit der höchsten Auszeichnung der Liberalen, der Theodor-Heuss-Medaille. Der zwei Mal wiedergewählte ehemalige Landtagsabgeordnete habe "nicht nur auf der Zuschauertribüne gesessen, sondern ist in selbstlosem Einsatz auch zu den Menschen hinunter gestiegen. Als "Urgestein" und OV-Mitgründungsmitglied mit ins Rampenlicht gestellt wurde zudem Kurt Trippmacher.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung