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13.05.2015

Nur noch Volksbank Kurpfalz: H+G-Bank wird Geschichte

In der Vertreterversammlung stimmten am Montagabend 99 Prozent dem Vorschlag zu, den Banknamen schlanker zu machen

Heidelberg. pop/hö. Bis zum Sommer, wenn die Eintragung ins Genossenschaftsregister wirksam wird, wird der Traditionsname "H+G-Bank" ganz verschwinden. Am Montagabend, 11. Mai, billigte die Vertreterversammlung der bisherigen Volksbank Kurpfalz H+G-Bank mit 99 Prozent Ja-Stimmen den Vorschlag des Vorstandes, zukünftig nur noch Volksbank Kurpfalz zu heißen. 224 Vertreter votierten dafür, drei sagten Nein, und weitere drei enthielten sich ihrer Stimme. Und damit ändert sich auch das Logo leicht: Von der "Bank mit dem Plus" ist nicht mehr die Rede, schließlich steckte das Plus ja in der H+G-Bank.

Vorstandsvorsitzender Friedrich Ewald hatte recht behalten: Bereits am Montagvormittag war er im Gespräch mit der RNZ sicher, dass die Vertreterversammlung die Namensänderung ohne Probleme würde passieren lassen. Zudem habe es in den letzten Monaten drei Gesprächsforen im Geschäftsgebiet der Bank und eine Kundenbefragung gegeben - und jedes Mal kam heraus, dass der alte Name einfach zu sperrig sei. Einmal abgesehen davon, dass kaum jemand außerhalb Heidelbergs etwas mit "H+G-Bank" anfangen könnte. Da sei ja noch nicht einmal klar, dass es sich um eine Volksbank handele.

Vor der Abstimmung hatte Ewald der Versammlung die Vorteile der mit dem neuen Namen verbundenen Satzungsänderung erklärt. So könnten beispielsweise die Werbekampagnen des Bundesverbands "genutzt werden, um die Marke der Volksbanken und Raiffeisenbanken zu stärken". Überdies sei die Zugehörigkeit zum genossenschaftlichen Finanzverbund dieser beiden Banken "eindeutig gegeben". Noch dazu sei man als Arbeitgeber, Steuerzahler, Partner des Mittelstandes sowie Unterstützer sozialer, kultureller, sportlicher und karitativer Projekte ein "starker Partner in der Kurpfalz". Außerdem würden sich, so Ewald, sich "alle Kunden und Mitarbeiter in dieser Region wiederfinden".

Einer der Vertreter, die für "Volksbank Kurpfalz" stimmten, war auch Klaus Winkler, der Vorsitzender der Kirchheimer Chorgemeinschaft Eintracht-Sängerbund ist. Als Grund dafür nannte gegenüber der RNZ, dass ihm der alte Name einfach zu lang gewesen sei. Schließlich habe es sich bei diesem um ein "Konstrukt" gehandelt, "weil man damals eben die alten H+G-Bänker miteinbezogen hat".

Die große Einmütigkeit währte auch noch bei anderen Tagesordnungspunkten: Alle Aufsichtsräte wurden einstimmig wiedergewählt, und angesichts einer guten, wenn auch nicht berauschenden, Bilanz gab es auch seitens der Vertreter Lob für die vier Vorstandsmitglieder Friedrich Ewald, Bernhard Carl, Thomas Götz und Michael Hoffmann. Ewald wird zum Jahresende in Pension gehen, daher wurde der Sandhäuser Hoffmann zum 1. Januar neu in den Vorstand aufgenommen.

Den vermeintlich so traditionsreichen Namen H+G-Bank gab es so erst seit 20 Jahren: Das Institut wurde 1858 als Heidelberger Vorschussverein gegründet, hieß ab 1870 Gewerbebank und nannte sich 1919 in Handels- und Gewerbebank um, was 1995 zu H+G-Bank verkürzt wurde. 1976 fusionierte sie mit der Raiffeisenbank Handschuhsheim, in den Jahren 2000 und 2001 kamen schließlich die Volksbanken Ziegelhausen und Kurpfalz dazu. Seitdem hing die "Kurpfalz" offiziell der H+G-Bank an. 2009 fusionierte die H+G-Bank mit der Volksbank Neckar-Bergstraße, die selbst zehn Jahre zuvor aus dem Zusammenschluss der Volksbanken Schriesheim, Ladenburg, Hirschberg und Lützelsachsen entstanden war.

HINTERGRUND

Die Volksbank Kurpfalz ist als Name traditions-, aber nicht ruhmreich. Sie entstand aus dem 1877 gegründeten Kirchheimer Vorschussverein, der späteren Kirchheimer Volksbank. Zu ihr kamen zwischen 1970 und 1980 die Spar- und Kreditbanken St. Ilgen, Rohrbach und Heidelberg. Das Institut mit seinen 150 Mitarbeitern und 15 000 Mitgliedern war für die damals sehr kleingliedrige Bankenlandschaft recht stattlich, 1998 kam der tiefe Sturz: Die Staatsanwaltschaft durchsuchte die Kirchheimer Bankzentrale. Dem damaligen Vorstand wurde der Vorwurf der Untreue gemacht, weil er ab Mitte der neunziger Jahre zu großzügig Kredite vergeben hatte. Es gärte innerhalb der Bank, erst wurde der Aufsichtsrat nicht entlastet, schließlich abgewählt. Es war klar, dass sich die Volksbank Kurpfalz nicht selbst sanieren konnte, auch wenn als Sanierer Bernhard Carl geholt worden war. Er betrieb 2001 die Fusion mit der etwa gleich großen, aber ungleich gesünderen H+G-Bank. 2008 redete die H+G-Bank Kurpfalz erfolglos mit der Volksbank Weinheim über ein Zusammengehen, im Jahr drauf wurde man mit der Volksbank Neckar-Bergstraße einig, die etwa halb so groß war. Als neuen Namen wählte man "Volksbank Kurpfalz - H+G-Bank". hö

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung