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29.01.2016

Sperrung der Schriesheimer Mehrzweckhalle "schwer wiegende Geschichte"

Gemeinderat beschäftigte sich mit Sperrung der Mehrzweckhalle - Wahllokale für Landtagswahl verlegt - Gespräch mit Statiker


Schriesheim. (sk/cab) Die Sperrung der Mehrzweckhalle und ihre Folgen haben auch den Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch nicht kalt gelassen. Wie berichtet, wurden in vier von zehn Trägern der inneren Dachkonstruktion Bohrungen gefunden, die dort nicht hingehören. Solange nicht klar ist, welche Schäden die Statik dadurch genommen hat, bleibt die Halle zu - für alle Nutzungen.

"Das ist eine ganz schwer wiegende Geschichte", mahnte Christian Wolf (GL) in den "Anfragen aus dem Gemeinderat". Es sei wichtig zu klären, wer diese Veränderungen wann vorgenommen habe. "Das verlangt Aufklärung", pflichtete ihm Daniel Schneegaß (CDU) bei. Im Rahmen der energetischen Sanierung sei die Halle doch erst geprüft worden, wunderte sich Jutta Becker (FW).

Verantwortlicher Statiker ist der Schriesheimer Andreas Runge, Geschäftsführer des in Mannheim ansässigen Ingenieurbüros "Herzog und Partner". Mit ihm sprach die RNZ gestern. Runge korrigierte einige Informationen, die die Stadtverwaltung am Mittwoch gegeben hatte. Richtig sei zwar, dass ohne Kenntnis der Stadt Anker in vier Träger, sogenannte Binder, gesetzt worden seien: "Aber 20 Bohrungen sind es nicht", so der Statiker. Die genaue Anzahl und wie tief die Löcher in die Konstruktion reichen, werde derzeit überhaupt erst ermittelt. Auch sei nicht richtig, dass der Umfang der Beschädigung durch eine Röntgenuntersuchung nachgewiesen werde. Ein Radarverfahren komme hier zum Einsatz, möglicherweise auch eine Magnetfeldmessung. Für beides bedürfe es eines Spezialunternehmens.

Runge betonte zudem, es bestehe keine Gefahr, dass die Halle sofort einstürzt: "Sonst würde ich da sicher keinen Mitarbeiter von uns hineinschicken." Vorteilhaft sei, dass kein Schnee auf dem Hallendach liege: "So haben wir eine Lastreserve. Aber solange der genaue Schaden und sein Umfang nicht bekannt sind, müssen wir auf Nummer Sicher gehen." Dass die Ergebnisse nach den Faschingsferien vorliegen sollen, bestätigte Runge: "Ja, das ist mein Zeitplan."

So lange konnte Ordnungsamtsleiter Willy Philipp aber nicht warten. Zwar sind es noch sechs Wochen bis zur Landtagswahl, doch bereits jetzt musste er entscheiden, dass die Mehrzweckhalle diesmal als Wahllokal ausscheidet. Schon vor einigen Tagen mussten die Wahlbenachrichtigungen gedruckt werden, auf denen der Wähler erfährt, in welchem städtischen Gebäude er sein Kreuzchen machen darf. Sozusagen in letzter Minute stoppte Philipp den Druck der Formulare und ließ bei Wählern der Wahlbezirke 1 bis 3 die Adresse des Wahllokals ändern. "So sind wir auf der sicheren Seite", sagt der städtische Verantwortliche für die Wahl-Organisation. Betroffen sind rund 1800 Wahlberechtigte. Sie gehen am 13. März in die Kurpfalz-Realschule zur Stimmabgabe, wo Philipp bereits weitere Räume organisierte. Hinweisschilder an der Mehrzweckhalle und vor der Schule sollen am Wahltag für Klarheit sorgen.

Nicht lange warten konnte auch der Kraft-Sport-Verein. Noch am Mittwochabend sagte der KSV seinen beliebten Kinderfasching ab, der für Sonntagnachmittag vorgesehen war: "Wir tun uns sehr schwer damit, aber nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, gingen wir auch dieses Mal von einem großen Zuspruch aus", so die stellvertretende Vorsitzende, Gabriele Katz. Auf die eigene, aber kleinere KSV-Halle auszuweichen, wäre daher nicht möglich gewesen.

Denn Kinder wohlmöglich wieder nach Hause schicken zu müssen, konnte sich Katz nun überhaupt nicht vorstellen: "Wir bedauern die Absage außerordentlich. Zumal es sich um eine Feier für Kinder handelt und alle immer mit so viel Freude und Spaß dabei sind. Aber wir müssen die Anweisungen der Stadt Schriesheim befolgen." Sie wisse, so Katz, dass viele Kinder nun sehr enttäuscht seien. Der KSV ist es auch: "Wir wären gerne die Gastgeber gewesen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung