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28.02.2016

Nach 30 Jahren kommt die Schriesheimer Weinkönigin wieder aus Hohensachsen

Katrin Hartmann wurde offiziell im Zehntkeller vorgestellt - Prinzessinnen aus Schriesheim und Ritschweier

on Carsten Blaue

Schriesheim/Weinheim. Seit 63 Jahren gibt es das Amt der Schriesheimer Weinkönigin. Doch erst zum zweiten Mal überhaupt in dieser langen Historie kommt die höchste Repräsentantin des Schriesheimer Weins und seiner Winzer aus Hohensachsen: Vorstand und Aufsichtsrat der Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG) haben Katrin Hartmann, Weinprinzessin des zu Ende gehenden Amtsjahres, einstimmig zur neuen Weinkönigin gewählt.

Die 19-Jährige übernimmt die Krone genau 30 Jahre nach Birgit Forschner, die 1986 die erste Weinkönigin aus dem Weinheimer Ortsteil war. Von Hohensachsen aus das Tal aufwärts und in den Odenwald hinein liegt das Örtchen Ritschweier, das ebenfalls zur Großen Kreisstadt gehört. Hier wohnt Kathrin Kippenhan, die Katrin Hartmann als Weinprinzessin ebenso zur Seite stehen wird wie Vanessa Baumann, die dieses Jahr die einzige Schriesheimerin im Trio der Weinhoheiten ist. Gekrönt werden sie im Festzelt am Freitag, 4. März - zum Auftakt des 437. Mathaisemarkts. Gestern Abend wurden Katrin, Vanessa und Kathrin im Zehntkeller offiziell vorgestellt.

"Die Drei sind ein gutes Team", freute sich der Vorstandsvorsitzende der WG, Friedrich Ewald, schon im Vorgespräch: "Sie setzen die Tradition ihrer Vorgängerinnen fort, indem sie zusammenstehen. Daher können sie ihrem Amtsjahr gelassen entgegenblicken." Die zweite Prinzessin des Amtsjahres 2015, Lisa Menges, habe aus Studiengründen für das Amt der Weinkönigin passen müssen. Auch mit Blick auf Vanessa und Kathrin, die beide noch Schülerinnen sind, erwähnte Ewald ein "kleines Phänomen": "Immer mehr Abiturientinnen machen nach ihrem Abschluss ein Auslandsjahr, sodass sie trotz Interesse nicht zur Verfügung stehen." Bei Katrin Hartmann war das anders. In den Beginn ihrer Amtszeit als Weinprinzessin fielen vergangenes Jahr die letzten Abiturvorbereitungen. Nach den bestandenen Prüfungen absolviert sie inzwischen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Gemeinde Hirschberg. Hier ist sie im Familienbüro und in der Kernzeitbetreuung der Grundschule Großsachsen tätig.

Ihre Bezüge zu Schriesheim, Amt und Wein sind familiärer Art und vielfältig. Im Jahr 1990 war ihre Tante, Gabi Hartmann, als Prinzessin die vorerst letzte Weinhoheit aus Weinheim gewesen. Schon Katrins Großvater, Winfried Hartmann, war WG-Mitglied, und auch ihr Vater, Winzermeister Walter Hartmann, ist Schriesheimer Genossenschaftler. Entsprechend ist Katrin mit dem Weinbau quasi aufgewachsen, und ihre Tante weckte früh bei ihr den Wunsch, am Krönungsabend auch mal selbst auf der Bühne zu stehen.

Ein Bezug der neuen Weinkönigin zu Schriesheim ragt heraus, ist sie doch die Urenkelin des Ehrenbürgers, Peter Hartmann. Der 101-Jährige sei natürlich besonders stolz und werde sich den Krönungsabend sicher nicht entgehen lassen, wie seine Tochter Gerlinde sagte. Als Hobbys gibt die neue Weinkönigin Backen, Fotografie und Jugendarbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Hohensachsen an. Befreundet ist Katrin Hartmann übrigens mit Georg Kippenhan, dem Bruder von Weinprinzessin Kathrin. Katrin und Kathrin verbindet zudem ihr Geburtstag: Beide wurden am 28. Januar geboren.

Kathrin Kippenhans Interessen sind "CrossFit" und Fußball. Sie ist wie ihre ganze Familie mit der Sportgemeinde Hohensachsen (SGH) verbunden - sei es mit der Schwimmabteilung oder eben wie in Kathrins Fall mit den Fußballern. Sie selbst spielt in der A-Jugend, aus der wieder eine neue Frauenmannschaft hervorgehen soll. Zudem trainiert Kathrin die "Bambini". "Im sportlichen Bereich", wie sie sagte, strebt Kathrin ein FSJ an, nachdem sie das sozial- und gesundheitswissenschaftliche Gymnasium an der Weinheimer Helen-Keller-Schule nach dem zweiten Jahr verlassen wird.

Die 18-Jährige hat ebenfalls von klein auf besondere familiäre Bezüge zum Wein. Der Müller Thurgau-Weinberg der Kippenhans, unweit des "Kalten Herrgott", hat schon so manchen ortsfremden Wanderer überrascht. Denn wer erwartet noch einen Wingert im Vorderen Odenwald, jenseits der Bergstraßenhänge? Es ist der höchstgelegene Weinberg der Badischen Bergstraße. Kathrins Mutter Anne wurde darüber hinaus vergangenes Jahr in den Aufsichtsrat der WG gewählt. Ein Amt, das auch schon Kathrins Großvater, Norbert Kippenhan, bekleidete. Genossenschaftswinzer war bereits ihr Urgroßvater Fritz. Ihr Vater, Karl Friedrich Kippenhan, ist ebenfalls WG-Mitglied - und darüber hinaus Ortsvorsteher von Ritschweier.

Stellvertretender Vorstandschef der Winzergenossenschaft ist Karlheinz Spieß, der Onkel von Weinprinzessin Vanessa Baumann. Spieß sprach sie früh auf das Amt der Weinhoheit an. Das wurde der 17-Jährigen auch von ihrer Cousine und Weinprinzessin des Jahres 2010, Saskia Kuppel, schmackhaft gemacht. Eine weitere Cousine wird gemeinsam mit Vanessa beim Krönungsabend auf der Festzeltbühne stehen: Erstmals wird die siebenjährige Emily Spieß neben Helen Markmann und Mia Waldenmayr "kleine Weinhoheit" sein.

Vanessa ist Schülerin der zwölften Klasse am Wirtschaftsgymnasium der Johann-Philipp-Reis-Schule in Weinheim. Bei einer zweitägigen Aushilfstätigkeit konnte Vanessa hinter die Kulissen der WG schauen.

In ihrer Freizeit ist sie Rückhalt im Tor der zweiten Damen-Handballmannschaft des TV Schriesheim. Außerdem spielt sie Saxofon. Auch liest und malt sie gerne und jobbt als Aushilfe im "Café Linde". Für die Hobbys werden die Weinhoheiten in ihrem Amtsjahr sicher weniger Zeit haben. Was sie erwartet, weiß Katrin aus ihrer Zeit als Prinzessin: "Es war ein Jahr voller Erfahrungen. Ich habe mich immer auf die Termine gefreut - auch weil ich Stefanie und Lisa wiedergesehen habe. Wir haben viele interessante Menschen getroffen und viel gelernt." Auch vertrat Katrin ihre Weinkönigin Stefanie ein paar Mal, sodass sie selbst ein wenig "Königinnenluft" schnuppern konnte. Bis zum Wunsch, selbst die Krone zu tragen, war es da nicht mehr weit.

Katrin sagte, es sei besonders wichtig, dass sich die Weinhoheiten verstehen: "Und dass wir ehrlich zueinander sind." Sicher gebe es auch mal Meinungsverschiedenheiten: "Aber wenn man das offen anspricht, kann man es klären." Ferner müssten die Hoheiten aufeinander achtgeben - und zum Beispiel schauen, ob die Krone richtig sitzt. Außerdem dürfe man sich nicht immer alles so zu Herzen nehmen, was man als Weinhoheit erlebe. Daher Katrins Rat an ihre Weinprinzessinnen: "Ein bisschen locker bleiben und die Zeit genießen."

Die Krönungszeremonie wieder mehr in den Mittelpunkt des Krönungsabends zu stellen, hält Katrin für eine "gute Idee": "Ich bin gespannt auf die Umsetzung." Die Weinhoheiten stehen also in den Startlöchern. Auch ihre Dirndl haben sie schon. Gut 90 Minuten brauchten sie für die Auswahl im "Chalet Sylvie" in Wiesbaden. Nur drei Kombinationen probierten sie, dann war ihr Outfit gefunden: "Das ging recht schnell", sagte Katrin.

Der Vater der Weinkönigin wird im Festzug den Schlepper fahren, der den Wagen der Weinhoheiten zieht. Für sie ist es der schönste Termin des Mathaisemarkts. Auch schön, aber aufgrund der Größe des Festzelts anstrengend, sei der Altenfrühschoppen: "Man möchte ja auch wirklich mit möglichst vielen Senioren sprechen." Etwas Lampenfieber habe sie vor der Mittelstandskundgebung mit Festredner Sigmar Gabriel, gab Katrin zu: "Die Rede muss ich noch schreiben." Auch das wird ihr sicher gut gelingen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung