Schriesheim im Bild 2023

19.04.2016

Schriesheim: Drohen die Rohre unter dem Burgweg zu brechen?

Stadt informierte über die Kanal- und Wasserleitungssanierung im Burgweg - Diese beginnt im Juni

Schriesheim. (sk) Das Bild erinnerte an Abbildungen von verkalkten Arterien: Ein runder Querschnitt, der durch Ablagerungen verkleinert und irgendwann zum Problem wird. Allerdings wurde die Aufnahme nicht in einem menschlichen Körper, sondern im Erdreich unter dem Burgweg gemacht und zeigte eine alte Abwasserleitung. Mörtel oder übrig gebliebener Putz von Baustellen landeten im Abwasserkanal, wo sie aushärteten. "Und dahinter staut sich der Unrat und fängt an zu stinken", erläuterte Erich Schulz recht anschaulich.

Der Hirschberger Bauingenieur leitet die Kanalsanierung in der Straße, die ab Mitte Juni durchgeführt werden soll und für die ein Betrag von 110.000 Euro im Haushalt eingeplant ist. Gestern stand Schulz im Rahmen einer Bürger-Informationsveranstaltung im Rathaus Rede und Antwort und begann mit einer Bestandsaufnahme.

Bei Untersuchungen seien "erhebliche Schäden" festgestellt worden: Risse, Scherben, Wasserein- und -austritte, stellenweise fehlende Teile. Im Laufe der Jahrzehnte wurden Rohre aus PVC, Beton und Steinzeug verlegt und grob geflickt. Die Schäden könnten zum Brechen der Rohre, im schlimmsten Fall zum Absacken der Straße führen.

Erschwerend komme die Topografie hinzu, verwies Schulz auf weitere Fotos, die die Einmündung der schmalen, steilen Straße zeigten. "Aber das wissen Sie ja alles selbst", wandte er sich an die Anwohner, die nickten. Saniert werden soll bis zur Hausnummer 26, ausgenommen ist, das zeigte ein Lageplan, eine Stichstraße mit sechs Häusern. Betroffen ist indirekt auch der Huberweg, denn er soll während der Arbeiten als beidseitig befahrbare Ausweichstrecke genutzt werden. Bürgermeister Hansjörg Höfer wies schon jetzt darauf hin, dass die dortigen Anlieger während dieser Zeit keine Autos am Straßenrand parken dürfen; gleiches gelte für den Rappenbuckelweg.

Geplant seien zwei Bauabschnitte, fuhr Schulz fort. Im ersten, zwischen Schmaler Seite und Abzweig Huberweg, sollen neue Rohre in die alten Leitungen verlegt werden. "In den anderen Bereichen sind die Rohre so schadhaft, dass sie ausgetauscht werden müssen", erklärte der Ingenieur.

Allerdings sollen die alten "Leitungstrassen" genutzt werden, die zum Teil in den Fels gemeißelt wurden. Streckenweise liege der Kanal sehr dicht an den Häusern: "Wir haben da nur wenig Spielraum." Hausanschlüsse könnten in Absprache mit den Bewohnern verlegt werden, gebaut werde abschnittsweise, danach komme eine provisorische "Schwarzdecke" auf die Straße.

Frischwasser soll über eine Notversorgung in einer desinfizierten Leitung zu den Haushalten gelangen: "Es wird keine nennenswerten Unterbrechungen der Wasserversorgung geben." Aber, so Schulz: Weil man in den Bestand baue, sei nie sicher, ob man beim Öffnen der Straße nicht auf unbekannte Leitungen stoße, die für Komplikationen sorgen könnten. Apropos Leitungen: Derzeit sei noch nicht klar, ob auch Gas-, Strom- und Telefonleitungen mit erneuert werden sollen. Allerdings soll ein Glasfasernetz für schnelleres Internet verlegt werden.

Kritisch werde die Verkehrssituation im zweiten Bauabschnitt: "Wir wollen keine Hoffnungen wecken, dass Sie täglich mit dem eigenen Fahrzeug an ihr Haus kommen." Allerdings soll in engem Kontakt mit den betroffenen Anliegern gesprochen werden; Dialysepatienten müssten in die Klinik gelangen, Anlieferungen durch LKW könnten ermöglicht werden, sofern die Baufirma rechtzeitig Bescheid wisse. Ansonsten könnten während der Bauarbeiten keine LKW in den betroffenen Straßen fahren.

Ende Oktober, spätestens Mitte November soll die Sanierung abgeschlossen sein. "Wenn nicht, dann gibt es eine provisorische Lösung", erklärte Schulz, "denn wir wollen auf keinen Fall mit einer Baustelle in den Winter gehen." Fast alle Fragen waren damit beantwortet; ein Anwohner bat allerdings darum, für eine geregelte Verkehrsführung zu sorgen. Bei der letzten Baustelle sei die "unter aller Kanone" gewesen. Andere beklagten stinkende Gullys, wollten Details zu den Hausanschlüssen wissen oder zur Erreichbarkeit zu Fuß oder mit dem Rad.

Bevor es losgehe, informierte Harald Regelien von der WVE zum Schluss, werde noch ein Beweissicherungsverfahren durchgeführt. Dabei macht die Gesellschaft Aufnahmen aller betroffenen Häuser, um im Zweifelsfall sicherzustellen, ob Schäden oder Risse schon vor Baubeginn bestanden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung