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28.04.2016

Schriesheim: Das Kerg-Museum zeigt die "Schimmelkultur"

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Nicht jeder hat ein Auge für die künstlerische Schönheit von Schimmelkulturen oder von Fraßgängen, die Ameisen und Käfer in Totholz hinterlassen. Die Ausstellung "PLASMA", die jetzt im Museum Théo Kerg eröffnet wurde, könnte die Sichtweise verändern.

Wie bereits berichtet, präsentieren mit Fritz Eicher aus Bad Dürkheim und Hartmuth Schweizer aus Walldorf zwei Künstler ihre Werke, die eine besondere Beziehung zu den Naturwissenschaften haben. Bei der Vernissage verglich Kunsthistorikerin Dr. Maria Lucia Weigel den schöpferischen Prozess mit der Erkundung der Welt. Ihren Worten nach besticht die Ausstellung durch eine besondere optische Fülle und Vielgestaltigkeit. In der Tat ist die Mischung zwischen Zeichnungen, Skulpturen und Objekten gelungen.
Die Architektur der Natur und ihre Baupläne haben Fritz Eicher, Jahrgang 1951, von Kindheit an fasziniert. Für ihn ist der Bezug zwischen Insektenbehausungen und großstädtischen Wohnanlagen naheliegend, und das bringt er auch zum Ausdruck. Der "Do-it-yourself-Biologe" kennt sich nicht nur gut in der Welt der Pilze samt deren unterirdischen Vernetzungen aus, sondern besitzt selbst Bienenvölker und benutzt die Waben wiederum als Arbeitsmaterial.

Auch Hartmuth Schweizer, Jahrgang 1949, arbeitet gerne mit Bienenwachs, aber eben auch mit besagten Schimmelkulturen. Auf den ersten Blick Abstoßendes und Ekelerregendes in Gläsern mit konservierenden Flüssigkeiten ausstellen: Da muss man erst mal drauf kommen. Schweizer experimentiert aber auch gerne mit Wurmerde und Seegras sowie den Wirbelknochen vom Pferd.

Zu seiner Vita gehören die Tätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium in Walldorf und jene als Kunstbeauftragter der Stadt. Bei der Vernissage im Kerg-Museum begrüßte Vize-Bürgermeisterin Dr. Barbara Schenk-Zitsch die zahlreich erschienenen Gäste. "Wirklich witzig" sei die Ausstellung, sagte eine Besucherin und dass sie sich das alles nochmals zusammen mit einer Freundin anschauen wolle, die heute keine Zeit gehabt habe.

Den "Algen-Reaktor" von Fritz Eicher hatte sie da schon genauer unter die Lupe genommen. Ebenso die Installation mit allerlei Messgeräten von Hartmuth Schweizer.

Doch was daran ist die Kunst? Es mag das Strukturierte und Rhythmisierende in den Darstellungen und Anordnungen sein, der Verweis auf das Vergängliche, das Wandelbare in Farbe, Form und Stofflichkeit. Und die im Schaffensprozess kreierte Ästhetik, mit der die beiden Künstler das genuin Naturwissenschaftliche zum Ausgang künstlerischen Ausdrucks machen. Und nicht zuletzt ist es die kreative Kraft des Natürlichen selbst, der sich beide bedienen. Dass das Wort "Plasma" aus dem Griechischen stammt und "Gebilde" bedeutet, hatte Dr. Barbara Schenk-Zitsch vor der Ausstellungseröffnung nachgelesen.

In der Physik bezeichnet man damit dagegen einen Aggregatzustand. Die experimentierfreudigen Künstler Eicher und Schweizer haben sich vor der Gemeinschaftsausstellung übrigens gar nicht gekannt, passen aber ihr Werk betreffend prima zusammen. Da hatte Kuratorin Lynn Schoene einfach wieder ein gutes Händchen.
Lernten sich erst über die Ausstellung im Kerg-Museum kennen: die Künstler Fritz Eicher (l.) und Hartmuth Schweizer. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung