Schriesheim im Bild 2023

25.08.2016

Bald ziehen die ersten Ärzte ins Schriesheimer "DokTor"

Die Bauarbeiten auf beiden Seiten der Bundesstraße B 3 dauern noch etwa fünf Wochen. Im neuen Ärztehaus wird es Praxen, ein Eiscafé, Schulungsräume und einen Bewegungsgarten geben.

Von Frederick Mersi

Schriesheim. "Hammer, oder?", ruft Kai Wachter gegen den Verkehr an, als er auf den Balkon des Rohbaus tritt. Die Aussicht auf Stadt und Strahlenburg ist beeindruckend. Ein Japanischer Garten soll hier Platz finden. Drinnen ist ein virtueller Bachlauf auf dem Fußboden geplant. Auch beim Zahnarztbesuch soll man sich wohlfühlen können.

Noch sind sie eingerüstet, die beiden Gebäude links und rechts der B 3, doch schon jetzt sehen sie markant aus. Lang dauert es nicht mehr, dann werden die ersten Arztpraxen in das neue Schriesheimer Ärztehaus, das "DokTor", einziehen: HNO-Arzt Christian Boeke und Kinderarzt Christian Beck sollen schon ab der zweiten Oktoberwoche Patienten in den neuen Räumen behandeln.
Bis zu 1000 Patienten am Tag

Diese Räume haben es in sich - auch kostentechnisch: rund neun Millionen Euro kosten die beiden Gebäude, jede Arztpraxis zahlt für den individuellen Bedarf noch einmal drauf. Für diesen Preis soll aber nicht nur die neueste Technik eingebaut werden, sondern unter anderem Konferenz- und Schulungsräume, eine Eingangshalle sowie ein Bewegungs- und Kräutergarten entstehen. Auch eine Apotheke, ein Eiscafé, eine Bäckerei und ein Catering-Service ziehen ins "DokTor".

"Wir bleiben mit den Kosten trotzdem rund 17 Prozent unter jedem Bauträger, der uns ein Angebot hat zukommen lassen", sagt Wachter, Initiator des Projekts und Leiter der Bauherrengemeinschaft, zufrieden, "den Kostenrahmen werden wir voll einhalten."

Momentan sind bis zu zehn Firmen gleichzeitig im Einsatz, um das "DokTor" fertigzustellen. Der Rohbau steht, die Fenster sind eingesetzt, die Wärmedämmung angebracht. Auch moderne Wärmepumpen, die von jeder Praxis autark reguliert werden können, sind schon eingebaut. Jetzt trocknet die Fußbodenheizung den Estrich, demnächst wird der Fahrstuhl eingebaut.

Nicht ohne Stolz führen Wachter und der Heidelberger Architekt Manfred M. Fischer durch die beiden Gebäude, während auf allen Stockwerken Bauarbeiter und Handwerker unterwegs sind. Ab November, wenn alle Praxen eingezogen sind, werden hier 800 bis 1000 Patienten täglich versorgt. Ein bis zwei Drittel von ihnen werden voraussichtlich aus den umliegenden Gemeinden kommen. Das "DokTor" soll aber mehr werden als nur ein Ärztehaus: Schulungen für das medizinische Personal werden regelmäßig im Konferenzraum stattfinden. "Wir werden dazu auch größere, bekannte Persönlichkeiten aus der Medizin einladen", verspricht Wachter.

Die Teilnehmer können dann den Ärzten bei Operationen per Live-Übertragung über die Schulter schauen oder sich im Dentalbereich fortbilden. Wenn so viel Kompetenz in unterschiedlichen medizinischen Bereichen unter einem Dach sei, könne man auch eine fachübergreifende Ausbildung ermöglichen, ist sich Wachter sicher.

So wollen er und seine Kollegen eine "Strahlkraft über Schriesheim hinaus" entwickeln, denn der Konkurrenzkampf um Ärzte und medizinisches Fachpersonal ist groß. Im"DokTor" sollen bis zu 200 Menschen arbeiten. "Natürlich haben wir die Leute von auswärts abgezogen", gibt Wachter unumwunden zu, "aber wenn wir hier nicht gebaut hätten, wäre das wahrscheinlich schnell andersrum gelaufen."

Die erhoffte Strahlkraft sollen die Häuser auch baulich entfalten. Deswegen setzte Architekt Fischer auf eine luftigere Bauweise. "Das Ganze muss einen Wiedererkennungswert haben", sagt er. Beim "DokTor" ist, im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Gebäuden, nicht die komplette vorhandene Fläche zugebaut worden, man hat mehr Platz gelassen und die große Platane als Schattenspender erhalten. Allerdings ist ein Anbau in südlicher Richtung auf der östlichen Seite der B 3 bereits angedacht: In den nächsten zwei bis drei Jahren soll auf der Tiefgarage ein weiterer Gebäudeteil errichtet werden.

Wartezeit im Grünen

"Jetzt müssen wir aber erst mal die Füße auf den Boden bekommen", sagt Wachter. Damit sich die zukünftigen Patienten während der Wartezeit die Beine vertreten können, haben Wachter und seine Eigentümergemeinschaft 750 Quadratmeter Fläche südlich des Westgebäudes gepachtet: Dort entsteht ein Bewegungs- und Kräutergarten samt Barfußpfad und Kinderwartebereich mit Klettergerüst. "Da können die Physiotherapeuten auch alles anbieten, was man gern draußen macht", so Wachter.

Vom Erfolg des gemeinschaftlichen Konzepts ist er überzeugt: "Es geht dabei nicht nur rein um Medizin, das Ganze soll leben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung