Schriesheim im Bild 2023

07.01.2004

Der Wahlkampf muss nicht trocken sein

Die Schriesheimer Freien Wähler eröffnen den Kommunalwahlkampf mit einer Kombination aus Kandidatenvorstellung und Weinprobe

FWV-Chef Heinz Kimmel (Hintergrund, rechts) stellte gestern im Haus der Feuerwehr die Liste mit den 25 Kandidaten vor. Und damit die Namen besser "runterrutschten", gab es passenderweise sechs ausgezeichnete Weine zum Kosten. Foto: Dorn


Von Lutz Engert

Schriesheim. Zu einem außergewöhnlichen Neujahrsempfang luden gestern die Freien Wähler ein, denn es gab nicht nur die 25 Kommunalwahl-Kandidaten zu "kosten", sondern auch erlesene Tropfen der Winzergenossenschaft und des Weinguts Bielig. Und damit stimmte die zweitstärkste Kraft im Gemeinderat keinesfalls trocken auf die nahenden Kommunalwahlen im Juni ein. Und das zog: Die Idee der FWV stieß bei den Schriesheimer jedenfalls auf großes Interesse, ein freier Stuhl war im Saal des Feuerwehrhauses kaum mehr zu finden.

FWV-Ortschef Heinz Kimmel läutete den Wahlkampf mit einer Grundsatzrede ein. Er skizzierte die Bedeutung der Freien Wähler als "stärkste politische Kraft" - wenn auch nur ordentlich aufgerundet, schließlich hat die CDU (immer noch) einen Sitz mehr im Gemeinderat. Wer sich unabhängig von den Parteien auf kommunaler Ebene engagieren möchte, sei bei der FWV richtig. "Sachbezogen und bürgernah", so Kimmel, gehen deshalb die Freien Wähler "zum Wohle Schriesheims und der Ortsteile" ins Rennen um die Wählerstimmen.

Um ihrem Ruf als besonders volksnahe politische Vereinigung auch gerecht zu werden, präsentierten die Freien Wähler, so formulierte es der Fraktionschef Friedrich Ewald,der selbst den Spitzenplatz einnimmt, "eine ausgewogene Liste" (die RNZ berichtete bereits am 11. Dezember). Die besondere Bürgernähe der FWV soll schon die Kandidatur von sieben Vereinsvorsitzenden demonstrieren - für Schriesheim bisher Rekord. Auch die Selbständigen finden sich auf der Liste wieder: Ohnehin sind mit dem Gärtner Heinz Kimmel (auf Listenplatz 2) und dem Autohaus-Besitzer Dieter Knopf (Platz 6) sind bereits jetzt zwei FWV-Mitglieder im Stadtrat vertreten, auf der Liste finden sich auch Bauingenieur Andreas Runge, Druckvorlagenhersteller Karl-Heinz Günther, Steinmetz Herbert Wink oder Vermögensberater Jürgen Betzin.

Die FWV setzt aber nicht nur auf die "Urbevölkerung", sondern versucht mit einer breiten Kandidatenpalette, auch Wähler anzusprechen, die noch nicht so lange in Schriesheim wohnen. So sind auch ganz bewusst einige "Neubürger" auf der Liste. Auch die Alterstruktur der Kandidaten sei ausgewogen: Dem 69-jährigen Friedrich Schoenel als ältestem Kandidaten steht beispielsweise mit dem 27-jährigen Georg Bielig ein Vertreter der jüngeren Generation gegenüber. Außerdem empfehlen sich auch mit Matthias Urban und Jürgen Betzin auch zwei "politische Neueinsteiger". "Froh und stolz", zeigte sich Ewald, der die Kandidaten in mehreren Runden vorstellte, dass es der Vorstandschaft auch gelungen sei, den Anteil der Frauen auf der Liste zu erhöhen. Immerhin stellen sich mit Jutta Becker, Sabine Reinhard, Rosalinde Minor und Gerlinde Hartmann vier Frauen den Wählern. Er hätte sich zwar noch ein paar Kandidatinnen mehr gewünscht, es sei aber schwer, Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen.

Dr. Herbert Kraus, stellvertretender FWV-Ortschef und Stadt- und Ortschaftsrat, war es vorbehalten, die Altenbacher Kandidaten vorzustellen. Mit dem Ortsvorsteher Alfred Burkhardt, Hans Peter Pröll, Hans Beckenbach und Kraus selbst ziehen die Altenbacher Freien Wähler in den Wahlkampf. Einen kleinen Wermutstropfen hatte dieVorstandschaft der FWV bei der Kandidatensuche aber auch zu verkraften. Für den Ortsteil Ursenbach gelang es trotz intensiver Suche nicht, einen Kandidaten zu finden.

Bei dieser Gelegenheit stellten sich die Kandidaten gleich selbst vor. Ein besonderer Schwerpunkt der künftigen politischen Arbeit war bereits zu erkennen: die Vereins- und Jugendförderung. Bei der stattlichen Anzahl der Vereinsvorsitzenden war dies fast schon zu erwarten. Aber auch die klassischen Politikfelder Finanzpolitik, Stadtentwicklung oder Umwelt- und Naturschutz deckt die FWV mit Liste ab.

Erfreulicherweise fassten sich alle Kandidaten bei ihrer Vorstellung recht kurz - ausreichend Zeit, sechs verschiedene Weine zu genießen: vom Newcomer Schriesheimer Lemberger (ein Wein-Neubürger wie manche anderen auf der FWV-Liste und übrigens Theo Heuss' Lieblingstropfen) bis hin zum Riesling, der gerade sein Comeback erlebt. Kandidat Georg Morast brachte die Verbindung von Politik und Wein auf den einfachen Nenner: Trotz Wahlkampf sei es "keinem Schriesemer zuzumuten , dass das Glas leer bleibt"

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung