Schriesheim im Bild 2023

02.11.2016

Halloween in Schriesheim: Das Grauen kam mit der Seilbahn

Großer Andrang bei der Halloween-Feier im Bergwerk - Neue Attraktionen in der Grube und auf dem Vorplatz

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Eine alte Laterne weist schon an der Talstraße mit ihrem flackernden Licht den Weg; auch der Pfad bis zum Bergwerk ist gesäumt mit Kerzen, oben angekommen herrscht eine beinahe magische Stimmung. Am tiefschwarzen Himmel funkeln die Sterne, und über den Platz geht eine leichte, fast spätsommerliche Brise: Schöneres Wetter hätte sich der Bergwerksverein für seine Halloweenfeier nicht wünschen können, und so ist der Platz vor dem Eingang den ganzen Abend voller Menschen. Kinder springen um die Feuerkörbe oder werfen Holz in die knisternden Flammen, und pünktlich zur Eröffnung der "Geisterbahn" im Stollen bildet sich vor der Kasse eine lange Schlange, bewacht von den blassen, von innen angestrahlten Geistern, die auf dem Berg in den Bäumen schaukeln.

Viele Familien mit Kindern sind da. Ein Junge trägt dicke Narben auf den Wangen und sagt stolz: "Die hat meine Schwester gemacht." Sie hat sich in eine Art Grusel-Schneewittchen verwandelt, während ihre Begleiterinnen mit Teufelshörnchen und Hexenhüten ausstaffiert sind. Einem kleinen Mädchen ist etwas mulmig zumute, zaghaft versucht sie, die Mutter zum Rückzug zu bewegen. Doch an der Kasse gibt es für jedes Kind Gummibärchen und einen Leuchtstab, und das scheint dann doch wieder für die Mutprobe zu sprechen.

Leonard König steht in Bergmanns-Montur am Eingang und lässt die Besucher grüppchenweise eintreten. Das erweist sich als fatal - wenn man als Letzte eingelassen wird. Nach wenigen Schritten im nebligen Dämmerlicht heftet sich einem nämlich ein stummer Sensenmann an die Fersen, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Düstere Musik scheint von tief unten im Berg zu kommen, schwarze Schleier hängen von der Decke. Weiter vorn hört man das Kichern und Kreischen einer Gruppe Jugendlicher. Der Blitz einer Handykamera flammt auf, ein mürrischer Berggeist kneift die Augen zusammen. "Mist, die haben mich total geblendet", flucht er und verschwindet in einer Felsspalte. Ein finsterer Bergmann weist den Weg in die "Kammer des Todes" mit Gerippen, einem Geist und - Überraschung - einem Teenager in einem flauschigen Ganzkörper-Eisbärenkostüm.

An einer blau angestrahlten Abzweigung wartet das Grauen: Ein Skelett im Fetzengewand schwebt den Besuchern mit einem enormen Tempo über eine Felsschlucht hinweg entgegen - und die machen erst einmal einen Satz rückwärts. Bergwerks-"Graww-ler" Götz Schmitt sagt später über diese Neuheit: "Arne Bahr und Leonard König haben kürzlich eine Nachtschicht eingelegt, um das zu bauen." Bis 4 Uhr nachts waren sie unter Tage und bastelten aus Gewichten, Umlenkrollen und ausrangiertem Inventar die sagenhafte Gespenster-Seilbahn.

Wer nun meint, auf der Zielgeraden zum sicheren Ausgang zu sein, der irrt: Denn nun nähert sich eine schmale Gestalt, das Gesicht puppenhaft-blass, der Mund zu einem unheilvollen Lächeln verzogen. "Folgt mir", sagt das Wesen, und dabei ist einem gar nicht wohl.

Doch draußen bereitet Schmitt schon die Bühne vor für die nächste, neue Attraktion: Arne Bahr, sein Bruder Jan, Jeremy König und Christian Schmitt sorgen für eine abwechslungsreiche Feuerschlucker-Show. Mittelalterliche Musik erklingt, und die vier schwingen Feuerstäbe oder speien gewaltige Flammen in den Nachthimmel. Vom Magazin weht derweil ein würziger Duft herüber: Brat- und Feuerwürste brutzeln auf dem Grill, Kinderpunsch und Glühwein werden ausgeschenkt. An der Kasse steht, nein, kein "Sarotti-Mohr", wie ein Mann grinsend bemerkt, sondern eine schwarze Hexe.

Vereinsvorsitzende Jutta Machatschek hat sogar das passende Requisit: eine buckelnde Katze mit knisterndem Fell und glühenden Augen. Ganz, wie es sich für diesen Abend gehört.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung