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16.11.2016

Schriesheim: Sorgen um den "Deutschen Hof"

Seit das Landratsamt nach jahrelangen Auseinandersetzungen das Rauchverbot im Schankraum verfügt hat, bleiben Gäste weg.

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Ein paar Gäste stehen oder sitzen um den Tresen, im Hintergrund dudelt leise ein Spielautomat. Andreas Holzmann umfasst mit einer weiten Geste den ganzen Raum und fragt: "Und? Sehen Sie viele Leute hier?" In der Tat ist im "Deutschen Hof" an diesem Nachmittag wenig los. Der Wirt macht dafür das Rauchverbot im Schankraum verantwortlich, das jetzt vom Landratsamt verhängt wurde. Es ist das vorläufige Ende einer jahrelangen Auseinandersetzung, die sich um Bestimmungen des Landesnichtraucherschutzgesetzes dreht.

Sie besagen, dass das Rauchen in Gaststätten grundsätzlich verboten ist. Hat ein Lokal mehrere Räume, ist Rauchen nur in "vollständig abgetrennten Nebenräumen" zulässig, die als Raucherräume gekennzeichnet sein müssen. Die Behörde hat verfügt, dass das Rauchen nur noch im kleineren Nebenzimmer erlaubt ist, während der große Schankraum rauchfrei werden soll.

Geselligkeit im Blaumann

Aber dort werde seit 150 Jahren geraucht, sagt Holzmanns Mutter Marianne: "Unsere Gäste kommen oft direkt von der Arbeit und halten sich hier auf, am Tresen." Die Geselligkeit ist unkompliziert, viele tragen Blaumann, treffen sich auf ein Bier, eins der berühmten halben Hähnchen - und die eine oder andere Zigarette. Nun sollen sie zum Rauchen ins Nebenzimmer gehen, die Behörde sieht darin kein Problem. "Durch die Untersagung des Rauchens im Wirtschaftszimmer wird Ihre unternehmerische Freiheit als Gastwirtin", wendet sich der Verfasser der behördlichen Verfügung an Marianne Holzmann, "nicht unangemessen eingeschränkt, da es Ihnen obliegt, das Rauchen im jetzigen Nichtraucher-Nebenzimmer zu gestalten."

Die Adressatin und ihr Sohn sehen das anders. Sie führen die RNZ herum: Das Nebenzimmer liegt rechts neben der Eingangstür. Es grenzt direkt an die Küche. "Wenn hier geraucht wird, und wir bringen Essen aus der Küche, dann zieht der ganze Rauch dort hinein", erklärt Marianne Holzmann. Das könnte weiteren Behörden-Ärger bedeuten, der wiederum nur mit dem Einbau einer neuen Lüftung samt Theke zu vermeiden wäre, sagt Andreas Holzmann. Eine teure Angelegenheit, zumal die Wirtsleute schon in den vergangenen Jahren viel in das Lokal investierten.

Die Schwierigkeiten begannen bereits kurz nach dem Inkrafttreten des Gesetzes. Die Stadt versuchte, das Rauchen im Schankraum zu untersagen, scheiterte zuletzt mit einer Klage vor Gericht. Am 28. Juli suchten Vertreter des Landratsamts den "Deutschen Hof" auf. Man kann den Wortwechsel nur erahnen, der folgte; in der Verfügung heißt es: "Die Hartnäckigkeit, mit der Sie die Bestimmungen des Landesnichtraucherschutzgesetzes seit Jahren wissentlich nicht ordnungsgemäß einhalten, lässt darauf schließen, dass es Ihnen auch an dem für die Ausübung ihres Berufes erforderlichen Willen fehlt, Ihre öffentlichen Berufspflichten zu erfüllen."

Am vorvergangenen Samstag wurde die Verfügung zugestellt; für den Fall, dass sie nicht innerhalb einer Woche umgesetzt sei, wurde mit Zwangsgeld von 1000 Euro gedroht, außerdem eine Gebühr von 216,80 Euro erhoben. Es sei ihm nichts übrig geblieben, als die Anordnung umzusetzen, sagt Andreas Holzmann.

Es könnte durchaus sein, dass damit eins der letzten Relikte alter Wirtshaustraditionen verloren geht - mehr als 20 Jahre lang führen die Altstadträtin und frühere Schöffin und ihr Sohn das Lokal. Doch solche Überlegungen kommen dem Wirt zu diesem Zeitpunkt doch sehr theoretisch vor. Denn er macht sich Sorgen um die Zukunft des Lokals: "Am ersten Tag haben wir noch nichts bemerkt, dann hat es sich herumgesprochen. Und letzten Freitag habe ich zwischen 11 und 15 Uhr noch keine neun Euro eingenommen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung