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30.03.2017

Schriesheim: Dekanin will Jugend zum Glauben verführen

Sabine Bayreuther wurde als neue Schuldekanin des Kirchenbezirks offiziell eingeführt - "Unbequem sein" gegen totalitäre Tendenzen

Von Frederick Mersi

Schriesheim/Bergstraße/Neckar. "Mit welcher Schlagzeile würden Sie gern einmal auf der Titelseite der Bild-Zeitung stehen?", sei sie einmal gefragt worden, sagte Sabine Bayreuther zu Beginn ihrer Predigt. Ihre Antwort: "Am liebsten gar nicht." Doch wenn es eine sein müsse, dann: "Religionslehrer wegen Verführung der Jugend angeklagt - Dekanin steht voll dahinter."

Diese Verführung der Jugend bestehe vor allem darin, Sitten radikal infrage zu stellen, sagte die neue Schuldekanin des Kirchenbezirks Ladenburg-Weinheim. Gewählt wurde sie bereits im November des vergangenen Jahres, ihr Amt bekleidet sie seit dem 1. Februar. Erst am vergangenen Freitag wurde sie in der Schriesheimer Stadtkirche offiziell eingeführt. Zuvor war die Theologin als Leiterin des Geistlichen Zentrums Klosterkirche Lobenfeld und seit 2014 als Pfarrerin in der Kirchengemeinde Dilsberg tätig.

Erfahrungen im Miteinander von Schule und Religion hat sie dabei als Religionslehrerin und Organisatorin von Klosterschulen gesammelt. "Sie sind gut vorbereitet", sagte Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht. Jetzt werde sie zur Verbindungsfrau zwischen Kirche und Schule: "Zwei Felder, die eine große Eigendynamik haben."

Diese Zusammenarbeit sei im Kirchenbezirk aber wunderbar entwickelt. Für Bayreuthers Arbeitsfeld nutzte er die Landwirtschaft als Vergleich: "Das lässt sich wunderbar beackern, und Sie können das." Zudem gebe es ja noch ein paar Ochsen im Oberkirchenrat, die den Pflug mitziehen könnten, sagte Schneider-Harpprecht mit einem Augenzwinkern.

Bayreuther selbst sieht ihre Aufgabe darin, die Schüler zum selbstständigen Denken zu ermutigen. "Jesus verführt zu einer radikalen Nachfolge", so Bayreuther. Er habe vor knapp 2000 Jahren gängige Sitten hinterfragt: "In diesem Kulturkreis war das eine Zumutung." Doch sei seine Aufforderung zur Nachfolge eine "Verführung zum Guten".

Was passiere, wenn Menschen zu Verführern werden, könne man nicht nur an der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten erkennen: Auch heute könne die Jugend durch religiöse Extremisten, populistische Reden oder durch eine bunte und schillernde Konsumwelt angezogen und geködert werden. Menschen, die selbstständig denken und Dinge infrage stellten, seien in diesen Zeiten unbequem. "Das würde unseren Kindern guttun", sagte Bayreuther.

Alles andere als unbequem war der Empfang durch ihre Kollegin Christine Wolf aus dem Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz: "Wir sind sehr froh, dass du unsere nordbadische Achterrunde vervollständigst." Auch ihr katholisches Pendant Axel Müller hieß Bayreuther herzlich und humorvoll willkommen, ebenso wie Carolin Gottfried vom Evangelischen Jugendwerk. "Ich war wahnsinnig aufgeregt, als ich heute nach Schriesheim gefahren bin", bekannte Bayreuther nach Gottesdienst und Grußworten, "aber jetzt geht es mir schon viel besser."

Richtete den Blick nach vorn: Die neue Schuldekanin Sabine Bayreuther wurde von Oberkirchenrat Christoph Schneider-Harpprecht, Schuldekan Manfred Hilkert und Kirchenbezirksrat Thomas Rufer (v.r.) bei ihrer Einführung begleitet. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung