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Ohne Rücksicht auf Verluste
Die Winzer klagen über Diebstahl, Vermüllung und Vandalismus – WG-Geschäftsführer Weiss schlägt ein Treffen mit Jugendvertretern vor
Von Frederick Mersi
Schriesheim. Erst waren es drei, dann zehn, dann 30: Nach und nach verschwanden immer mehr Rebstöcke aus dem Wingert von Karlheinz Spieß. "Das nimmt Ausmaße an - das ist unglaublich", sagt er. Jedes Jahr werden seine Weinberge von Dieben heimgesucht - besonders häufig die an der Leutershäuser Straße. "Dann können die mit dem Auto hinfahren und die Stöcke einfach mitnehmen", vermutet Spieß.
Wer "die" sind, weiß er nicht. Für alle, die auf die Idee kommen könnten, hat er jetzt aber ein Warnschild aufgestellt - mehr aus Protest als zur Abschreckung. Viel Profit lasse sich mit den Rebstöcken sowieso nicht machen, sagt der Winzer. Doch für ihn ist es ein lästiges Ärgernis: Er muss neue Rebstöcke pflanzen, die dann bei ihrer Entwicklung bis zur Lese den anderen Rebzeilen hinterherhinken.
Auch Weinblätter würden jedes Jahr ohne Erlaubnis gepflückt, sagt Harald Weiss, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft (WG): "Dass die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt sind, interessiert die Diebe anscheinend überhaupt nicht." Zudem beschädigen Vandalen immer wieder Hütten in den Weinbergen. An der Kuhberghütte der WG mussten deswegen kürzlich zwei Regenrohre ersetzt werden.
Insgesamt lasse der Respekt vor fremdem Eigentum nach, klagt Spieß. Das betreffe nicht nur Rebdiebe und Vandalen, sondern auch Spaziergänger und Hundehalter, die die Weinberge in Beschlag nehmen. "Dabei kann ich ja auch nicht einfach bei jemand anderem durch den Vorgarten laufen", sagt Spieß. Oder den Hund sein Geschäft darin verrichten lassen, wie es in seinen Wingerten häufig vorkomme: "Du bist den ganzen Tag nur noch am Aufpassen, dass du keine Tretminen erwischst."
Auch die zunehmende Vermüllung sei "ein frustrierendes Thema", sagt WG-Geschäftsführer Weiss: "Aber viele Leute machen einfach Party in den Weinbergen ohne Rücksicht auf Verluste." Früher habe es Feldhüter gegeben, die so etwas verhindert hätten. "Eine zusätzliche Stelle beim Ordnungsamt wäre nicht schlecht, aber wer zahlt das?", fragt er wenig optimistisch.
Dominik Morast von eben diesem Ordnungsamt sagt: "Zusätzliche Kontrollen stellen sich schwierig dar. Wir gehen davon aus, dass Vandalismus und Vermüllung vor allem außerhalb unserer Dienstzeiten stattfinden." Häufig werde berichtet, dass Jugendgruppen dafür verantwortlich seien. Für Abendschichten müsse von der Stadt aber Geld in die Hand genommen werden. Bürgermeister Hansjörg Höfer erteilt einer solchen Aufstockung oder dem Engagement eines Sicherheitsdienstes vorerst eine Absage: "Davon werden wir absehen."
Weiss schlägt deshalb einen Runden Tisch mit Winzern, Stadt und dem Jugendgemeinderat vor. "Gern, die Jugendlichen haben sich ja auch für Sitzgelegenheiten in den Weinbergen eingesetzt", sagt Höfer. Sophie Koch, Sprecherin des Jugendgemeinderats, signalisierte Bereitschaft dazu: "Wir finden, das ist eine gute Idee."
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