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Altenbach will seine Kipp zurück
Sportgelände liegt auf Schriesheimer Gemarkung - Verkehrsverbund behandelt die Bushaltestelle aber, als wäre sie in Wilhelmsfeld
Von Frederick Mersi
Schriesheim-Altenbach. Der Bus der Linie 628 quält sich über die steile, kurvige L 596, als die Ansage durch den Bus tönt: "Kipp, Wilhelmsfeld." Die Haltestelle ist ein einsames Schild am Straßenrand, selbst ein Fahrplan fehlt, eine Abzweigung führt hinunter zum gleichnamigen Sportgelände. Mit Wilhelmsfeld hat die "Kipp" eigentlich nichts zu tun, sowohl Haltestelle als auch Sportgelände liegen auf Schriesheimer Gemarkung. "Diese Ansage ist falsch", sagt deshalb Altenbachs Ortsvorsteher Dr. Herbert Kraus.
Verantwortlich für die Durchsagen im Bus ist die Busverkehr Rhein-Neckar GmbH (BRN), eine Tochtergesellschaft der Bahn. Dort liege der Fall momentan zur Bearbeitung, so Kraus. In der jüngsten Sitzung des Altenbacher Ortschaftsrats war die Causa Kipp ebenfalls auf der Tagesordnung. Karl Reidinger von der CDU zeigte sich damals erleichtert ob des Handelns der Verwaltung: "Endlich kriegt die Kipp die Kurve und kommt nach Altenbach zurück."
Ganz dorthin zurück kommt die Haltstelle damit aber nicht: Denn vom Mittelpunkt des Schriesheimer Ortsteils kostet die vier Minuten lange Fahrt satte 2,50 Euro. Zum Vergleich: Die 17-Minuten-Fahrt zum Schriesheimer Bahnhof kostet 2,10 Euro. Das liegt daran, dass die Grenze zwischen den Tarifzonen, den Waben 85, 96 und 105 des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), zwischen den Altenbacher Haltestellen "Siedlung" und "Altersheim Ella" verläuft.
Das zu ändern, gestaltet sich äußerst schwierig: Der VRN verlangt ein Gutachten über Fahrgastzahlen bei einer Wabenänderung, das laut zuständigem Sachbearbeiter zwischen 2000 und 6000 Euro kosten würde. "Das ist jenseits von Gut und Böse", fand Heike Lukhaup von der Grünen Liste in der Sitzung des Ortschaftsrats. Hans Beckenbach von der Altenbacher Liste sagte nur: "Da sieht man wieder mal, dass manche Sachen, die man sich einfach vorstellt, sehr langwierig in der Umsetzung sind."
Ein solches Gutachten in Auftrag zu geben, lehnte das Gremium schließlich ab - zumal bei einer Änderung der Wabeneinteilung die Stadt für eventuelle Mindereinnahmen des Busunternehmens aufkommen und diese in den "Einnah-menpool" der VRN zahlen müsste. Dazu ist die Stadt aber nicht bereit. Thomas Schweizer, Abteilungsleiter Marketing und Tarif beim VRN, betont zwar, dass "nichts in Stein gemeißelt" sei: Die Änderung der Wabeneinteilung sei vielmehr "gelebte Praxis", zum Beispiel bei lokal begrenzten Sonderpreisstufen oder der Verlegung von Ortsteilen.
Den Altenbachern ist das aber deutlich zu teuer: "Von der VRN ist das eigentlich das Signal, dass man das so hoch hängt, dass wir da gar nicht rankommen", so Ortsvorsteher Dr. Herbert Kraus. Nun müsse die Verwaltung andere Wege prüfen, um die Kipp von Altenbach aus mit dem Bus wieder günstiger erreichbar zu machen. Im Ortschaftsrat wurden zum Beispiel kommunale Zuschüsse diskutiert, diese Möglichkeit soll jetzt geprüft werden.
Die Zahl derjenigen, die mit dem Bus zum Trainingsgelände des Motorsportclubs, zum Schützenhaus, dem Fitnessstudio "move" oder dem Fußballplatz der Turn- und Sportgemeinschaft fahren sei sowieso gering, behauptete Karin Malmberg-Weber von der SPD. Schon in dieser Hinsicht sei ein Gutachten für bis zu 6000 Euro unverhältnismäßig.
Genau deswegen sieht Ortsvorsteher Kraus die aktuelle Situation aber auch nicht als dramatisch an: "Ein Beinbruch ist es nicht", sagt der Arzt im Ruhestand.
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