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Winzer sind mit dem Start der Ernte zufrieden
Neben der Lese von Hand setzen die Winzergenossenschaften in Schriesheim und Wiesloch verstärkt auf den Vollernter
10.09.2017, 06:00 Uhr
Von Carsten Blaue
Schriesheim/Wiesloch. Werner Bauer, der Winzer vom Heidelberger Dachsbuckel, unterstützt die Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG) auch in diesem Herbst. Seit Jahren hilft er den Bergsträßer Winzern mit seinem Vollernter bei der Weinlese. Und das ist nötig. Denn für das Wochenende ist wieder Regen vorhergesagt, und den kann man bei der Traubenernte überhaupt nicht gebrauchen. Also war in den vergangenen Tagen Tempo angesagt. Auch gestern: "Jeder sieht zu, dass er so viel wie möglich geerntet bekommt", sagt Karlheinz Spieß, der stellvertretende Vorstandschef der WG. Und da ist so ein Vollernter Gold wert: "Der vom Werner schafft einen Hektar in zwei Stunden", so Spieß. Bei der Lese von Hand ist an so ein Pensum überhaupt nicht zu denken. Doch bei aller Hektik sind die Winzer mit dem diesjährigen Lesestart in der Region nicht unzufrieden.
In Schriesheim haben sie den St. Laurent mit ordentlichen Mostgewichten zwischen 83 und 90 Grad Öchsle schon komplett im Keller. Auch die Ernte des Dornfelder ist bereits abgeschlossen. Mit über 80 Grad Öchsle lassen sich auch daraus gute Weine machen - im Fall der Schriesheimer WG beim Badischen Winzerkeller in Breisach. Rotweintrauben von der Bergstraße werden hier komplett für die Maischegärung angeliefert. Bei den weißen Sorten wird der Most am Kelterhaus zwischen Schriesheim und Dossenheim für den Transport in die Tanks von Lastwagen gepumpt. Gestern steht ein Lkw-Gespann der Firma Hüpper auf dem Hof und wird mit 27.000 Litern Müller-Thurgau gefüllt. Auch dieser ist in Schriesheim schon so gut wie abgeerntet. 80 bis 93 Grad Öchsle bedeuten auch hier eine gute Reife.
"Wir sind mit dem Müller-Thurgau auch fertig", sagt Werner Bauer. Dieser ist nicht nur hilfsbereiter Winzer, sondern auch ehrenamtliches Vorstandsmitglied der "Winzer von Baden"-Genossenschaft in Wiesloch. Hier haben sie zudem den Regent komplett eingefahren.
Bevor in den vergangenen Wochen der große Regen kam, waren die Bedingungen für die Reife optimal - vorausgesetzt, der Frost hatte im April nicht zugeschlagen. Insofern werden sich in diesem Herbst nicht alle Winzer über ordentliche Erntemengen freuen dürfen: "Auch bei uns nicht", so Bauer. Das Einzugsgebiet der "Winzer von Baden" ist groß und geht im Norden bis Hemsbach, also fast bis an die hessische Landesgrenze. Da gibt es dann alles: "Wir haben Lagen, in denen die Erträge normal sind. Aber wir haben auch die Frostlagen mit bis zu 80 Prozent Einbußen." Schwankungen gibt es auch bei der Reife. Bauer sagt: "Wir haben frühe Anlagen vom Grauburgunder, die schon jetzt 90 Grad Öchsle haben."
Die Feuchtigkeit der letzten Zeit hat viele Traubenhenkel prall werden lassen. Die Gefahr, dass die Beeren aufplatzen und faulen, ist groß. Sie müssen akribisch herausgeschnitten werden, bevor das gesunde Lesegut in die Bottiche kommt: "Daher ist die Ernte gar nicht so leicht dieses Jahr", sagt Bauer. Immerhin können sich die Winzer über die kühlen Nächte freuen. Das nimmt etwas den Druck. Dennoch setzen auch die "Winzer von Baden" auf den Einsatz des Vollernters: "Bei uns werden etwa zwei Drittel aller Flächen maschinell gelesen", so der Winzer vom Dachsbuckel. So ändern sich die Zeiten.
Bei manchen Leuten, so Winzerin Christina Krämer aus Schriesheim, sei die große Erntemaschine zwar noch immer verpönt: "Dabei gibt es kaum noch qualitative Unterschiede zur Handlese." Also ist Werner Bauers Vollernter auch dieses Jahr in Schriesheim gerne gesehen. Nicht nur, weil es schnell gehen muss.
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