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Barrierefreiheit in Schriesheim: Unterführung soll für alle nutzbar bleiben
Grüne Liste wiederholte beim Vor-Ort-Termin ihre Kritik an Plänen zur Neugestaltung - Rampe für Rollstuhlfahrer zu steil?
Von Karin Katzenberger-Ruf
Schriesheim. Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Als die Grüne Liste Schriesheim am Montag, um 13 Uhr, zum Ortstermin an der Fußgänger-Unterführung am RNV-Bahnhof einlädt, sind dort jede Menge Menschen unterwegs. Ganze Schulklassen befinden sich auf dem Nachhauseweg, in der Gegenrichtung fahren zwei Jungs mit Rollern die Rampe runter. Dann begegnen sich dort zwei Frauen. Die eine schiebt ihr Rad, die andere einen Kinderwagen. Für die Mutter kein leichtes Unterfangen. Wie sollen da erst Rollstuhlfahrer hochkommen?
Die Unterführung am Schillerplatz soll bekanntlich neu gestaltet werden. Bei der Gemeinderatssitzung Ende September stimmten alle Fraktionen dem Entwurf von Planer Rainer Gehrig nur unter der Bedingung zu, dass er nachgebessert werden müsse. Die Grüne Liste formulierte ihre Forderung nach einer flacheren Rampe in einem Antrag. Als Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Barrierefreiheit" hat sich Dr. Barbara Schenk-Zitsch bezüglich gesetzlicher Vorgaben schlau gemacht.
Demnach sollten Rampen im öffentlichen Raum mindestens 1,20 Meter breit sein, im Idealfall nicht mehr als sechs Prozent Steigung aufweisen, wobei zehn Prozent noch als "barrierearm" durchgehen würden, über einen Handlauf verfügen und mit einem rutschfesten Belag ausgestattet sein. "Wir sind hier im öffentlichen Raum und nicht im Krankenhaus", soll der Planer bei der Gemeinderatssitzung gesagt und aus statischen Gründen auch kaum Möglichkeiten gesehen haben, seine Planungen wesentlich zu verändern.
Was bei Dr. Barbara Schenk-Zitsch wiederum nicht so gut ankam. Also erinnert sie beim Ortstermin an die Senioreneinrichtungen ganz in der Nähe. "Wir fordern für die Unterführung keine absolute Barrierefreiheit, aber barrierearm sollte sie schon sein", sagt sie. Alternativen, die diese Vorgabe nicht erfüllten, lehne die Grüne Liste ab. Dann mache die Investition nämlich keinen Sinn.
Neben ihr sind Christian Wolf, Fadime Tuncer und Georg Grüber zum Termin an der Unterführung gekommen. Letzterer gilt als "Technik-Fachmann" der Fraktion. Seiner Meinung nach könnten rund 200.000 Euro der veranschlagten 820.000 Euro Gesamtkosten für die Platzgestaltung eingespart werden, wenn die Unterführung nicht komplett neugestaltet, sondern für die Nutzer einfach nur verbessert würde.
Momentan ist die Unterführung noch sehr bunt und voller Graffiti. Die neuen Wände hätten eher Stahl-Optik mit Patina. Lange war nicht sicher, ob die einzige Unterführung in Schriesheim überhaupt erhalten werden würde. Schließlich gibt es oberirdisch auch eine Fußgängerampel, ziemlich nah an der Haltestelle. Wer von westlich der B 3 in Richtung Altstadt will, nimmt aber lieber den direkten Weg. Laut Schenk-Zitsch geht es bei der Barrierefreiheit in der Unterführung aber um etwas Grundsätzliches. Sie beruft sich auf Artikel 3 des Grundgesetzes: Niemand dürfe wegen einer Behinderung benachteiligt werden.
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