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15.12.2017

Schriesheimer Wälder: Wenn Jäger jubeln

Gemeinderat wählte in geheimer Wahl für elf Jagdpächter - Erleichterung war groß - Drei müssen aber noch warten

Von Frederick Mersi und Nicoline Pilz

Schriesheim. Acht Männern war im Publikum die Erleichterung am Mittwochabend im Rathaus anzusehen. Bei einem seltenen Urnengang - so selten, dass Dominik Morast vom Ordnungsamt noch einmal das Vorgehen erklären musste - hatten die Mitglieder des Gemeinderates gerade in öffentlicher Sitzung, aber in geheimer Wahl entschieden, wer in den nächsten sechs Jahren in Schriesheims Wäldern und Feldern jagen darf.

Weitere drei Jagdpächter dürfen sich dagegen bis Dienstag nur unter Vorbehalt freuen: Altenbachs Ortsvorsteher Herbert Kraus, Winfried Wenisch und Michael Schwöbel wurden zwar von Stadt- und Ortschaftsräten gewählt, die Einwilligung der Grundstücksbesitzer steht aber noch aus. Der Grund: Am 21. November war zur Versammlung der Jagdgenossenschaft außer Bürgermeister Hansjörg Höfer nur ein Mitglied, Thomas Edelmann, gekommen. Mit ihm konnte sich die Stadt nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.

Im Altenbacher Ortschaftsrat hatte seine Frau Gerlinde ihrem Unmut über das Vergabeverfahren später Luft gemacht: Sie bewertete die Ausschreibung, anhand derer sich Interessenten für die Neuvergabe der am 31. März 2018 auslaufenden Pachten bewerben konnten, als "grob falsch". In der Ausschreibung seien lediglich 102 Hektar Wald im Eigentum der Stadt Schriesheim genannt. Dazu kämen angeblich noch zwei Anteile Feld von 189 und 280 Hektar.

Ein Schreibfehler offenbar, der laut Edelmann aber Auswirkungen hat: So sei es bereits preislich ein Unterschied, ob man acht Euro pro Hektar Wald oder 4,60 Euro pro Hektar Feld bezahle. "Bewerber, die nicht aus der Gegend sind, könnten denken, es gibt viel mehr Feld als Wald", sagte sie. Finanzielle Unterschiede mache es auch, ob ein Jagdpächter sich häufigeren Wildschäden oder Verbiss gegenübersehe.

Hintergrund für Edelmanns Ärger ist die Zwangsmitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft als "Grundstückseigentümerin einer bejagbaren Fläche" von fünf Hektar. "Ich kann diese Mitgliedschaft auch nicht beenden", meinte sie gegenüber der RNZ. Bürgermeister Hansjörg Höfer sagte in der Ortschaftsratssitzung, Edelmann müsse sich schriftlich beschweren. Dann gehe das Ganze seinen "juristischen Weg". Inzwischen hat sie sich an die Kreisjagdbehörde in Heidelberg und das Regierungspräsidium in Karlsruhe mit der Bitte um Prüfung gewandt. Eine Rückmeldung steht noch aus.

Dominik Morast, beim städtischen Ordnungsamt zuständig für die Pachtvergabe, macht sich deswegen aber keine Sorgen. "Was wir im Mitteilungsblatt veröffentlicht haben, ist keine Ausschreibung", sagte er am Donnerstag, "es ist lediglich ein Hinweis darauf, dass die alten Pachtverträge auslaufen. Da müssen die Zahlen nicht genau stimmen." Natürlich seien ungenaue Angaben ärgerlich, rechtlich in diesem Fall aber unbedenklich. Der Grund für mögliche Fehler liege darin, dass die Stadt für den Hinweis im Amtsblatt noch auf Daten aus dem alten Jagdkataster zurückgreifen musste.

Da das Kreisjagdamt dies für unbedenklich hält, stehen die Chancen aber gut, dass sich am Dienstag drei weitere Jäger vorbehaltlos freuen dürfen - wenn sich bei der nächsten Versammlung der Jagdgenossen in Altenbach genügend Befürworter des Verfahrens einfinden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung