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16.01.2018

Schriesheim: Altenbacherin rutscht bei Schneeglätte aus - Fall zieht Kreise

Frau verletzte sich bei Sturz auf der Straße "Am Zehntberg" schwer - Verwaltung sieht keinen Bedarf für Änderungen bei Räumdienst

Von Frederick Mersi

Schriesheim-Altenbach. Die offensichtliche Gefahr auf dem Weg zum Gottesdienst hatte Monika Nagel am Sonntagmorgen des 10. Dezember schon hinter sich gelassen: Trotz heftigen Schneefalls war sie mit ihrem Mann, dem evangelischen Diakon Klaus Nagel, am Fuß der nicht geräumten Treppe zur Straße Am Zehntberg angekommen. Doch dort hatte sich auf steilem Untergrund unter dem Neuschnee eine Eisschicht gebildet: Monika Nagel stürzte, brach sich den Oberschenkelknochen und das Handgelenk.

Anwohner reklamieren schon seit Jahren, dass dieser Bereich nicht ausreichend geräumt werde. "Da langt man sich nur an den Kopf", sagt Michael Foitzik. Die Stadt sieht dennoch keinen Handlungsbedarf. Jetzt beschäftigt der Fall ihre Haftpflichtversicherung; trotzdem geht der Vorfall bisher völlig an Bürgermeister Hansjörg Höfer vorbei.

"Dabei geht es um richtig viel Geld", sagt Altenbachs Ortsvorsteher Herbert Kraus. Denn aus den Bildern eines Augenzeugen gehe klar hervor, dass der Sturz auf einem öffentlichen Teil der Straße geschehen ist. Deshalb könnte es sein, dass die Versicherung der Stadt sowohl für die Behandlungskosten der Verunglückten als auch für die Kosten ihrer Vertretung in der Evangelischen Kirchengemeinde aufkommen muss.

"Aus irgendeinem Grund fahren die Räumfahrzeuge bei uns nicht bis zum Ende der öffentlichen Straße", sagt Anwohner Michael Foitzik. Und das, obwohl "Am Zehntberg" teilweise mit einer Steigung von 27 Prozent enorm steil sei: "Selbst die Sanitäter haben sich bei der Bergung von Frau Nagel kaum auf den Beinen halten können." Eine Begehung habe es schon vor Jahren mit der damaligen Stadtbaumeisterin Astrid Fath gegeben, geändert habe sich nichts.

Ortsvorsteher Herbert Kraus sieht trotzdem keinen Bedarf, etwas beim Räumdienst zu ändern: "Ich habe die Protokolle dieses Tages eingesehen; die Mitarbeiter der Stadt hatten diese Straße um 4.30 Uhr geräumt." Steile Straßen wie "Am Zehntberg" lägen in der Prioritätenliste ganz oben und würden daher als erstes vom Schnee befreit. Doch das Ende der Straße sei in privater Hand, weshalb dort nicht geräumt werden könne.

Ein Problem, das Michael Foitzik als Anlieger bekannt ist: "Wir haben in Altenbach einen vergleichsweise guten Winterdienst", sagt er, "aber die Räumfahrzeuge hören meistens ein paar Meter vor der Privatstraße auf, Salz zu streuen." Also auf dem öffentlichen Teil, wo Monika Nagel stürzte. Das wiederum bestreitet Ortsvorsteher Herbert Kraus, der den Unfall als "unglücklichen Umstand" bezeichnete: "Es hat an diesem Tag viel geschneit, und gerade die Kuppe in diesem Bereich ist schnell vereist." Der Fall sei nun eine versicherungsrechtliche Angelegenheit.

Für Gemeindediakon Klaus Nagel ist der Vorfall nicht so einfach erledigt: "Ich erwarte auch nicht, dass jede einzelne Schneeflocke sofort weggeschoben wird. Aber die Verantwortung der Stadt ist da schon in Frage zu stellen." Er könne gut nachvollziehen, dass sich die Anwohner über die Situation aufregen: "Man kann da nicht einfach zur Tagesordnung übergehen." Seine Frau Monika ist momentan in der Reha, darf das verletzte Bein inzwischen wieder voll belasten. Die Straße will sie im Winter aber nie wieder benutzen. Ortsvorsteher Kraus rät auch davon ab, bei Schnee die Treppe als Abkürzung zu wählen: "Oben steht ein entsprechendes Schild." Dass "Am Zehntberg" wieder jemand stürzt, könne er nicht ausschließen: "Das kann bei ungünstiger Witterung jederzeit passieren."

Um die versicherungsrechtlichen Fragen kümmert sich jetzt das Bauamt der Stadt. Bürgermeister Hansjörg Höfer konnte zu diesem Vorgang gestern, gut einen Monat nach dem Unfall, keine Auskunft geben: "Ob das eine öffentliche Straße ist, kann ich nicht sagen. Diese Angelegenheit läuft an mir vorbei."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung