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03.02.2018

Schriesheim: Stadt hat momentan keine Unterkünfte für Obdachlose

Schriesheim: Stadt hat momentan keine Unterkünfte für Obdachlose

Bürgermeister Hansjörg Höfer schlug in Haushaltsrede Erweiterung im Wiesenweg vor - Spielplatz in Mozartstraße soll saniert werden

Die Schriesheimer Altstadt von oben. Archivfoto: Dorn

Schriesheim. (fjm) Wer aus seiner Wohnung geworfen wird, weil er die Miete nicht mehr zahlen kann, und deshalb von Obdachlosigkeit bedroht ist, wird übergangsweise von der Stadt untergebracht - eigentlich. Denn Schriesheim hat momentan dafür keine Kapazitäten, wie Bürgermeister Hansjörg Höfer in seiner Haushaltsrede während der Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch erklärte.

Die Container-Einheiten im Wiesenweg seien allesamt belegt, sagte Sozialamtsleiterin Christine Söllner auf Nachfrage. "Vorübergehend könnten die auch doppelt belegt werden, aber die Leute dort haben jetzt schon nur acht Quadratmeter Raum", so Söllner. Für die Zuweisung im Falle einer Zwangsvollstreckung zuständig ist bei der Stadt das Ordnungsamt.

Der Ortspolizeibehörde stünden zur Unterbringung bei Zwangsräumungen verschiedene Möglichkeiten offen, erklärte dessen neuer Leiter Dominik Morast auf Nachfrage. Zum Beispiel könne Wohnraum beschlagnahmt werden, die geräumten Wohnungen also wieder belegt werden. "In Einzelfällen wurden auch schon Hotels oder Gasthäuser kontaktiert und dort vorübergehend Obdachlose untergebracht", so Morast.

Dass tatsächlich wegen einer Zwangsräumung von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen in Schriesheim untergebracht werden müssen, ist vergleichsweise selten. Laut Sozialbericht musste die Stadt im Jahr 2016 zwei Menschen zuweisen, im vergangenen Jahr fünf. Allerdings ist in der Statistik auch vermerkt, dass in naher Zukunft mit bis zu sechs weiteren Fällen zu rechnen sei.

Deshalb will Bürgermeister Höfer im Wiesenweg am ehemaligen Standort der Hollandhäuser "zusätzliche Kapazitäten" schaffen. Wie diese aussehen sollen, erwähnte er am Mittwoch nicht. Das Vorhaben, dort eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten, war zuletzt auch am Widerstand der Anlieger gescheitert.

Darüber hinaus will die Stadt mit dem diesjährigen Haushalt den Startschuss für den Bau von mehr städtischem Wohnraum geben: 50.000 Euro sind für die Planung von zwei Häusern in der Talstraße angedacht, 2019 sollen sie gebaut werden. Auch die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft wurde nicht-öffentlich im vergangenen Jahr bereits angesprochen. "Wurde in den vergangenen Jahren städtischer Wohnraum verkauft oder umgenutzt, so wollen wir mit diesem Haushalt umsteuern", sagte Höfer in seiner Rede am Mittwoch.

Auch die Investitionen für Familien und Kinderbetreuung hob er hervor: "Für Kindergarten, Hort und Investitionen in alle unsere Schulen werden wir im Jahr 2018 4,2 Millionen Euro investieren." Auch der älteste Spielplatz der Stadt in der Mozartstraße soll saniert werden: 200.000 Euro sind dafür im Haushaltsentwurf eingeplant.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung