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11.05.2018
Schriesheimer Schüler sowie internationale Mitarbeiter der Weinheimer Firma KockKultur bei der gemeinsamen Arbeit. Foto: Dorn
Von Günther Grosch
Schriesheim. Montagnachmittag. Tatort Schulküche der Kurpfalz-Realschule. Linus, Paul und Tino laufen die Tränen über die Wangen. Aber nicht, weil ihnen das Essen angebrannt ist oder sie sich in den Finger geschnitten haben. Es sind die vor ihnen liegenden und zu schneidenden Zwiebeln, die ihnen zu schaffen machen. "Es reicht schon, wenn man durch den Mund atmet", lacht Linus, reibt sich die Augen und schnippelt unverdrossen weiter.
24 Jungen und Mädchen aus der elften Jahrgangsstufe des gymnasialen Seminarkurses "Grenzen überwinden - Interkulturell lernen" haben die vier Kochkojen für einen nicht alltäglichen Kochkurs in Beschlag genommen. Auf dem Speisenplan stehen Salatcups mit Taboulé als Vorspeise, Sigari Borek (Teigröllchen mit Hackfleischfüllung), Sanek penir (Kurdische Käseschnecken) und zum Nachtisch Baclava, das sind syrische Blätterteigröllchen mit Walnussfüllung.
Als Küchenmeister fungieren Hassam Maschiri, Turkiye Alkhalaf, Beriwan Mohammad und Ayman Hamoud. Das Quartett ist Teil der Weinheimer gemeinnützigen Startup-Firma "KochKultur" um deren Gründerinnen Ulrike Gollenia und Christiane Brandwein. "Mit dem verbindenden Medium ,Essen’ möchten wir Brücken zwischen Menschen und Kulturen bauen und dabei Geflüchteten helfen, sich in der deutschen Kultur und Gesellschaft zu integrieren", erläutert Brandwein: "Durch Arbeit in einem Umfeld mit höchstmöglichen Kontakt- und Kommunikationspunkten zur deutschen Kultur."
Im Team erlernen die Geflüchteten gastronomierelevante Fähigkeiten wie für den allgemeinen Arbeitsmarkt notwendige Kommunikationsfähigkeiten. Daneben erfährt gleichzeitig ihre mitgebrachte Stärke, "die Leidenschaft fürs Kochen", eine enorme Wertschätzung: "Im Rahmen von uns arrangierten, privaten Kochkursen beim Kunden zu Hause, sogenannten ,Kitchen-Partys’, werden unsere Köche zu Botschaftern ihrer Kultur."
Die beiden für Religion und Gemeinschaftskunde zuständigen Studienrätinnen Irene Niethammer und Demet Üstünel-Hartbauer schildern den Inhalt des seit Schuljahresbeginn laufenden freiwilligen Seminarkurses "Integration durch Begegnung", der eine mündliche Abiturprüfung ersetzen kann. "Beim Thema ,Wie kann man im Alltag Grenzen überwinden?’ haben wir uns unter anderem mit Fluchtgeschichten aus der ehemaligen DDR beschäftigt. Wir waren einen Tag in der Uni-Bibliothek, um Recherchieren zu üben. Und wir haben uns mit dem Mannheimer Integrationsbeauftragten Claus Preißler unterhalten", erzählen Ilayada, Clara und Jana, während sie eifrig Servietten falten.
"Voll krass" finden Rosa, Hevi und Luca das Ganze. Sie sind für die Herstellung der Käseschnecken zuständig und haben beim Gespräch mit der RNZ mit einem Auge immer den Backofen im Blick. Die Drei sind die Einzigen, die "dank unserer Muttis" schon auf häusliche Kocherfahrungen bauen können.
In ihren schriftlichen Seminararbeiten haben sie sich mit ,sprachlichen, sportlichen und Landesgrenzen’ auseinandergesetzt, die es zu überwinden gilt. "Nicht zu vergessen das Thema Inklusion", wirft Rosa ein. Auch hier gelte es, Barrieren zwischen Behinderten und Nicht- Behinderten einzureißen.
Und was haben die angehenden Abiturienten an diesem Nachmittag noch gelernt? Neben der richtigen Herangehensweise an die Zwiebeln ("Man darf sie nicht komplett durchschneiden", "Gemüse soll man nur mit der Messerspitze schneiden") sowie der Zubereitung der Speisen "viele arabische Wörter wie ,Bitte’, ,Danke’ und ,Wie geht’s’?" "Aber auch einiges von den bitteren Lebensgeschichten der Geflüchteten erfahren", sprudelt es aus Paola, Nicolas, Martin und Janik heraus.
Auch die Köche der KochKultur zeigen sich mit ihren "Azubis" sehr zufrieden. "Alle waren mit Feuereifer bei der Sache", lobt Ayman. Die Pädagoginnen nicken: "Und es schmeckte vorzüglich."
Schriesheim: Durch gemeinsames Kochen Grenzen überwinden
Weinheimer Firma "KochKultur" war mit Geflüchteten bei Gymnasiasten im Kurpfalz-Schulzentrum zu GastSchriesheimer Schüler sowie internationale Mitarbeiter der Weinheimer Firma KockKultur bei der gemeinsamen Arbeit. Foto: Dorn
Von Günther Grosch
Schriesheim. Montagnachmittag. Tatort Schulküche der Kurpfalz-Realschule. Linus, Paul und Tino laufen die Tränen über die Wangen. Aber nicht, weil ihnen das Essen angebrannt ist oder sie sich in den Finger geschnitten haben. Es sind die vor ihnen liegenden und zu schneidenden Zwiebeln, die ihnen zu schaffen machen. "Es reicht schon, wenn man durch den Mund atmet", lacht Linus, reibt sich die Augen und schnippelt unverdrossen weiter.
24 Jungen und Mädchen aus der elften Jahrgangsstufe des gymnasialen Seminarkurses "Grenzen überwinden - Interkulturell lernen" haben die vier Kochkojen für einen nicht alltäglichen Kochkurs in Beschlag genommen. Auf dem Speisenplan stehen Salatcups mit Taboulé als Vorspeise, Sigari Borek (Teigröllchen mit Hackfleischfüllung), Sanek penir (Kurdische Käseschnecken) und zum Nachtisch Baclava, das sind syrische Blätterteigröllchen mit Walnussfüllung.
Als Küchenmeister fungieren Hassam Maschiri, Turkiye Alkhalaf, Beriwan Mohammad und Ayman Hamoud. Das Quartett ist Teil der Weinheimer gemeinnützigen Startup-Firma "KochKultur" um deren Gründerinnen Ulrike Gollenia und Christiane Brandwein. "Mit dem verbindenden Medium ,Essen’ möchten wir Brücken zwischen Menschen und Kulturen bauen und dabei Geflüchteten helfen, sich in der deutschen Kultur und Gesellschaft zu integrieren", erläutert Brandwein: "Durch Arbeit in einem Umfeld mit höchstmöglichen Kontakt- und Kommunikationspunkten zur deutschen Kultur."
Im Team erlernen die Geflüchteten gastronomierelevante Fähigkeiten wie für den allgemeinen Arbeitsmarkt notwendige Kommunikationsfähigkeiten. Daneben erfährt gleichzeitig ihre mitgebrachte Stärke, "die Leidenschaft fürs Kochen", eine enorme Wertschätzung: "Im Rahmen von uns arrangierten, privaten Kochkursen beim Kunden zu Hause, sogenannten ,Kitchen-Partys’, werden unsere Köche zu Botschaftern ihrer Kultur."
Die beiden für Religion und Gemeinschaftskunde zuständigen Studienrätinnen Irene Niethammer und Demet Üstünel-Hartbauer schildern den Inhalt des seit Schuljahresbeginn laufenden freiwilligen Seminarkurses "Integration durch Begegnung", der eine mündliche Abiturprüfung ersetzen kann. "Beim Thema ,Wie kann man im Alltag Grenzen überwinden?’ haben wir uns unter anderem mit Fluchtgeschichten aus der ehemaligen DDR beschäftigt. Wir waren einen Tag in der Uni-Bibliothek, um Recherchieren zu üben. Und wir haben uns mit dem Mannheimer Integrationsbeauftragten Claus Preißler unterhalten", erzählen Ilayada, Clara und Jana, während sie eifrig Servietten falten.
"Voll krass" finden Rosa, Hevi und Luca das Ganze. Sie sind für die Herstellung der Käseschnecken zuständig und haben beim Gespräch mit der RNZ mit einem Auge immer den Backofen im Blick. Die Drei sind die Einzigen, die "dank unserer Muttis" schon auf häusliche Kocherfahrungen bauen können.
In ihren schriftlichen Seminararbeiten haben sie sich mit ,sprachlichen, sportlichen und Landesgrenzen’ auseinandergesetzt, die es zu überwinden gilt. "Nicht zu vergessen das Thema Inklusion", wirft Rosa ein. Auch hier gelte es, Barrieren zwischen Behinderten und Nicht- Behinderten einzureißen.
Und was haben die angehenden Abiturienten an diesem Nachmittag noch gelernt? Neben der richtigen Herangehensweise an die Zwiebeln ("Man darf sie nicht komplett durchschneiden", "Gemüse soll man nur mit der Messerspitze schneiden") sowie der Zubereitung der Speisen "viele arabische Wörter wie ,Bitte’, ,Danke’ und ,Wie geht’s’?" "Aber auch einiges von den bitteren Lebensgeschichten der Geflüchteten erfahren", sprudelt es aus Paola, Nicolas, Martin und Janik heraus.
Auch die Köche der KochKultur zeigen sich mit ihren "Azubis" sehr zufrieden. "Alle waren mit Feuereifer bei der Sache", lobt Ayman. Die Pädagoginnen nicken: "Und es schmeckte vorzüglich."
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