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11.07.2018

Schnelles Internet in Schriesheim: Altenbach ist gegen das Telekom-Angebot

Schnelles Internet in Schriesheim: Altenbach ist gegen das Telekom-Angebot

Mit "Fibernet" raus aus der Internet-Steinzeit – Zweckverband versorgt auch Ursenbach

Seit Jahren bemüht sich Altenbach um schnelleres Internet. Der Ortschaftsrat stimmte nun dafür, den Zweckverband "High-Speed-Netz Rhein-Neckar" mit dem Ausbau zu beauftragen. Foto: Dorn

Von Nicoline Pilz

Schriesheim-Altenbach. Die Internet-Steinzeit in Altenbach und Ursenbach soll bald ein Ende haben. Jedoch wird es nicht die Telekom sein, die dafür sorgen wird, sondern der Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar (Fibernet), dem neben weiteren 53 Städten und Gemeinden auch Schriesheim angehört.

Mit seinem "Ja" zum Zweckverband sprach sich der Ortschaftsrat in Altenbach gegen das durchaus verlockende, kürzlich vorgelegte Angebot der Telekom aus, den Ausbau schneller Internetverbindungen mittels Vectoring vorzunehmen. Verlockend deshalb, weil die Telekom dafür kein Geld verlangt hätte. Ursenbach wäre aber außen vor geblieben.

Bürgermeister Hansjörg Höfer fand es einen bemerkenswerten Akt der Solidarität, dass der Ortschaftsrat in Altenbach die Ursenbächer nicht vom Schirm nehmen wollte. Er hoffe darauf, dass Altenbach in einem Jahr über schnelleres Internet verfüge, auch wenn die Marktlage derzeit im Tiefbau "schwierig" sei. Er kritisierte aber auch das ganze Verfahren des schnellen Ausbaus, das für Kommunen schon allein wegen der äußerst kompliziert abzurufenden Fördermittel unbefriedigend sei. "Die Leidtragenden sind die Bürger", sagte Höfer.

Obwohl die Entscheidung für den Zweckverband einstimmig ausfiel, tat sich der Ortschaftsrat angesichts der Kostenschätzung von rund 500.000 Euro nicht leicht. "Das ist viel Geld", sagte Christian Wolf (Grüne Liste), der es gern gesehen hätte, dass ein Vertreter der Telekom das Gremium vorab informiert hätte. Beim Zweckverband sei nach der Gründung 2014 lange Zeit gar nichts passiert und zur Fertigstellung des Ausbaus gebe es unterschiedliche Aussagen.

"Fibernet hat noch nicht unser volles Vertrauen, wir würden uns aber darüber freuen." Weil Glasfaser, auf die der Zweckverband setzt, wohl die bessere Technik sei - während die Telekom die vorhandenen Kupferkabel ertüchtigen würde - und Ursenbach sonst abgehängt wäre, entscheide man sich für Fibernet.

"Die Faktenlage spricht hier für sich", meinte auch Karl Reidinger (CDU). Er erkundigte sich zugleich nach den Kosten, die Gebäudebesitzern beim Anschluss an die Hauptleitung entstünden. "Diese Kosten muss die Kommune festlegen", erklärte Werner Riek, Technischer Leiter des Zweckverbandes. Es gebe jedoch eine Modellrechnungs: Demnach wären 495 Euro für ein vier Meter langes Leerrohr fällig, 50 Euro für jeden weiteren Meter plus 350 Euro für das Einblasen der Kabel.

Der Trassenverlauf der Hauptleitung führt von Wilhelmsfeld zur Kipp und weiter Richtung Süden zum Dorfplatz und zur Abzweigung nach Ursenbach. Die Fertigstellung ist bis spätestens Ende 2019 geplant. Der nördliche Abschnitt könne mit einem "Versatz" von ein, zwei Monaten folgen, sagte Riek, die genaue Ausgestaltung erfolge über die Feinplanung.

Riek erläuterte noch einmal die technischen Unterschiede zwischen Kupferkabel und Glasfaser, wobei man bei letzterem die Infrastruktur für die Zukunft gleich mit verlege. Der Ortschaftsrat entscheide, ob er sich von einem Unternehmen abhängig mache oder etwas Eigenes finanziere, bei dem auch eine "gewisse Refinanzierung" stattfinde.

"Ich bin skeptisch gegenüber der Telekom", betonte Karin Malmberg-Weber (SPD). Sie fand es seltsam, dass das Unternehmen sich den Ausbau erst bezahlen lassen wollte und erst jetzt, da der Zweckverband in die Gänge komme, ein kostenloses Angebot vorlege.

Ähnlich argumentierten Hans Beckenbach (Freie Wähler) und Renate Hörisch-Helligrath (SPD). Eingangs hatte bereits Ortsvorsteher Herbert Kraus für Glasfaser als "Technik der Zukunft" geworben. Diese kann laut RiekL künftig auch Bandbreitensteigerungen auffangen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung