Schriesheim im Bild 2023

02.04.2004

Interesse am Umfeld der Kinder ist der beste Schutz

Und zwar gegen Drogenkontakt, Sucht und Abhängigkeit der Jugendlichen - Experten informierten Eltern zum Thema Suchtprävention

Den Informationsabend boten Kurpfalz-Gymnasium und -Realschule gemeinsam an. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (lue) Immer früher kommen Kinder und Jugendliche in Kontakt mit Suchtmitteln. Mit legalen und auch mit verbotenen. Mütter und Väter stehen oft hilflos vor ihren Kindern, wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Kurpfalz-Gymnasium und -Realschule boten daher gemeinsam eine Veranstaltung zum Thema Suchtprävention an. Ralf Maier vom Rauschgiftdezernat der Kripo Heidelberg und Helm Vetter von der Aktionsgemeinschaft Drogen informierten die Eltern der Klassenstufe 7 umfassend über illegale Drogen und die Möglichkeiten, Kinder vor dem Umgang mit den lebensgefährlichen Suchtmitteln zu schützen.

Bereits seit Jahren ist die Drogen- und Suchtprävention fester Bestandteil des Unterrichts für die siebten Klassen an beiden Schulen. Die Jugendlichen sind in diesem Alter für den Genuss von illegalen Drogen besonders empfänglich, auch wenn die meisten noch keinen Kontakt damit hatten. Immer wieder hat Kriminalhauptkommissar Maier bei seinen Unterrichtsbesuchen feststellen müssen, dass die Kinder ihren Eltern in Sachen Drogen weit voraus sind.

Maier konnte nur einen kleinen Überblick über illegale Drogen geben. Für die Eltern besonders interessant: Cannabis und Ecstasy. Letzteres vor allem, weil die kleinen Tabletten auch für Schüler noch erschwinglich sind. 10 bis 15 Euro pro Stück kosten die Pillen. "Der Markt wird regelgerecht überschwämmt", unterstrich Maier die Gefahr. Im Bereich der Heidelberger Polizeidirektion (PD) ist Ecstasy - gemessen an den Fallzahlen - zur zweitwichtigsten Droge geworden.

Medizinische Studien haben gezeigt, dass Ecstasy zu irreparablen Hirnschäden führt. Gefährlich auch: der Kreislauf wird stark belastet, da Hunger- und Durstgefühl durch die Wirkung der Tabletten verdrängt werden. Nach wie vor an erster Stelle steht im Bereich der PD Heidelberg bei den Drogendelikten aber der Konsum von Cannabis. Immerhin 78 Prozent aller Fälle.

Cannabis kann in verschiedenen Formen konsumiert werden: Haschisch, Marihuana oder Haschischöl. Am weitesten verbreitet ist das Rauchen von Haschisch, das sogenannte Kiffen. Auch als Plätzchen hat die Droge mittlerweile Einzug in die Kinderstuben gehalten.

Wie erkennen Eltern aber, ob ihr Kind abhängig ist? Helm Vetter gab einige Anhaltspunkte. "Das tägliche Verhalten der Kinder ändert sich", so der Heidelberger Drogenberater. Wichtigstes Indiz dafür: Der Leistungsabfall in der Schule. Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit und Wortfindungsprobleme sind vermehrt zu beobachten. Darüber hinaus kommen die Kinder regelmäßig zu spät.

"Allerdings können die Probleme auch einen anderen Ursprung haben", machte Vetter die Schwierigkeit deutlich, Drogenabhängigkeiten zu erkennen. Wenn es um Sucht und Drogen geht, hilft oft das gemeinsame Gespräch. "Das ist aber nicht einfach", gestand Vetter ein.

Im Mittelpunkt der Unterhaltung soll die Suche nach den Motiven und Erwartungen stehen, die die Jugendlichen mit dem Drogenkonsum verbinden.

Ob man auf seine Fragen eine ehrliche Antwort bekommt, hängt auch sehr stark von der Gesprächskultur in der Familie ab: Offenheit und Vertrauen zwischen Eltern und Kinder sind wichtige Faktoren für ein erfolgreiches Konfliktmanagement. Echte Sorge und Betroffenheit kommen bei Jugendlichen auch besser an, als der Austausch von vorgefertigten Argumenten.

Vetter gab den Tipp, Grenzen für das Verhalten zu Hause zu setzen. "Wer sich in der Jugend nicht an Grenzen gerieben hat, kann später auch keine setzen," riet der Drogenberater den Eltern. Dennoch: Mit einem einzigen Gespräch sind die Probleme nicht aus der Welt zu schaffen. Vielmehr sollten die Gespräche als Chance zur dauerhaften Annäherung und Verständigung begriffen werden.

Zwei Stunden standen Maier und Vetter den Eltern Rede und Antwort. Eins war am Ende klar: das ehrliche Interesse der Eltern am Umgang der Kinder ist immer noch der beste Schutz vor Sucht und Abhängigkeit. Nach wie vor finden nämlich die meisten Jugendlichen den Einstieg in die Drogenwelt über ihre unmittelbares persönliches Umfeld.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung