Schriesheim im Bild 2023

19.09.2018

"Magnolia" hatte den Gute-Laune-Blues

Hausband des "Muddy’s Club" gastierte erstmals in Schriesheim - Musik brachte entspanntes Südstaaten-Feeling in den Zehntkeller

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Augen zu und ab in die Südstaaten der USA, sich entspannt zurücklehnen und tief das Feeling der 50er und 60er Jahre einatmen, sich die Klänge von Blues, Soul und Rockabilly um die Nase wehen lassen. "Magnolia" machte das möglich: Die Hausband des Weinheimer "Muddy’s Club" nahm ihre Zuhörer am Samstagabend vom Zehntkeller aus mit auf eine wunderbare musikalische Zeitreise, die einfach nur Freude machte.

Es war die Liebe zu den Werken von John Weldon "J.J." Cale, die Gitarrist Jürgen "Mojo" Schultz, Bassist Konrad Fink und Drummer Klaus Pelzer vor bald zwölf Jahren unter dem Bandnamen "Magnolia" zusammenführte. Nach kurzer Zeit kam mit Winston Dyer gesanglich charismatische Verstärkung aus der Quadratestadt hinzu.

Dyer schaue nur auf dem Bandplakat so böse, erklärte Fink. Tatsächlich präsentierte sich der Sänger als freundlicher und gut gelaunter Typ, dem man es nicht abnehmen mochte, als er die Zeilen sang "Every day I have the Blues - nobody loves me". Noch dazu, weil im Publikum treue Fans saßen, die ihre Begeisterung offen kundtaten.

"Die viele Arbeit im Vorfeld hat sich gelohnt", sagte Axel Breinlinger eingangs zufrieden. Seit einem Jahr plane der SPD-Ortsverein den Auftritt von "Magnolia", die in Schriesheim einen weißen Fleck in ihrem Tourkalender auslöschten. Der Abend im schön dekorierten Zehntkeller war auch für die Band eine Premiere. SPD-Vorsitzender Breinlinger sprach vom "Laid-back-Stil", den Cale prägte. Mit entspanntem Zurücklehnen sei es zwar "eher schwierig", weil die Zuhörer ja auf Bierbänken ohne Lehne saßen. Es werde aber trotzdem ziemlich "hot".

Damit hatte er nicht zu viel versprochen. Gestärkt mit Schriesheimer Zwiebelrostbraten und einem Gläschen Wein, legten Schultz und Fink vom Start weg mit "Call me the breeze" fest, was die Zuhörer in den nächsten beiden Stunden erwarten würde: saitenweise Groove, starker Gesang, mitreißende Soli und Gitarrenriffs, unterlegt von Klaus Pelzers unaufgeregtem Rhythmusspiel an Snare-Drum und Hi-Hat.

Rauchig und sehnsuchtsvoll sang "Mojo" Schultz die Ballade "Magnolia", die die Band seit einigen Jahren zum ersten Mal wieder präsentierte. Nach den ersten beiden Stücken stieß der "Monnemer" Winston Dyer dazu; im Gepäck ein kleines Handtuch als hilfreiches Accessoire während seiner schweißtreibenden Darbietungen, bei denen sich der Sänger nicht nur stimmlich hoch beweglich zeigte. Immer wieder streute Schultz dazwischen seine Soli ein, ließ seine halbakustische Gitarre wimmern und jubeln als einer, der jede einzelne Note feiert. Grandios auch "Neighbourhood", bei dem sich Schultz und Fink einen musikalischen Wettstreit lieferten, dem sich keiner entziehen konnte.

Unerschütterlich klopfte Pelzer währenddessen seine Rhythmen auf jene Weise, die Cale selbst so gerne pflegte: minimalistisch und im Feintuning faszinierend besonders. Jazzig-chillig kam "Lazy Sunday afternoon" daher, eine tiefenentspannte Magnolia-Interpretation, wenig später gefolgt von dem Paradestück "Rockin’ Chair". Hoagy Carmichael schrieb die Ballade 1929 als Dialog zwischen Vater und Sohn, den man sich gut vorstellen konnte: in einem Schaukelstuhl sitzend auf einer der großen Veranden, die amerikanische Häuser zu jener Zeit zumeist umgaben.

"Dieses Stück steht wie kein anderes für ‚Magnolia-Musik‘", sagte Konrad Fink, der dem Publikum die beiden CDs der Band ans Herz legte. Auf beiden ist Saxofonist Uli Kammerer mit dabei, der Auftritte von "Magnolia" als Gast ab und an begleitet und durch sein inspirierendes Spiel fraglos bereichert.

Letztlich entließ "Magnolia" nach dieser "Schriese-Premiere" das Publikum restlos hingerissen, dennoch aber mit einem Wunsch in die Nacht: Die Combo möge recht bald wiederkommen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung