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04.10.2018

Kommunalwahl 2019: Neckar-Bergstraße-Grüne mit breiter Brust

Kreisverband will mehr als 43 Mandate holen - Aktuelle Umfragewerte geben Auftrieb

Schriesheim. (cis) Fadime Tuncer und Uli Sckerl werden den Kreisverband Neckar-Bergstraße von Bündnis 90/Die Grünen in Richtung Kommunalwahl 2019 führen. Die zwei Vorsitzenden wurden im Rahmen der Jahreshauptversammlung in Schriesheim in ihren Ämtern bestätigt. Dabei machten beide vor den gut 30 versammelten Mitgliedern deutlich, worum es im Wahlkampf gehen wird.

Die Herausforderung sei, das Erstarken der Rechtspopulisten zu stoppen, verdeutlichte Fadime Tuncer. "Inhalte haben die nicht zu bieten, sie schüren nur die Spaltung", so die alte und neue Vorsitzende. Man müsse rausgehen, auf der Straße mit den Bürgern ins Gespräch kommen und sich mit deren Ängsten und Sorgen auseinandersetzen. Uli Sckerl betonte den Anspruch der Grünen, auf Kommunalebene eine ebenso starke Rolle wie in der Landespolitik zu spielen.

"Das können wir", so Sckerl. Der Anspruch dürfe nicht sein, die 43 Mandate des Kreisverbands lediglich zu halten, sondern Wachstum anzustreben. "Wir brauchen noch mehr junge Leute und Frauen in den Kommunalvertretungen, um das gesellschaftliche Spektrum vor Ort abzubilden", warb er.

Ein erstes Zeichen dafür, dass weiblicher Parteinachwuchs Verantwortung übernehmen will, war die Besetzung des seit einiger Zeit vakanten Postens einer Kreisverbandsvertreterin in der Landesarbeitsgruppe "Frauenpolitik". Tamy Fraas hatte im Vorfeld der Jahreshauptversammlung Interesse geäußert. Die junge Frau des Ortsverbands Weinheim wurde einstimmig gewählt.

Auch im neu gewählten Kreisverbandsvorstand ist sie als Beisitzerin vertreten. Neu hinzu kam mit ihr Denis Wermuth, Vorsitzender des Ortsverbands Ladenburg. Fraas und Wermuth nehmen die Plätze von Marilena Geugjes und Wolfgang Fremgen ein, die nicht mehr kandidierten.

Als Beisitzer bestätigt wurden Reiner Edinger und Claudia Schmiedeberg. Günter Heinisch wurde erneut als Kassierer gewählt. Er hatte zuvor den Finanzbericht abgegeben, der eine stabile Lage des Kreisverbands auswies. Man habe sich 2016 finanziell mit Erfolg gestreckt und bei der Landtagswahl das Direktmandat für Uli Sckerl geholt.

2017 gelang das erneut mit dem Bundestagsmandat von Franziska Brantner. Auch jetzt befinde man sich bereits im Wahlkampfmodus, so der Kassierer mit Blick auf die Kommunalwahl im Mai.

In die geht der Kreisverband Neckar-Bergstraße mit recht breiter Brust. Das liegt auch daran, dass man landespolitisch im fünften Jahr Umfragewerte von über 30 Prozent verbucht und damit stärkste politische Kraft ist, wie Uli Sckerl betonte. Auch der hohe Zuspruch in Bayern kurz vor der Landtagswahl gibt den Grünen Auftrieb.

"Das ist ein Produkt der politischen Arbeit und keine Zufälligkeit", so Sckerl. Von dieser politischen Stimmung in den Ländern will man bei der Kommunalwahl profitieren. Zu hoffen sei, so Sckerl, dass die AfD entgegen ihrem Trend bei Bundes- und Landtagswahl auf der lokalen Ebene kein starkes Ergebnis erziele.

Einen Seitenhieb auf die Bundespolitik wollte sich der Landtagsabgeordnete nicht verkneifen. In Anbetracht der letzten Monate sei Jamaika ein Ausprobieren wert gewesen, verwies Sckerl auf die kurz vor Abschluss gescheiterten Koalitionsverhandlungen mit FDP und Union. Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich der Vorsitzende überzeugt, dass vergangene Konstellationen angesichts einer erstarkten AfD nicht mehr funktionierten.

Man müsse auch Bündnisse eingehen, die man früher ausgeschlossen hätte. "Wir müssen anschlussfähig sein", appellierte Sckerl an die Mitglieder. Eine Replik erntete er von Denis Wermuth: Anschlussfähigkeit gelte in alle Partei-Richtungen. Zwar sollte man reden - aber Bündnisse dürften nicht zulasten grüner Werte und Überzeugungen gehen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung