Schriesheim im Bild 2023

01.11.2018

"Ich bereue es nicht, eingetreten zu sein"

Elke Schneider (57) wurde SPD-Mitglied, als der "Schulz-Zug" gerade Fahrt aufnahm - Im Mai tritt sie bei der Kommunalwahl an

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Sie habe sich schon immer als Sozialdemokratin gefühlt, sagt Elke Schneider. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich Mitglied werde." Am 1. Januar 2017 war es soweit - nur wenige Wochen, bevor die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz die SPD in den Umfragen auf ungeahnte Höhen trug. Heute ist Schulz einfacher Bundestagsabgeordneter, die Sozialdemokraten sind in Bayern nur noch viertstärkste Kraft. "Jetzt erst recht", sagt Schneider, Fotografin im Wissenschaftsbereich. Sie will im Mai für den Gemeinderat kandidieren. Wieso, erklärt sie im RNZ-Interview.

Frau Schneider, Reaktionen auf eine SPD-Mitgliedschaft schwankten zuletzt häufig zwischen Mitleid und Häme. Was wäre Ihnen lieber?
Ich würde nichts von beiden wählen. Aber wenn ich es müsste, wäre es Mitleid. Häme ist nicht gerechtfertigt, weil ich glaube, dass die SPD in der Großen Koalition gute Arbeit geleistet hat. Das wird aber nicht so gut nach außen transportiert, daran muss die Partei arbeiten.

Was hören Sie denn in Ihrem Umfeld am häufigsten?
Viele sagen, es tut ihnen leid. Aber die Leute sollten lieber wählen, als Mitleid haben (lacht). Häme habe ich noch nicht erlebt, auch weil die SPD eine wichtige Partei ist.

Das wird häufig gesagt. Woran liegt es dann, dass die Ergebnisse bei den Landtagswahlen so schlecht waren?
Ich glaube, die Menschen nehmen Politik inzwischen anders wahr. Viele lesen nicht mehr als die Schlagzeilen und verstehen nicht, welche Arbeit da geleistet wird. Aber die SPD hat auch Fehler gemacht. Zum Beispiel hat sich Andrea Nahles nicht gleich entschieden in der Causa Maaßen positioniert. Da denken sich die Leute: Was läuft denn hier? Wenn ich so was machen würde, würde man mir kündigen.

Die SPD-Basis ist ihrem Vorstand gegenüber durchaus kritisch. Ist die Spitze nicht so gut wie die Basis, oder sägt die Basis zu schnell ihren Vorstand ab?
Ich glaube nicht, dass es um Personalien geht. In der Großen Koalition kann die SPD meiner Meinung nach ihre Ziele zu selten durchsetzen, weil die CDU blockiert.

Haben Sie beim Mitgliederentscheid gegen die Große Koalition gestimmt?
Nein, ich habe dafür gestimmt.

Bereuen Sie das?
Eigentlich nicht. Es ist schon gut, dass die SPD in der Regierung ist. Sonst wären viele Dinge jetzt anders. Wie es der Partei gehen würde, wenn sie nicht in die Koalition gegangen wäre, kann ich nicht sagen.

Sie sind eingetreten, als die SPD auf dem Weg zu ihren besten Umfragewerten der vergangenen Jahre war. Zuletzt lag sie in Umfragen bei 14 Prozent. Ist das für Sie nicht demotivierend?
Das ist schon ein Dämpfer. Und es macht mich fassungslos, dass Menschen in der AfD eine Alternative zur SPD sehen. Aber gleichzeitig denke ich mir: Jetzt erst recht. Die Partei muss weitermachen.

Werden Sie denn für den Gemeinderat kandidieren?
Ja, ich bewerbe mich für die Liste.

Woher nehmen Sie angesichts der Umfragewerte Ihre Motivation?
Der Austausch im Ortsverein ist gut, man kann etwas vor Ort bewirken. Und alle, denen ich es erzählt habe, haben gesagt: Ich wähle Dich (lacht).

Ist in diesen Gesprächen die Kommunalpolitik wichtiger als das, was auf Bundesebene passiert?
Nein. Es ist schon so, dass ich gefragt werde: Mensch, was machen die in Berlin denn da wieder? In meinem Bekanntenkreis werden eher die größeren Themen diskutiert.

Lässt sich das mit Blick auf die Wahl im Mai trennen? Bei den Landtagswahlen scheint das nicht so gut funktioniert zu haben.
Nur auf kommunale Themen zu setzen, finde ich schwierig. Gerade Probleme wie den aufkeimenden Rassismus sollte die SPD offen ansprechen.

Warum sollte man sich kommunalpolitisch engagieren?
Weil man dort, wo man lebt, versuchen kann, das Leben für alle besser zu gestalten. In Schriesheim zum Beispiel steigen die Mieten seit Jahren, da gegenzusteuern ist eine wichtige Sache.

Haben Sie es jemals bereut, in die SPD eingetreten zu sein?
Nein. Ich bereue es nicht, eingetreten zu sein. Die Partei liegt meinen Vorstellungen einfach am nächsten.

Wenn Sie sich eine Sache für Ihre Partei wünschen dürften, ...
... wären das mehr Prozentpunkte (lacht).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung