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03.11.2018

Aaron Reder schrieb mit seiner Mutter den Roman "Vormidorrh"

Aaron Reder schrieb mit seiner Mutter den Roman "Vormidorrh"

Wie ein Achtjähriger zum Fantasy-Autor wurde - Für den Schauplatz stand das Schriesheimer Tal Pate

Das Ergebnis von vielen Waldspaziergängen: Patricia Gasser und Aaron Reder mit ihrem 336 starken Debütroman "Vormidorrh", illustriert von Helmut Poul Dohle. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Dass sie Feuer speien und sich in die Lüfte erheben kann, sieht man Shira auf den ersten Blick nicht an. Die rumänische Straßenhündin freut sich vor allem über Streicheleinheiten. Doch in den Köpfen ihrer Besitzer, Aaron Reder und seiner Mutter Patricia Gasser, ist sie "Poesia", Hausdrache einer Elfenfamilie. "Wir haben ein bisschen rumgesponnen", sagt Gasser. "Und ich fand das total cool", sagt Aaron. Drei Jahre nach den ersten Spaziergängen durch den Schriesheimer Wald mit einem Notizbuch in der Hand und vielen Ideen im Kopf stand ein 336 Seiten starker Roman: "Vormidorrh".

Es geht um Elfen, Magie, Mut und - für Aaron besonders wichtig - Drachen. So viele, dass zum Buch ein eigenes Register für die feuerspeienden Wesen gehört, damit der Leser nicht den Überblick verliert. Doch einige Orte und Figuren dürften Schriesheimern bekannt vorkommen. Das Böse wohnt in "Vormidorrh" in der Spatschlucht, das Zuhause der Elfen erinnert bei genauem Lesen stark ans Schriesheimer Tal.

"Immer wenn es gestockt hat, sind wir in den Wald gegangen", sagt Gasser. "Wir haben auch den Namen der Strahlenburg für einen Ort mehr oder weniger geklaut." Was Aaron so nicht stehen lassen will: "Dafür bist Du schon selbst verantwortlich." Doch der Debütroman ist ein Gemeinschaftswerk von Mutter und Sohn, ein halbes Jahr dauerte die Entwicklung der groben Handlungslinien.

"Und dann haben wir korrigiert, korrigiert und noch mal korrigiert", sagt Aaron. Seine Mutter ergänzt: "Wir haben den Text auch zu Lektoren geschickt, was durchaus Überwindung gekostet hat." Und Zeit: Zweieinhalb Jahre dauerte es vom Grobentwurf bis zur Veröffentlichung Anfang September im Selbstverlag. "Kurz danach hat sich sogar ein kleinerer Verlag zurückgemeldet, der Interesse hatte", sagt Gasser. "Aber so konnten wir unsere eigenen Vorstellungen umsetzen."

Auch Aaron ist mit damit zufrieden, schließlich hat er bei der Frankfurter Buchmesse gelernt, dass auch bei Bestsellern der Großteil der Einnahmen bei den Verlagen hängen bleibt. "Die haben dann auch das letzte Wort", sagt der inzwischen Elfjährige abgeklärt. So suchten Mutter und Sohn selbst nach einem Illustrator, der den fantastischen Figuren von "Vormidorrh" Körper gab. Ein Jahr nach der ersten Kontaktaufnahme wurden sie in Münster bei Helmut Poul Dohle fündig. "Er hat die Drachen genau so gemalt, wie sie in meinem Kopf waren", sagt Aaron. "Nur noch einmal ein bisschen verbessert."

Was das angeht, ist der Gymnasiast anspruchsvoll: Durch die Lektüre von "Das Lied von Eis und Feuer", dessen weniger jugendfreie Teile er allerdings übersprungen hat, kann er den Vergleich zum Serienhit "Game of Thrones" ziehen.

Die größte inhaltliche Herausforderung war der finale Kampf in "Vormidorrh", für Aaron Pflichtprogramm im Fantasy-Genre. "Meine Mutter hat mittendrin auf einmal mit dem Schreiben aufgehört", sagt er. "Da habe ich sie anflehen müssen, weiterzumachen." Wie jede geschriebene Zeile wurde auch dieser Teil Aarons kritischer Bewertung unterzogen - und schließlich angenommen.

Inzwischen haben die beiden ihr Buch mehrfach an Freunde, Verwandte und Kunden verkauft - Gasser arbeitet in einer medizinischen Massagepraxis, weshalb auch schon eine 90-Jährige "Vormidorrh" vollständig gelesen haben soll. Einem Schulfreund hat Aaron sein Werk aber auch zum Geburtstag geschenkt: "Er fragt jetzt immer, wann Band zwei kommt."

Der ist schon zur Hälfte zu Papier gebracht. "Es wird aber langatmiger als der erste Teil", sagt Aaron. "Er wird komplexer", verbessert seine Mutter. Ob aus Schriesheim demnächst sogar eine Fantasy-Trilogie kommt, lassen die beiden aber lieber offen. "Es wird zunächst wohl bei zwei Teilen bleiben", sagt Gasser. "Obwohl Dilogie wirklich doof klingt", ergänzt Aaron. Bis zu dieser Entscheidung spinnen Mutter und Sohn einfach weiter herum. "Es macht einfach Spaß, die Fantasie spielen zu lassen", sagt Aaron.

Info: "Vormidorrh - Die Suche nach der verlorenen Magie" ist unter der ISBN 978-3-7469-2407-6 im Buchhandel erhältlich. Mehr dazu gibt es auf www.tredition.de.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung