Schriesheim im Bild 2023

16.11.2018

Schüler befragten Schenk-Zitsch zu Sanierung

Schüler befragten Schenk-Zitsch zu Sanierung

Bürgermeister-Stellvertreterin empfing Kurpfalz-Gymnasiasten und englische Austauschpartner im Rathaus – Auch Brexit war Thema

Eine Stunde lang diskutierte Bürgermeister-Stellvertreterin Barbara Schenk-Zitsch (2.v.r.) mit den jungen Briten und ihren Austauschpartnern aus Schriesheim. Die englischen Lehrerinnen nutzten die Gelegenheit für einen Appell an ihre Schüler. Foto: Dorn

Von Maren Schenk

Schriesheim. Eine Premiere gab es am Mittwoch beim 38. Schüleraustausch zwischen dem Chesterton Community College in Cambridge und dem Kurpfalz-Gymnasium in Schriesheim: Zum ersten Mal waren nicht nur die 29 englischen Schüler zu Gast im Rathaus, sondern auch ihre deutschen Austauschpartner. Und diese nutzten die Gelegenheit für kritische Fragen zu ihrer Schule.

Bürgermeister-Stellvertreterin Barbara Schenk-Zitsch empfing die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen im großen Sitzungssaal. Das erfolgreiche Austauschprogramm trage zur Völkerverständigung bei - und die "kann nicht früh genug beginnen". Dass auch die deutschen Schüler beim Empfang dabei sein können, habe der Schulleiter Jürgen Sollors ermöglicht - der Applaus der Schüler galt deshalb auch ihm.

Schenk-Zitsch informierte die Jugendlichen über den Gemeinderat und die Fraktionen, die Einwohnerzahl Schriesheims und der Ortsteile sowie einige Besonderheiten - zum Beispiel die hohe Zahl an Vereinen, das Waldschwimmbad, der Tunnel, die "5. Jahreszeit" Mathaisemarkt sowie die Partnerstadt Uzès. Dann durften die Schüler Fragen stellen.

Die englischen Austauschpartner interessierte zum Beispiel, was Schenk-Zitsch in ihrer kommunalpolitischen Zeit bereits erreicht habe und was sie noch verbessern möchte. Sie berichtete von Fortschritten bei den Themen Barrierefreiheit und Inklusion, es seien aber noch weitere soziale Verbesserungen nötig - denn auch in einer reichen Stadt wie Schriesheim gebe es arme Menschen.

Und auf was ist sie besonders stolz? "Auf die Menschen hier und ihre Freundlichkeit. Mir liegt mehr an Menschen als an Dingen oder Gebäuden", antwortete Schenk-Zitsch, die sich als "Ur-Schriesemerin" bezeichnete - sie lebe schon immer hier. Auch für das Schulsystem in Deutschland und das Einzugsgebiet des Gymnasiums interessierten sich die englischen Schüler.

Die deutschen Schüler fragten dagegen konkret nach der Sanierung des Gymnasiums. "Der Gemeinderat hat die Gesamtplanung beschlossen", erklärte Schenk-Zitsch, im Dezember würden dem Rat die Planungen vorgelegt. Erst danach könne man entscheiden, welche Sanierungen man mit den vorhandenen Finanzmitteln umsetzen könne. Sehr wichtig sei eine gute Planung: "Es lohnt sich, viel Zeit in die Planung zu investieren."

Eine andere Schülerin machte sich Gedanken über die Zeit während der Sanierung: "Wo findet dann das Abitur statt?" Der Schulbetrieb müsse weitergehen, versicherte Schenk-Zitsch, das werde geregelt. Und sie erzählte von ihrer Zeit am Ladenburger Gymnasium: Damals habe es eine Renovierung gegeben, zwei Jahre hätten sie Unterricht in Containern gehabt - "das waren die schönsten Jahre meiner Schulzeit".

Während der Sanierung werde es doch sicher laut werden, sagte eine andere Schülerin und wies darauf hin, dass es auch jetzt schon laut sei: "Heute zum Beispiel hat ein extrem lauter Laubbläser oder -sauger den Unterricht gestört" - darunter leide dann die Konzentration. Manche Unannehmlichkeiten müsse man zwar ertragen, so Schenk-Zitsch, aber Schüler könnten Lehrer, den Schulleiter oder auch sie bei Problemen ansprechen.

Die letzte Frage eines jungen Briten nach rund einer Stunde galt dem Brexit: Wie stehen die Deutschen dazu? Schenk-Zitsch meinte, dass wohl die Wähler zum Teil falsch informiert wurden und sich so dazu haben verleiten lassen, für einen Austritt aus der EU zu stimmen. Man müsse sich aber nun an das Wahlergebnis halten und das Beste rausholen - allerdings werde es wohl Nachteile für England haben. Sie hofft aber, dass es "halbwegs erträglich" für die Briten wird.

Die englischen Lehrerinnen nutzten dieses Thema für einen Appell an ihre Schüler: "Ihr seid die Zukunft. Ihr habt eine große Verantwortung, wenn Ihr wählen dürft. Ihr seht, wir wichtig es ist, sich selbst gut zu informieren."

HINTERGRUND
Der Cambridge-Austausch: Jedes Jahr im Herbst fahren 30 bis 35 Schüler vom Kurpfalz-Gymnasium zum Chesterton Community College in der britischen Universitätsstadt Cambridge, der Gegenbesuch findet ein paar Wochen versetzt statt. Seit 1979 gibt es diesen regelmäßigen Schüleraustausch. Initiiert wurde er damals von zwei befreundeten Lehrerinnen.

Seit vielen Jahren organisiert die Englischlehrerin Kerstin Scheller den Austausch am KGS, seit einigen Jahren zusammen mit ihrer Kollegin Jeannette Rocco. Auf englischer Seite organisieren seit Langem die beiden Deutschlehrerinnen Jutta Wolf und Lorna Lang den Austausch.

Neben dem Kennenlernen des Alltags in ihren Gastfamilien stehen jeweils Schulbesuche und Ausflüge auf dem Programm. Dieses Jahr besichtigten die deutschen Schüler zum Beispiel den Buckingham Palace in London und das Herrenhaus Holkham Hall an der Küste. Die englischen Jugendlichen erkundeten Speyer sowie Schloss und Zoo in Heidelberg. mank

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung