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14.12.2018

Scharfe Kritik an der Verwaltung

Scharfe Kritik an der Verwaltung

Entscheidung zu Übergangsstandort des Kurpfalz-Gymnasiums vertagt - Bürgermeister Höfer bekam Unmut von allen Seiten zu hören

Mehr als 40 Zuhörer kamen am Mittwochabend zur Gemeinderatssitzung. Über 75 Minuten entwickelte sich eine Art öffentlicher Dialog - allerdings ohne echte Struktur. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Das Gerücht machte unter den mehr als 40 Besuchern in den Zuhörerreihen schon zehn Minuten vor Sitzungsbeginn die Runde: Tagesordnungspunkt 2b solle vertagt werden - die Entscheidung darüber, ob ein bepflanzter Erdwall am Schulhof der Kurpfalz-Grundschule gerodet und abgetragen werden soll, um dort ein Übergangsgebäude für das Kurpfalz-Gymnasium (KGS) während dessen Sanierung zu errichten. Kurz nach 18 Uhr vermeldete Bürgermeister Hansjörg Höfer diese Nachricht auch offiziell - und musste sich dennoch scharfe Kritik von Anwohnern, Eltern und Lehrern anhören.

Der schwerwiegendste Vorwurf kam von der Leiterin der Kurpfalz-Grundschule, Sabine Grimm: Höfer habe eine angebliche Meinung des Kollegiums zur Rodung kundgetan, ohne vorher mit den Betroffenen gesprochen zu haben. "Es war niemand bei uns und hat im Vorfeld mit uns gesprochen", so Grimm.

Höfer hatte in einem Pressegespräch am 28. November behauptet, die Grundschule habe den Wall wegen Problemen bei der Aufsichtspflicht schon länger entfernt haben wollen. "Dass die Frage der Aufsichtspflicht jetzt verwendet werden soll, um den Wall plattzumachen, finde ich ungünstig", sagte Grimm. Höfer entgegnete am Mittwoch: "Dass die Lehrer die Bäume weghaben wollen, habe ich so nie gesagt."

Auch Anwohner und Eltern kritisierten die Kommunikation der Stadtverwaltung: "Wir haben nichts gewusst, die Lehrer haben nichts gewusst, die Kinder haben nichts gewusst", sagte Martina Grohmann, Mutter einer Zweitklässlerin. Anwohner Jürgen Paul kritisierte, dass bisher nur eine nicht-öffentliche Informationsveranstaltung stattgefunden habe. "Das ist eine Sünde für die Zukunft", sagte er in Bezug auf die Rodung und die Errichtung eines möglicherweise bis zu vierstöckigen Übergangsbaus.

75 Minuten nahm sich Höfer Zeit, auf Vorwürfe der Zuhörer einzugehen, duldete Applaus für Wortbeiträge, gab sich Mühe, Fragen zu beantworten. Mangelnde Kommunikation begründete er vor allem mit dem Zeitdruck, unter dem die Verwaltung bei dem Projekt steht: "Wir hatten keine langen Vorlaufzeiten, um mit Ihnen in die Diskussion zu gehen." Und das könne nun mal nicht geschehen, "ohne dass es jemand merkt". Zeitweise geriet die Einwohnerfragestunde so zu einer nachgezogenen Infoveranstaltung - allerdings ohne erkennbare Struktur. Das lag auch daran, dass viele Besucher gekommen waren, um gegen eine Entscheidung zu protestieren, die gar nicht getroffen wurde.

Auch die Vertagung selbst wurde so zum Ziel der Kritik: "Wir sind heute Abend gekommen, weil wir daran interessiert waren, dass das öffentlich diskutiert wird", sagte Anwohner Ulrich Schwarze. Die Entscheidung über die Vertagung sei erst nach der Auswahl eines Büros für die Generalplanung der Sanierung gefallen, so Höfer: "Das war der Wunsch der Fraktionssprecher, es wird mehr Zeit gebraucht."

Wolfgang Renkenberger (FDP) sagte später, die Planer hätten am Vormittag weitere Ideen zum Übergangsstandort vorgebracht: "Da waren neue Blickwinkel dabei." Dennoch gebe es gute Argumente für den Vorschlag der Verwaltung. "Das können wir jetzt in den nächsten vier Wochen diskutieren." Sebastian Cuny von der SPD betonte, der Gemeinderat habe bereits ausführlich über einen Übergangsstandort beraten: "Jeder hat Alternativen eingebracht, die Verwaltung hat viele davon für uns nachvollziehbar widerlegt."

Die von Anwohnern, einigen Eltern und Grundschullehrern favorisierte Variante wäre ein Gebäude auf dem Gelände der Parkplätze an der Hirschberger Straße. "Wir sind gerne bereit, unsere herzugeben", sagte Grundschullehrerin Ellen Baumann. Jürgen Paul merkte an, die Stadt müsse für die Sanierung der Parkplätze sowieso Geld in die Hand nehmen. Höfer bestätigte das, fügte jedoch hinzu: "Da wird man staunen, was das kostet." Zuvor hatte er aber auch angekündigt, dass die Stadt den Grundschulhof in den kommenden Jahren umgestalten wolle.

"Jetzt heißt es, der Schulhof sei nicht mehr zeitgemäß", sagte Grünen-Fraktionschef Christian Wolf in der Diskussion. "Das ist ein konstruiertes Argument. Die Kuhlen dort sind nicht mehr zeitgemäß." Offenbar wolle die Verwaltung ihren Wunschstandort weiterhin mit aller Macht durchdrücken. Michael Mittelstädt (CDU) beschränkte sich bei seiner Kritik auf die Kommunikation: "Das ist sehr unglücklich gelaufen, die Verwaltung hat sich jetzt ein paar Ohrfeigen abgeholt."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung