Schriesheim im Bild 2023

21.12.2018

Medizinische Notfallversorgung: Weinheim Spitze, Schriesheim Schlusslicht

Große Unterschiede bei Hilfsfristen - Notarztverlegung im Oktober hat laut ASB geholfen

Von Frederick Mersi, Annette Steininger und Philipp Weber

Bergstraße-Neckar. Bei einem medizinischen Notfall mussten Schriesheimer und Ladenburger im Schnitt zuletzt deutlich länger auf Hilfe warten als Menschen in Weinheim und Hirschberg. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Eintreffzeiten von Notärzten und Rettungswägen durch den Südwestrundfunk (SWR). Allerdings stammen die ausgewerteten Daten aus den Jahren 2016 und 2017, dieses Jahr hat der Bereichsausschuss die Struktur des Rettungsdienstes geändert. Die Versorgung soll dadurch verbessert worden sein. Ein Überblick:

Schriesheim: Laut SWR war die Weinstadt 2017 "strukturell unterversorgt". Bei jedem vierten der 580 Einsätze war der Rettungsdienst nicht innerhalb der gesetzlichen Durchschnittsfrist von 15 Minuten vor Ort. Wünschenswert wären zehn Minuten, das klappte nur in etwa jedem fünften Fall. Betroffen sind vor allem die Ortsteile Altenbach und Ursenbach. Um die Versorgungslage zu verbessern, wurde im Oktober ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) im Zwölf-Stunden-Betrieb nach Schriesheim verlegt. "Dadurch haben wir auf jeden Fall eine bessere Hilfsfrist erreicht", sagt Frank Weißbarth, stellvertretender Rettungsdienstleiter des Arbeiter-Samariter-Bunds, der den Standort betreibt. Ein Rettungswagen im 24-Stunden-Betrieb sollte dazukommen, doch der provisorische Standort im DRK-Heim ist dafür nicht geeignet. 2019 soll die Rettungswache nach Hirschberg umziehen, da in Schriesheim kein geeigneter Standort gefunden wurde.

Weinheim: Verglichen mit den anderen fünf Gemeinden ist die Versorgung in der Zweiburgenstadt am besten. Bei 2099 Einsätzen mit Rettungswägen im Jahr 2017 schafften es die professionellen Ersthelfer, in 77 Prozent der Fälle innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort zu sein. Dass die Zeit bis zum Eintreffen mehr als 15 Minuten betrug, kam laut SWR nur in sechs Prozent der Fälle vor. Weinheim verfügt auch nach dem Umzug des Tages-NEFs nach Schriesheim an der GRN-Klinik rund um die Uhr über ein NEF. "Wenn die Rettungswache in der Nähe der Einsatzorte und zudem noch ein Krankenhaus in der Stadt ist, werden die Zeiten entsprechend kürzer", so Jürgen Wiesbeck, Vorsitzender des Bereichsausschusses für den Rettungsdienst in Manheim, Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis. Im Hinblick auf die Großbaustelle in der Mannheimer Straße kann er keine signifikanten Verschlechterungen feststellen. Das sagt auch Christoph Schauder, Dezernent für Ordnung und Gesundheit im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises. Das für Weinheim zuständige DRK Mannheim passe seine Routen allgemein an Staustrecken an, sodass man hier zumeist keine negativen Überraschungen erlebe. "Das muss aber nicht für jeden einzelnen Einsatz gelten", schränkt Wiesbeck ein.

Hirschberg: Leutershausen und Großsachsen lagen bei der Versorgung durch Rettungsdienste im zuständigen Bereich im oberen Drittel. In deutlich mehr als der Hälfte aller Fälle waren die Einsatzkräfte innerhalb von zehn Minuten am Ort des Geschehens. Die gesetzliche Durchschnittsfrist von einer Viertelstunde wurde nur in acht Prozent der Fälle überschritten. Im kommenden Jahr dürfte die Situation sogar noch besser werden: Schon Mitte 2019 könnten das Tages-NEF aus Schriesheim und ein 24-Stunden-Rettungswagen in einer neu einzurichtenden Rettungswache im Gewerbegebiet ein Zuhause finden. Der Gemeinderat hat jedenfalls dem Bauantrag auf Nutzungsänderung einmütig zugestimmt. Nicht nur Eva-Marie Pfefferle (SPD) sieht in einer Rettungswache einen großen Vorteil für Hirschberg, sei doch dann ein Krankenwagen in der Nähe.

Ladenburg: Die Römerstadt war 2017 trotz ihrer zentralen Lage laut SWR nicht ausreichend versorgt. Etwas mehr als 13 Minuten dauert es hier im Schnitt, bis der Rettungsdienst eintrifft. In immerhin zwölf Prozent der 679 registrierten Fälle konnte die gesetzliche 15-Minuten-Frist nicht eingehalten werden. Ob die Verlegung des NEFs nach Schriesheim zu kürzeren Eintreffzeiten geführt hat, konnte weder Frank Weißbarth vom ASB noch Bereichsausschuss-Vorsitzender Wiesbeck sagen: Wenn hier etwas passiere, werde das jeweils nächstgelegene Rettungsfahrzeug alarmiert. In Ladenburg sitzt zwar die Integrierte Leitstelle für Notrufe, aber keine Rettungswache. "Das ist ein komplexes System, das nur von ausgebildeten Kräften bedient werden kann", erklärt Wiesbeck zur Leitstelle. Am Ende entscheide nicht der Computer, welcher Wagen alarmiert wird - sondern der Disponent. Einzelne, benachbarte Orte miteinander zu vergleichen, sei daher kaum möglich.

Edingen-Neckarhausen: Auf der anderen Seite des Neckars stellte sich die Situation im Vorjahr laut SWR besser dar als in Ladenburg. In 61 Prozent der 639 Fälle waren die Rettungsdienste innerhalb von zehn Minuten vor Ort, in Ladenburg klappte das nur bei jedem fünften Einsatz. Bei der Notfall-Versorgung lag die Doppelgemeinde 2017 sogar knapp vor Hirschberg.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung