Schriesheim im Bild 2023

23.12.2018

FSJlerin in Schriesheim: Zu Weihnachten vermisst sie Trockenfleisch

Danelle Joemath (24) aus Südafrika feiert das Fest erstmals in Deutschland - Mit der Verständigung klappt es immer besser

Von Carolina Paul

Schriesheim. Genau 13.083 Kilometer liegen zwischen Schriesheim und Kapstadt in Südafrika. So weit müsste Danelle Joemath jedes Mal fliegen, um ihre Familie und Freunde nahe der Küstenmetropole zu besuchen. Die 24-Jährige absolviert seit Anfang September ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Evangelischen Kirchengemeinde, übernimmt kleinere Aufgaben im Büro und hilft im Begegnungszentrum "mittendrin" aus.

"Ich wohne in einer kleinen Wohnung über dem Begegnungszentrum und teile mir das Apartment mit zwei weiteren Bewohnern", erzählt Joemath im RNZ-Gespräch auf Englisch. Ihre Muttersprache ist Afrikaans, Englisch spricht sie fließend und ihre Deutschkenntnisse werden immer besser. In Südafrika lebt sie in einem 2500-Seelen-Dorf, dessen Bewohner mehrheitlich der "Moravian Church" angehören, einer protestantisch geprägten Kirchengemeinde.

Bei einem ihrer Kirchenbesuche wurde sie auf den Aushang der Diakonie Baden aufmerksam, die einen Freiwilligen für den Dienst in einer deutschen Gemeinde suchte. "Ich habe mich beworben, hätte aber nie gedacht, dass ich genommen werde", sagt sie. Dementsprechend glücklich sei sie gewesen, als sie schließlich die Zusage erhielt. Ihr FSJ sieht sie als Chance, etwas Neues ausprobieren zu können.

Eigentlich studiert Joemath nämlich Personalmanagement und absolvierte zuletzt ein Praktikum in der Finanzabteilung einer Firma in Südafrika: "Damals sollte das Praktikum nur drei Monate dauern, aber aus drei Monaten wurden sechs und dann ein Jahr, da ein Arbeitskollege verstarb und ich seine Stelle übernehmen musste", so Joemath. Ihre Arbeit im Finanzsektor habe jedoch ziemlich wenig mit Personalwesen gemein gehabt. Also ging sie auf die Suche nach Möglichkeiten, noch einmal andere Erfahrungen sammeln, und landete über die Anzeige der Diakonie Baden in Schriesheim.

In der evangelischen Kirchengemeinde wird sie in unterschiedlichen Abteilungen eingesetzt. Dienstags zum Beispiel gestaltet sie den Regenbogen-Treff mit, mittwochs ist der Schülergottesdienst an der Reihe und sonntags hilft sie beim Kindergottesdienst mit. "Am meisten macht mir die Arbeit mit den Mädchen der Jungschar Spaß. Wir gestalten dann zusammen Bibelgeschichten oder arbeiten an kreativen Projekten", erzählt sie und lächelt. In der vergangenen Woche habe sie mit ihnen Plätzchen gebacken, die am Freitagmittag im Altenheim in Dossenheim an Senioren verteilt werden.

"Am Anfang gab es nicht viel Interaktion zwischen den Kindern und mir. Die Kinder verstehen nicht alles auf Englisch und ich nicht alles auf Deutsch", sagt die Südafrikanerin. "Aber wir haben Wege gefunden, uns zu verständigen - und mittlerweile klappt es ganz gut." Schwierig wird es für sie auch, wenn sie im Begegnungszentrum "mittendrin" hinter der Theke steht: "In fast jeder Schicht arbeite ich mit neuen Kollegen zusammen, jeder bewegt sich anders in der Küche und erledigt die Sachen auf seine Weise. Ich muss mich jedes Mal an eine andere Arbeitsweise anpassen, das fordert manchmal viel Geduld."

Die Feiertage wird sie bei einer Familie aus der Kirchengemeinde verbringen, das Begegnungszentrum ist bis einschließlich Montag, 7. Januar, geschlossen. Auch ein Freund aus Südafrika, der seinen Dienst in Freiburg ableistet, wird sie besuchen. Gemeinsam wollen sie bei dieser Gelegenheit auch eine Tour durch Heidelberg machen.

Nach Hause fliegen wird Joemath nicht, obwohl sie Südafrika in gewisser Weise vermisst. "Was wirklich fehlt, ist eine Art Trockenfleisch, das wir zu Hause essen", sagt sie. "Das ist so ähnlich wie Salami, findet man hier aber nicht." Zum Glück fliege bald einer ihrer Bekannten zurück. Der will ihr dann ein Paket mit der Spezialität zusenden - und damit ein Stück Heimat, über 13.000 Kilometer entfernt.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung