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14.02.2019

Schriesheimer Mathaisemarkt-Festzug: Darum darf nicht mit Gutseln geworfen werden

Schriesheimer Mathaisemarkt-Festzug: Darum darf nicht mit Gutseln geworfen werden

Verwaltung verteidigt Umsetzung von Sicherheitsauflagen - Treffen mit Vereinsvertretern "auf dem Schirm"

Hoffnung auf ein Ende der Eiszeit: Bürgermeister Hansjörg Höfer (l.), Ordnungsamtschef Achim Weitz (r.) und seine Stellvertreterin Isabel Herschel werben um Verständnis für die Auflagen beim Mathaisemarkt-Festzug und weisen Kritik an mangelnder Kommunikation zurück. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. "Zum Abschluss dieser Diskussion" habe er zu diesem Pressegespräch eingeladen, sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer am Mittwochnachmittag in seinem Büro. Groß war der Ärger bei Vereinsvertretern in den vergangenen Wochen wegen der Sicherheitsrichtlinien für die Teilnehmer des Mathaisemarkt-Festzugs, welche die Stadtverwaltung dieses Jahr konsequenter als zuvor umsetzen will.

Diskussionen löste vor allem das Gutsel-Wurf-Verbot aus: Wer mit einem Festwagen am Umzug teilnimmt, darf von der Ladefläche keine Süßigkeiten werfen oder Getränke ausschenken. Diese Regelung sei aber eigentlich ein Kompromiss, um die Vereine an anderer Stelle zu entlasten, betonte Ordnungsamtsleiter Achim Weitz: "Das ist eine Kompensationsmaßnahme."

Denn eigentlich müssten laut der seit 2013 landesweit geltenden Richtlinie der Verkehrspolizei für Umzugsfahrzeuge bei Festzügen alle teilnehmenden Gespanne voll- oder zumindest teilverkleidet sein - also an den Seiten so dekoriert, dass niemand unter die Räder kommen kann. "Bei vielen Faschingsumzügen dürfen nur weiterhin Süßigkeiten geworfen werden, weil dort alle Wagen diesen Kriterien genügen", so Weitz. In Schriesheim nähmen aber oft historische Traktoren am Umzug teil, außerdem sei das Anbringen einer Vollverkleidung ein enormer Zusatzaufwand für die Vereine.

Deshalb erarbeitete die Stadt einen Kompromiss mit der Verkehrspolizei Mannheim, die wiederholt auf die Einhaltung der Richtlinien hingewiesen hatte: Weil die Gespanne nicht voll- oder zumindest teilverkleidet sein müssen, sind mindestens vier gekennzeichnete und vorher beim Ordnungsamt angegebene Aufsichtspersonen, die sogenannten "Wagenengel", und das Verbot, Süßigkeiten zu werfen und Getränke vom Wagen auszuschenken, nötig. Fußgruppen dürfen aber weiterhin beides an die Besucher verteilen.

"Wir legen die bestehenden Richtlinien schon Schriesheim-spezifisch aus", sagte Bürgermeister Höfer. "Wie die Vereine haben wir ein Interesse daran, dass dieser Festzug wieder zum Höhepunkt das Mathaisemarkts wird." Das Werfen von Süßigkeiten habe bei dem Fest allerdings auch keine lange Tradition, so Höfer.

Vielmehr sei es früher umgekehrt gewesen: Die Zuschauer am Straßenrand hätten die Festzug-Teilnehmer beschenkt. "Wenn die Vereine sagen, dass ihnen das trotzdem so wichtig ist, können wir darüber reden", sagte Weitz. "Dann müssen wir aber die Vorgaben bei der Wagen-Verkleidung einhalten."

Auch die Kritik an der späten Kommunikation der Vorgaben wiesen Ordnungsamt und Bürgermeister zurück: "Die Richtlinien sind nicht neu", sagte Isabel Herschel, Weitz’ Stellvertreterin. Dessen Vorgänger Dominik Morast habe die Vorgaben schon seit 2014 jedes Jahr an die Zugteilnehmer geschickt.

"Wir haben auch schon seit dem Stadtjubiläum 2014 gesagt, dass keine Gutsel mehr geworfen werden sollen", so Herschel. Ebenso sei den Vereinen im Dezember bei einem ersten Treffen kommuniziert worden, dass es im Januar eine Präsentation zu den Richtlinien geben werde.

Weitz lobte an dieser Stelle die Bereitschaft der Verkehrspolizei, mit mehreren Vertretern Rede und Antwort zu stehen: "Da haben sich hochrangige Kollegen viel Zeit für Schriesheim genommen, bei den Vereinsvertretern scheint das aber anders angekommen zu sein."

Er selbst wisse ebenfalls, wie wichtig das Engagement der Ehrenamtlichen sei. Doch letztlich trage er als Ordnungsamtschef die Verantwortung für die Sicherheit beim Festzug, sagte Weitz: "Wenn zum Beispiel die Wagenengel nicht vorher benannt werden müssen und am Ende nur zwei von vieren auftauchen, wer hat denn dann den Schwarzen Peter gezogen?" Man wolle schließlich allen Vereinen die Teilnahme ermöglichen. Deren Forderung nach einem Runden Tisch nach dem Mathaisemarkt nahm Weitz auf: "Das haben wir auf dem Schirm."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung