Schriesheim im Bild 2023

20.02.2019

Doch keine weiteren Container für Obdachlose?

Verwaltung prüft Kosten von Holzmodulen - Bürgermeister Höfer: Übergangslösung wird wohl länger als zwei Jahre stehen

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Fast hätte es geklappt mit dem Bauantrag für die geplante Erweiterung der Flüchtlings- und Obdachlosenunterkunft am Wiesenweg. Doch über den Grund der neuerlichen Verzögerung war Bürgermeister Hansjörg Höfer nicht böse. Im Gegenteil.

"Ich bin glücklich", erklärte er im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU), nachdem das Gremium sich einmütig dafür ausgesprochen hatte, die Kosten für Holzmodule einzuholen. Geplant war ursprünglich, die bestehende und teilweise doppelt belegte Anlage, sprich vor allem die zusammengepferchten Bewohner, durch vier weitere Container-Einheiten zu entlasten.

Eigenen Antrag zurückgezogen

Ein Bauantrag ist deshalb nötig, weil der für das Gelände gültige Bebauungsplan "Sportzentrum" eben auch nur eine sportliche Nutzung des Areals erlaubt. Um eine Ausnahme zu erreichen, muss der ATU einer Befreiung von der aktuell geltenden Bebauungsplansatzung zustimmen.

Und er hätte das am Montagabend auch getan, wenn Bauamtsmitarbeiterin Beate Kreis nicht erklärt hätte, dass der Bauantrag der Verwaltung auf eine Containeranlage ausgerichtet sei. Bis die Kosten für Holzmodule geprüft seien, müsse man den eigenen Antrag daher zurückziehen.

Glücklich darüber war der Bürgermeister deshalb, weil er daran erinnerte, dass er dem Gemeinderat diesen Vorschlag ja unterbreitet hatte. "Damals war die knappe Mehrheit für die preisgünstigste Möglichkeit, die schnell aufzubauen und wieder zu entfernen sei." Da die "Übergangslösung" sicher länger als zwei Jahre stehen werde, mache es Sinn, etwas "Richtiges" dort hinzustellen.

Die Debatte angestoßen hatte Georg Grüber (Grüne Liste). Er sei gegen Container - zum einen aus Klimaschutzgründen, zum anderen deshalb, weil für ihn "Container für Material und Abfall" da seien. Nicht aber für Wohnzwecke. Er plädiere für eine "menschenwürdige Unterkunft". Holzmodule ermöglichten jedweden energetischen Standard, seien leicht rückbaubar oder könnten auch 50 Jahre stehen bleiben. Zudem seien sie im Gegensatz zu Containern CO2-neutral. "Holzmodulbauweise steht Massivhäusern nicht nach. Und ist nicht wesentlich teurer als Container", sagte Grüber.

Bei ähnlichen Kosten wäre der CDU-Fraktion eine Holzmodulbauweise ebenfalls lieber, erklärte Frank Spingel. Namens der Freien Wähler sagte Bernd Hegmann, seine Fraktion ginge auch noch bei 20 Prozent Mehrkosten über die veranschlagten 250.000 Euro mit. Container seien zwar keine "Abfallbehälter", aber auch keine Ideallösung, meinte Sebastian Cuny (SPD). Doch Holzbauweise biete auch eine ganz andere Wohnatmosphäre. "Wir sind zuversichtlich, dass wir uns das leisten können", so Cuny weiter. "Sie laufen bei mir alle Türen ein", merkte Höfer abschließend an.

Einem Bauantrag zur Errichtung eines Wohnhauses auf dem Branich, "Im Buchenhain", stimmte der ATU einmütig zu. Er hatte hier bereits der Bauvoranfrage sein Einvernehmen erteilt und die beantragten Befreiungen bewilligt. Das Grundstück sei mit einer Fläche von 585 Quadratmetern relativ klein für Branich-Verhältnisse, und das geplante Wohngebäude falle moderat und typisch aus, sagte Beate Kreis. Bergseitig tritt es eingeschossig, talseits dreigeschossig in Erscheinung.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung