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25.03.2019

Das Müll-Abc eingesammelt

Das Müll-Abc eingesammelt

Autobatterie, Bürostuhl, Cellophan: 24 Kubikmeter Abfall gesammelt - Viel Dreck rund um Schlossberghütte

Das Kelterhaus war Ausgangs- und Zielpunkt. Wurden morgens noch die Helfer im Hänger transportiert, war er später randvoll mit Müll. Foto: Dorn

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Wie kommt eine demolierte Leitplanke in die Weinberge? Das kann sich Christian Kücherer auch nicht erklären. Und doch lädt er sie gerade auf seinen Hänger. Dazu einen Bürostuhl und ein Fahrrad, beides in desolatem Zustand, einen Boiler, eine Autobatterie und das Rad eines Traktors: Sie alle gehören zu den Fundstücken bei der sechsten Müllsammelaktion in Schriesheim am Samstag.

In knapp drei Stunden sind 24 Kubikmeter Müll zusammengekommen. Rund um die Schlossberghütte, also dort, wo auch gerne mal gefeiert wird, hat Kücherer besonders viel Abfall entdeckt. Also auch mal den Kasten mit (bis auf eine) geleerten Bierflaschen. Aber besser sind Flaschen in Kästen als Scherben am Wegesrand oder im Gebüsch. Als Hundehalter weiß Kücherer, wie verletzlich Hundepfoten sind. Also sind ihm auch völlig verrostete Benzinkanister ein Dorn im Auge. Auch bei solchem Müll besteht Verletzungsgefahr. Nicht nur für Vierbeiner, auch für spielende Kinder.

Ausrichter der Müllsammelaktion ist der Schriesheimer "Jägerstammtisch" mit einigen Dutzend Mitgliedern, unterstützt von der Winzergenossenschaft und der Stadt. Organisator Steffen Vree über die Aktion: "Uns war irgendwann klar, dass wir was tun müssen." Schließlich liegt der Müll in Schriesheim eher im Wald als in den Weinbergen.

Die sehen an dem sonnigen Frühlingstag sogar richtig aufgeräumt aus. Der "Reinigungstrupp", der den Blütenweg zwischen Dossenheim und Leutershausen ins Visier nahm, hatte demnach nicht viel zu beanstanden. Und wie viele Menschen nahmen an der Müllsammelaktion teil? "So um die hundert", schätzt Jäger Steffen Vree und macht diese Zahl unter anderem an der etwa gleichen Anzahl von Tellern mit Erbsensuppe fest, die beim Abschlusstreffen vor dem Kelterhaus ausgegeben werden. Überhaupt ist die Halle auch wegen der sanitären Einrichtungen ein idealer Treffpunkt.

Erstmals waren 20 "Greifer" im Einsatz. Diese Geräte sind eine Alternative, bevor man etwas mit Fingern anfassen müsste. Der Bauhof stellte bisher eigentlich nur die Fahrzeuge und blauen Müllsäcke. "Greifer" oder Arbeitshandschuhe gehörten bisher nicht zur Ausstattung. Die Pfadfinder, aber auch Mitglieder des Odenwaldklubs, des Obst- und Gartenbauvereins oder Bürger, die etwas für ihre Stadt tun wollten, gehören bisher zu den Ehrenamtlichen, die in Schriesheim aufräumten.

Erstmals in diesem Jahr dabei: Die elfjährige Berit, Schülerin am Kurfpalz-Gymnasium. Sie hat an ihrer Schule von der Müllsammelaktion erfahren und beschloss: Da mache ich mit! In der Nähe der Strahlenburg hat Berit ein zwischen Wald und Weinbergen entsorgtes Waschbecken entdeckt und es zusammen mit einem anderen Mädchen zum Transportfahrzeug geschleppt. Angesichts dessen, was einige ihrer Mitmenschen so alles in freier Natur hinterlassen, können die ehrenamtlichen "Aufräumer" eigentlich nur den Kopf schütteln. Aber sie machen diese Arbeit eben, weil sie gemacht werden muss. Aber müssen mutwillig kleine Schilder abgerissen werden, die den Blütenweg an der Bergstraße markieren? Die sind nun leider auch im Müll gelandet.

Ein ganz anderes Problem: Immer wieder wird Müll an Stellen entdeckt, an denen es kürzlich Bauarbeiten gab. Etwa defekte Werkzeuge. Was daran liegen könne, dass ausländische Mitarbeiter von Firmen an hiesigen Recycling-Höfen abgewiesen werden, hieß es beim Aufräumen.

Rund 100 Freiwillige sammelten zwischen Wald und Weinbergen Dinge ein, die andere einfach weggeschmissen hatten. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung