Schriesheim im Bild 2023

06.09.2019

Für fünf Millionen Euro wird die "Kinderschachtel" um die Ecke ziehen

Kindergarten "Kinderschachtel" kann wohl im November in Neubau ziehen - Das zweistöckige Zuhause soll zur Bewegung animieren

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Noch hängen Kabel aus Wänden und der Decke, sind die Böden uneben und es stehen Gerüste herum. Gegen den Baustellenlärm im Rohbau des neuen Kindergartens "Kinderschachtel" muss man ein wenig anschreien, doch Ende November, sagt Bauamtsmitarbeiterin Karina Mayer beim Rundgang, soll er bezogen werden. 90 Kinder ziehen dann aus den 50 Meter entfernten Containern in ein nagelneues Gebäude ein, das groß, hell und freundlich, mit viel verbautem Holz und Platz zum Spielen dasteht.

Neu ist dann auch die Adresse, denn der Kindergarten wird nicht mehr in der Kurpfalzstraße, sondern in der Hirschberger Straße liegen. Von dort aus geht der Haupteingang neben dem eigenen Müllhäuschen in Garagengröße in ein großes Foyer mit weiterem separaten Zugang, das als Mehrzweckraum zum Turnen und für Veranstaltungen dient.

Barrierefrei ist das zweigeschossige Gebäude durch den Einbau eines Aufzugs, was die Sache nicht günstiger macht. Bislang seien rund 2,7 Millionen Euro verbaut, um die fünf Millionen dürften es am Ende werden, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer. Beim Spatenstich im Februar 2018 hatte die Stadt noch mit vier Millionen Euro gerechnet.

Höfer freut sich trotz der Kostensteigerung auf die Gestaltung des Außengeländes unter anderem mit einem Spielhügel. "Das ist eine Aufwertung auch für das evangelische Gemeindehaus und die Kirchengemeinde", meint er. Wie bisher teilen sich Kindergarten und Kirchengemeinde, der über die Hälfte des Grunds in dieser Ecke gehören, das Außengelände. Die Stadt bezahlt der Kirchengemeinde für die von ihr beanspruchte Fläche eine jährliche Pacht.

Der Spielhügel habe einen hohen Spielwert, betont Höfer. 2015 habe Professor Rolf Schwarz, ein Kindergartenvater, im Rahmen eines Wettbewerbs gemeinsam mit den Kindern Planungen angestellt. Interessant dabei: Aus zu unterschiedlichen Zeiten entnommenen Speichelproben der Kinder ließ sich deren Stresswert ermitteln. Und der sei am niedrigsten gewesen, wenn sie draußen spielen konnten, erklärt Höfer.

Ohnehin war die "Kinderschachtel" von Anfang an als bewegungsfreundliche Einrichtung konzipiert. Besonders sind im neuen Kindergarten auch der breite, für Bobbycar-Rennen geeignete Flur und der Raum unter der Treppe mit seinen verschiedenen Spielebenen. Klassische Gruppenräume gibt es nicht mehr, stattdessen sogenannte Funktionsräume. Ganztagskinder gehen zum Essen in die gegenüberliegende Schulmensa, alle anderen nehmen ihren Snack im Essensraum zu sich. Betreut werden die Kinder je nach Bedarf ab 7.30 Uhr bis 17 Uhr.

Raumhohe Fenster lassen viel Licht ins Gebäude, dennoch sei eine Beschattung durchs Obergeschoss und durch Jalousien gegeben, meint Karina Mayer. Eine Rettungsrutsche wie in anderen Einrichtungen erforderlich, braucht es in der "Kinderschachtel" nicht. Ein Laubengang ums Gebäude herum führt im Notfall über eine Treppe aufs Gelände.

Wöchentlich wird der Baustellenfortschritt von einem Sicherheitsingenieur überprüft. Notwendig, aber teuer, sagt Höfer. Ursprünglich sollte die "Kinderschachtel" bereits zum neuen Kindergartenjahr im September in ihr neues Domizil einziehen. Doch es gab Verzögerungen. Einerseits, weil die Auftragsbücher der Baufirmen übervoll sind. Andererseits gab es Probleme mit der Holzbaufirma Kastor. Sie hatte vor Aufnahme der Arbeit weitere Pläne gefordert. Ein Streit, der in einen laufenden Prozess mündete. "Gott sei Dank", so Höfer, sei die Schriesheimer Firma Grüber eingesprungen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung