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24.01.2020

Mathaisemarkt 2020: Oettinger macht’s noch mal

Mathaisemarkt 2020: Oettinger macht’s noch mal

Ehemaliger Ministerpräsident und EU-Kommissar spricht als Festredner bei Mittelstandskundgebung

Seit Jahrzehnten befreundet: Günther Oettinger (l.) und Alt-Bürgermeister Peter Riehl (2.v.r.). Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Rundgang durch das Gewerbezelt, Schunkeln mit den "Montagsmädels", Wein statt Wasser bestellen: Wenn Günther Oettinger, Festredner der diesjährigen Mittelstandskundgebung des Bunds der Selbstständigen, am 9. März nach Schriesheim reist, weiß er ziemlich genau, was ihn erwartet.

Mit seiner Zusage, die der BDS-Landesverband am Mittwoch öffentlich machte, reiht sich der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs und EU-Kommissar in die Gruppe der "Mehrfachtäter" ein. 2006 war der damals 52-Jährige schon einmal auf dem Mathaisemarkt zu Gast – und bat am Ende seiner Rede darum, wiederkommen zu dürfen. "Damals gab es geteilte Meinungen über seinen Auftritt", erinnert sich Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger Peter Riehl, der mit Oettinger seit Jahrzehnten befreundet ist. "Aber ich fand ihn gut und freue mich riesig, dass er dieses Jahr wiederkommt."

13 Jahre nach seiner ersten Festzelt-Rede in Schriesheim hat sich für Günther Oettinger viel geändert: Der inzwischen 66-Jährige hat sich nach insgesamt sieben Jahren als EU-Kommissar für Energie sowie Digitale Gesellschaft und Wirtschaft aus der Politik zurückgezogen und hat sich als Unternehmensberater selbstständig gemacht. "Für ihn ist das eine Art Abschiedsveranstaltung", sagt Rolf W. Edelmann, Vorsitzender des Schriesheimer BDS-Ortsverbands. Der Titel: "Quo vadis Europa?" Die fachliche Kompetenz bringe Oettinger durch seine Tätigkeit in der EU-Kommission mit, so Edelmann. "Und er hat eine hohe Affinität zu Schriesheim."

Das zeigt auch die Liste seiner Besuche in der Weinstadt. Ob als Ehrenpate des Madonnenbergvereins 2009, als Überraschungsgast beim Neujahrsempfang der CDU 2012 oder zur Deklaration eines Stammtisches als "Mitte der Welt" in der inzwischen geschlossenen Gaststätte Frank: Oettinger kam zu allen möglichen Anlässen immer wieder nach Schriesheim. "Die Fotos vom Stammtisch tragen die anderen noch heute mit sich rum", sagt Riehl und lacht.

Auch wegen dieser Verbundenheit des Ex-Politikers mit der Weinstadt ist die Freude bei Edelmann über Oettingers Zusage besonders groß: "Er ist in Schriesheim sehr beliebt." Da sei es auch nicht weiter schlimm, dass der Christdemokrat inzwischen kein politisches Amt mehr innehabe: "Da weiß ich schon im Vorfeld, er nimmt das Publikum mit."

Nach Schwierigkeiten bei der Rednersuche im vergangenen Jahr brauchte Edelmann laut eigener Aussage statt elf nur fünf Versuche. "Das lag aber auch daran, dass ich bei Bundesministern gar nicht angefragt habe", so der BDS-Vorsitzende. "Die haben zu dieser Zeit Sitzungswoche und Anwesenheitspflicht in den Ausschüssen." Die in Schriesheim in den vergangenen Jahren immer wieder geäußerte Skepsis, die Mittelstandskundgebung verliere ihre Strahlkraft, sei unbegründet: "Dass keiner mehr kommen will, stimmt nicht", sagt Edelmann. "Ich habe grundsätzlich immer etwa fünf Politiker, die das gern machen würden. Viel hängt aber vom Termin ab."

Dass ein Festredner beim Mathaisemarkt mehrfach auftritt, ist nicht ungewöhnlich: Spitzenreiter ist diesbezüglich Lothar Späth (CDU), der als baden-württembergischer Ministerpräsident während und nach seiner Amtszeit zwischen 1974 und 2005 sage und schreibe sechs Mal in Schriesheim zu Gast war. Die Veranstaltung in der Weinstadt ist eine von drei großen Kundgebungen des BDS pro Jahr, zur Liste der Redner zählen unter anderen der inzwischen verstorbene Altkanzler Helmut Kohl sowie die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und Erwin Teufel (CDU).

Bisherige Festredner der traditionellen BDS-Mittelstandskundgebung in Schriesheim seit 1970

2019: Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

2018: Daniel Caspary, MdEP und Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament

2017: Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, CDU

2015: Guido Wolf, Präsident des baden-württembergischen Landtags, CDU

2014: Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württemberg, Grüne

2013: Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin Saarland, CDU

2012: Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, FDP

2011: Stefan Mappus, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

2010: Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, FDP

2009: Guido Westerwelle, FDP-Partei- und Fraktionschef

2008: Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringen, CDU

2007: Peter Hauk, Landwirtschaftsminister Baden-Württemberg, CDU

2006: Günther Oettinger, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

2005: Lothar Späth, Ministerpräsident a.D. Baden-Württemberg, CDU

2004: Kurt Beck, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz, SPD

2003: Rezzo Schlauch, Wirtschafts-Staatssekretär; Mittelstandsbeauftragter Berlin Grüne

2002: Edmund Stoiber, Ministerpräsident Bayern, CSU

2001: Erwin Teufel, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

2000: Peter Müller, Ministerpräsident Saarland, CDU

1999: Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin, SPD

1998: Friedrich Bohl, Kanzleramtsminister, CDU

1997: Klaus Töpfer, Bundesbauminister, CDU

1996: Erwin Teufel, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1995: Jürgen Rüttgers, Bundesforschungsminister, CDU

1994: Günter Rexrodt, Bundeswirtschaftsminister, FDP

1993: Matthias Wissmann, Bundesforschungsminister, CDU

1992: Helmut Kohl, Bundeskanzler, CDU

1990: Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister, CDU

1989: Helmut Haussmann, Bundeswirtschaftsminister, FDP

1988: Franz Josef Strauß, Ministerpräsident Bayern, CSU

1987: Lothar Späth, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1986: Manfred Wörner, Bundesverteidigungsminister, CDU

1985: Martin Bangemann, Bundeswirtschaftsminister, FDP

1984: Lothar Späth, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1983: Gerhard Weiser, Stellv. Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1982: Josef Ertl, Bundesminister Bonn, FDP

1981: Andreas von Bülow, Bundesforschungsminister, SPD

1979 und 1980: Lothar Späth, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1978: Hans Filbinger, Ministerpräsident a.D. Baden-Württemberg, CDU

1977: Rudolf Eberle, Wirtschaftsminister a.D. Baden-Württemberg, CDU

1976: Franz Josef Strauß, Bundesminister a.D. Bayern, CSU

1975: Rudolf Eberle, Wirtschaftsminister a.D. Baden-Württemberg, CDU

1974: Lothar Späth, Ministerpräsident Baden-Württemberg, CDU

1973: Helmut Kohl, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz, CDU

1972: Josef Ertl, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, FDP

1971: Walter Krause, Innenminister Baden-Württemberg, SPD

1970: Hans-Dietrich Genscher, Bundesinnenminister, FDP

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung