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24.01.2020

Vandalismus in Schriesheim: Lautsprecher als Andenken an Eindringlinge

Vandalismus in Schriesheim: Lautsprecher als Andenken an Eindringlinge

Nicht nur am Kuhberg haben Eigentümer mit Zerstörungen und Müll zu kämpfen - Polizei fährt und geht inzwischen verstärkt Streife

Das Kletternetz eines Spielgeräts zündeten Eindringlinge im Dezember in einem Gartengrundstück an der Leutershäuser Straße an, die Besitzer erstatteten Anzeige. Immer wieder haben Eigentümer mit Vandalismus außerhalb der Wohnbebauung zu kämpfen. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Bechers zögerten nicht lange. Als sie an einem Dezember-Abend die Nachricht erhielten, dass in ihrem Garten nahe der Leutershäuser Straße wieder einmal ungebetene Gäste Unterschlupf gesucht hatten, zogen Norbert und Maria los. "Dachse und Wildschweine haben wir öfter mal hier", sagt Norbert Becher, nachdem seine Frau die Erlebnisse dieses Abends fertig erzählt hat. "Deswegen haben wir einen Zaun, aber das hält andere Eindringlinge nicht ab." Maria Bechers Pupillen weiten sich, als sie von ihrer Ankunft im Garten berichtet.

"Ich sah, dass in unserer Hütte Licht brennt", sagt die 67-Jährige. "Also bin ich hingegangen und habe die Tür aufgerissen." Sie habe in die Gesichter mehrerer junger Männer oder Jugendlicher geblickt, die über ihren Anblick genau so erschrocken schienen wie umgekehrt. "Und dann habe ich sie einfach nur angeschrien", sagt Becher und lacht. "Was genau ich gesagt habe, weiß ich nicht mehr." Daraufhin hätten die Eindringlinge das Weite gesucht. Doch sie haben ihre Spuren hinterlassen, nicht nur in Maria Bechers Erinnerungen.

Neben der Eingangstür hängen verkohlte Papierreste an der Wand der Holzhütte, immer wieder finden die Bechers kleine Kunststoffbeutel – Behälter für Marihuana, wie die beiden wegen des süßlichen Geruchs nach den nächtlichen Besuchen vermuten. "Immerhin hatten wir nie Probleme mit Flaschen oder Glassplittern", sagt Norbert Becher und lacht kurz. Ein besonderes Andenken behielt das Schriesheimer Ehepaar einfach: einen kabellosen Lautsprecher. "Wir haben einen Zettel aufgehängt, dass der Besitzer sich bei uns melden und ihn abholen kann", sagt Norbert Becher. "Aber niemand kam." Inzwischen gehört er Bechers Tochter.

Weniger nützlich sind die Hinterlassenschaften von Vandalen auf dem benachbarten Gartengrundstück: Dort haben Unbekannte Spielgeräte für Kinder mit Graffiti beschmiert und ein Kletternetz zu großen Teilen abgebrannt. Dort klafft nach wie vor ein großes Loch. Die Bechers hatten schon Mitte November nach der Brandstiftung in ihrer Gartenhütte Anzeige erstattet, die Nachbarn meldeten die Sachbeschädigungen an die Polizei. "Die Ermittlungen laufen aktuell noch beim Polizeirevier Weinheim beziehungsweise beim Polizeiposten Schriesheim", teilte eine Dieter Klumpp, Sprecher des Mannheimer Präsidiums, auf Nachfrage mit.

An der Tagesordnung sind solche Vorfälle nach Angaben der Polizei in Schriesheim nicht: 2019 seien sechs Taten polizeilich angezeigt worden, die in Gartenhütten verübt wurden, so Klumpp. Die betroffenen Gebiete würden durch intensivere Streifen überwacht, auch zu Fuß mit Mitarbeitern des Ordnungsamts.

Allerdings wird längst nicht jede Sachbeschädigung zur Anzeige gebracht. "Bei uns geht das seit dem Sommer relativ regelmäßig so", sagt Maria Becher. "Wir haben jetzt angefangen, Buch zu führen." Bei einer Sitzung des Jugendgemeinderats forderte Achim Weitz, Leiter des Ordnungsamts, nach der Zerstörung einer Sitzgruppe in den Weinbergen dazu auf, Vorfälle bei Stadt oder Polizei zu melden.

Die Bechers haben wenig Hoffnung, dass ihre ungebetenen Gäste irgendwann erwischt werden. Abschotten wollen sie ihren Garten bis auf eine Kette am Rand aber nicht. "Wenn wir da Stacheldraht anbringen, ist das nur zu unserem Schaden", sagt Maria Becher. "Ich sehe auch nicht ein, dafür Geld auszugeben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung