Schriesheim im Bild 2023

14.02.2020

Wärmelandkarte: Luftschiff könnte schon im März über Schriesheim kreisen

MVV Energie will mit Pilotprojekt "Climap" Wärmeatlas für Hauseigentümer erstellen - Ergebnisse sollen zu Sanierungen anreizen

Schriesheim. (fjm) Spielt das Wetter mit, könnte über der Weinstadt schon Anfang März ein ungewöhnliches Flugobjekt schweben: Mit einem unbemannten Luftschiff will die MVV Energie GmbH eine digitale Wärmelandkarte Schriesheims und seiner Stadtteile erstellen. Das entsprechende Pilotprojekt "Climap" stellte der Energieversorger am Mittwoch im Gemeinderat vor. Das Gremium gab bei Kosten von 23.000 Euro mit einer Gegenstimme grünes Licht für das Vorhaben.

Durch die Flüge des Luftschiffs in geringer Höhe seien "sehr präzise Messungen" an Dächern und Fassaden möglich, sagte Simon Gans von der MVV Energie GmbH. Die Thermografie-Bilder und mögliche Schwachstellen bei der Wärmeabgabe der Häuser sollen den Eigentümern auf einem öffentlichen Internetportal zur Verfügung gestellt werden. Angedacht ist dafür laut MVV ein Preis von etwa 50 Euro – "gegenüber einer konventionellen Energieberatung erheblich günstiger", so die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage.

Damit sollen Eigentümer neue Anreize erhalten, ihre Häuser energetisch zu sanieren. "Das soll dann auch entsprechend kommuniziert werden", so Gans. Wie erfolgversprechend dieses Vorgehen ist, konnte er auf Nachfrage von Ulrike von Eicke (FDP) am Mittwoch nicht sagen: "Für das Projekt gibt es noch keine Referenz." Schriesheim ist die erste Stadt, die von "Climap" vermessen werden soll. Deshalb übernimmt die MVV Energie auch die Mehrkosten für eine Luftschiff-Befliegung gegenüber einer Messung durch Autofahrten.

"Ein ganz tolles Projekt", fand Christian Wolf, Fraktionschef der Grünen Liste. Karl Reidinger von der CDU betonte, durch die Ergebnisse der Messungen und energetische Sanierungen könnten langfristig Heizkosten eingespart werden. "Die beste Energie ist die, die man nicht verbraucht", sagte Rainer Dellbrügge (SPD). Ulrike von Eicke äußerte sich skeptisch bezüglich der Erfolgsaussichten für "Climap". "Wir wissen, dass hoher Sanierungsbedarf vorhanden ist", sagte die FDP-Stadträtin. "Ich weiß, dass mein Haus vor 1995 gebaut worden ist und sich damit eine Sanierung lohnt." Dafür sei keine Wärmelandkarte nötig, das Projekt wolle man aber an Kosten von 23.000 Euro nicht scheitern lassen.

Ablehnend stand dem Vorhaben nur AfD-Stadtrat Thomas Kröber gegenüber: Er fürchte sozialen Druck und Gängelung von Hausbesitzern, ihre Immobilien zu sanieren, wenn die Daten öffentlich gemacht würden. Simon Gans von der MVV Energie betonte zwar, dass diese Daten ausschließlich den Eigentümern selbst zur Verfügung stünden: "Uns ist bewusst, dass Datenschutz ein heikles Thema ist." Umstimmen konnte er Kröber am Mittwoch aber nicht.

Ob das Luftschiff im März oder erst im Spätjahr am Himmel über Schriesheim schwebt, hängt laut MVV Energie von den Temperaturen ab: "Um aussagekräftige Wärmebilder zu erhalten, ist der Unterschied zwischen der Temperatur im Gebäude und der Außentemperatur entscheidend", sagte eine Sprecherin am Donnerstag. "Ideal ist es deshalb, die Thermografiebilder bei Temperaturen bis fünf Grad Celsius aufzunehmen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung