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14.02.2020

Keine Pellets fürs Kurpfalz-Gymnasium

Keine Pellets fürs Kurpfalz-Gymnasium

Die Klimaschutz-Agentur stellte Energiebericht zur Sanierung vor. Die Stadt könnte durch eine Solaranlage bis zu 1,2 Millionen Euro Fördergelder erhalten.

Nach der Sanierung soll das Kurpfalz-Gymnasium fast 66 Prozent weniger CO2 ausstoßen als bisher. Der Grünen Liste gehen die Pläne zur Heizung aber nicht weit genug. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und ein Gasbrennkessel sollen das Kurpfalz-Gymnasium Schriesheim nach der geplanten Sanierung mit Wärme versorgen. Diese Variante favorisieren nicht nur die Generalplaner des Architekturbüros Dierks, Blume, Nasedy, sondern auch Walter Orlik, Physiker und Energieberater in Diensten der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur (Kliba) Heidelberg. Einen entsprechenden Bericht stellte Orlik am Mittwoch dem Gemeinderat vor.

Durch zwei zusätzliche Investitionen kann die Stadt demnach auf bis zu 1,2 Millionen Euro aus dem Landesförderprogramm "Klimaschutz plus" hoffen: eine Wärmedämmung an den Kelleraußenwänden und eine Solaranlage auf dem Shed-Dach der Fachräume. "Das wäre meines Erachtens eine gute Ausrichtung", sagte Orlik. Als Größenordnung nannte er 40 Kilowatt – auch wenn dies "noch nicht der Weisheit letzter Schluss" sei.

Zusammen mit den in der Entwurfsplanung der Architekten ohnehin vorgesehenen Verbesserungen der Energiebilanz würde das Kurpfalz-Gymnasium dadurch die Vorgaben des KfW-Effizienzhausstandards 55 erfüllen. Das ist die Voraussetzung, um die maximale Summe der Landesfördermittel erhalten zu können. Zwar würden Solaranlage und Wärmedämmung voraussichtlich rund 225.000 Euro mehr kosten. Doch ohne die zusätzlichen Einsparungen käme das KGS nur auf den KfW-Standard 70 – und die Stadt hätte lediglich die Chance auf bis zu 500.000 Euro vom Land. "Bei der besseren Variante könnten die Investitionen also sinken", so Orlik.

Kritik am Energiebericht kam ausschließlich von der Grünen Liste. Deren Fraktionschef Christian Wolf bemängelte zu Beginn der Diskussion gleich mehrere Dinge: Die Stadträte hätten zum einen vorab nicht die Chance bekommen, die Ergebnisse zu diskutieren. Vor allem aber vermutete er "eine Schönrechnerei der Gasheizung". Pellets als Energieträger seien nicht gleichberechtigt mitbedacht worden, obwohl der Gemeinderat bisher keinen Entschluss dafür oder dagegen gefasst habe.

Orlik habe in seinen Berechnungen außerdem die CO2-Steuer nicht berücksichtigt, die von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde, kritisierte Wolf. "Das wird sich vor allem auf die Gasheizung auswirken." Schon bei Einführung der Steuer könne der Gaspreis um zehn Prozent steigen.

Energieberater Orlik betonte zwar, er sei "ein Freund der Pelletstechnik". Sein Gutachten habe er aber auf Grundlage der Entwürfe der Architekten erstellt. "Ich kann auch noch weitere Varianten durchrechnen, wenn ich damit beauftragt werde", sagte Orlik. Mit einer Pelletsheizung ließen sich die Voraussetzungen für die Fördermittel des Landes genauso erfüllen wie mit BHKW und Gasbrenner. "Die CO2-Steuer könnte man auch sicher noch einmal draufrechnen", so Orlik.

Dass diese Variante für das KGS trotzdem nicht infrage kommt, liegt daran, dass der Platz für ein Pelletslager fehlt. "Wir haben hier in erster Linie ein bauliches Problem", sagte Till Bethe vom Ingenieurbüro ist-Energieplan. "Wir haben keine Platzreserven für die Heizstoffaufbewahrung."

Weil die Pellets nicht durch das gesamte Gebäude transportiert werden sollen, käme für ein Lager nur ein Bereich von 20 bis 30 Metern im Umkreis des Kessels infrage. Dort stehen aber unter anderem die Fahrradständer des Schulzentrums und mehrere Bäume im Weg. Ein unterirdischer "Pelletsbunker" sei ebenfalls schwer zu bauen, so Bethe. Das würde auch zu höheren Kosten führen. Weitere Probleme seien die Geruchsbelästigung durch die Abgase der Verbrennung und der Lastwagenverkehr zur Anlieferung der Pellets.

Gelten lassen wollte Wolf diese Argumente nicht: "Was Sie an Hindernissen genannt haben, ist etwas, das die Architekten regeln könnten." Wenn die Stadt die Schule regenerativ beheizen wolle, könne sie Möglichkeiten finden. "Ein Blockheizkraftwerk ist im Vergleich zu jetzt eine gute, aber eben nur die zweitbeste Lösung", so Wolf.

Das sahen die anderen Fraktionen und Einzelstadträte anders. Die schärfste Kritik an Wolfs Position kam von CDU-Fraktionschef Michael Mittelstädt: "Mit den hohen Kosten gegen die Sanierung zu argumentieren und letztlich doch höhere Investitionen zu fordern, ist für mich unverständlich." Bernd Hegmann (Freie Wähler) und Renate Hörisch-Helligrath betonten, man müsse sich auf die Aussagen der Fachleute verlassen. Wolfgang Renkenberger (FDP) sagte, durch die Kostendeckelung des Gesamtprojekts gingen die Mitgestaltungsmöglichkeiten auch in Sachen Heizung "gegen Null".

Bürgermeister Hansjörg Höfer betonte: "Die Entscheidung über die Heizung ist gefallen. Es steht uns ein begrenztes Budget in begrenzter Zeit zur Verfügung, da gibt es keine Abstimmung mehr."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung