Schriesheim im Bild 2023

07.05.2020

Viele kleine Einzelmaßnahmen: Schriesheim legt kein Corona-Sonderprogramm auf

Viele kleine Einzelmaßnahmen: Schriesheim legt kein Corona-Sonderprogramm auf

Stadtverwaltung präsentiert erste Bilanz von "Schriesheim hilft" - Hilfe seitens der Bürger wird koordiniert

Bürgermeister Hansjörg Höfer, Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger und Inklusionsbeauftragte Karin Reichel (v.l.) informierten darüber, was die Stadt in Corna-Zeiten alles getan hat. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Im Gegensatz zu den Ladenburger Nachbarn verzichtet Schriesheim weitgehend auf ein eigenes "Corona-Sonderprogramm". Wie am Montag berichtet, stellt die Römerstadt 70.000 Euro zur Abfederung der Corona-Folgen bereit, vor allem für Gastronomen oder Künstler. Manches, was die Ladenburger vorhaben, hat aber auch Schriesheim umgesetzt: So wurden den Lokalen die Gebühren für die Außenbewirtschaftung erlassen. Die Idee der Nachbarn, Läden die Pacht für städtische Liegenschaften zu erlassen, kommt für Bürgermeister Hansjörg Höfer nicht infrage, denn: "Wir haben so gut wie keine Räumlichkeiten, die wir vermieten."

Für Wirtschaftsförderer Torsten Filsinger geht es auch eher darum, "Anreize zu schaffen, dass Angebote genutzt werden können". Dazu zählte vor allem eine städtischerseits ständig aktualisierte Liste von Läden und Lokalen – mittlerweile betrifft es nur noch letztere –, die einen Liefer- und Abholdienst anbieten. Zeitweise umfasste die Liste, die auf der Homepage der Stadt und im Mitteilungsblatt veröffentlicht wird, 50 Betriebe. Filsinger erhielt von den Firmen die Rückmeldung, die Liefer- und Abholdienste würden "rege angenommen, ersetzen aber nicht das tägliche Geschäft". Immer noch läuft die vor einem Monat gestartete "Sonder-Strahler"-Aktion, bei der Kunden, die den Liefer- oder Abholservice von geschlossenen Betrieben genutzt haben, 22 von der Stadt gesponserte Einkaufsgutscheine im Gesamtwert von 2000 Euro gewinnen können. Mittlerweile wurden 200 Kassenbons im Rathaus abgegeben. Zum Vergleich: Die Stadt Ladenburg bezuschusst mit 10.000 Euro die Ende März eingeführten insgesamt 2000 Soli-Gutscheine, die in Läden vor Ort eingelöst werden können: Der Kunde kauft einen für 20 Euro, die Stadt legt 5 Euro drauf.

Filsinger, der mehrfach in den Betrieben unterwegs war, berichtet davon, dass viele, gerade in der Gastronomie, kämpften, aber bisher wussten weder er noch Höfer von einer Firma, die coronabedingt aufgeben musste: "Wir haben die Hoffnung, dass die Unternehmen diese Zeit mit einem blauen Auge überstehen", so Filsinger. Zumal viele Selbstständige sich mit der Soforthilfe über Wasser halten würden; etliche Betriebe quer durch alle Branchen hätten Kurzarbeit angemeldet – aber da das nicht in die Kompetenz der Stadtverwaltung fällt, führt sie darüber keine Statistik. Bemerkenswert: Gerade in der Krise erhält das Rathaus besonders viele Anfragen von Unternehmern, was Aufträge angeht: "Die Stadt ist eben eine sichere Bank. Da weiß man, dass wir zahlen werden", so Höfer. Die Stadt ist auch für ihre Angestellten eine sichere Bank: Es wurde niemand, noch nicht einmal in den Kindergärten, in Kurzarbeit geschickt.

Karin Reichel, Schriesheims Inklusionsbeauftragte, koordiniert seit gut sieben Wochen das bürgerschaftliche Engagement. So gibt es mittlerweile in der Stadt über 200 Helfer, die für ältere Mitbürger einkaufen gehen: "Schüler, Studenten, Leute in Kurzarbeit – ein breites Spektrum", so Reichel. Aber auch sie hat bemerkt, dass die Hilfsangebote gar nicht so sehr nachgefragt werden: "Bei uns sind fünf, sechs Anfragen wegen Einkäufe aufgelaufen." Das kann mehrere Gründe haben: Entweder helfen sich die Nachbarn gegenseitig – da muss niemand bei der Stadt anrufen. Viele Bürger, auch aus Risikogruppen, gehen selbst einkaufen, weil es eine Abwechslung in der selbstgewählten Quarantäne ist: "Eine Frau sagte, dass das ihre einzige soziale Freude am Tag sei", berichtet Reichel. Oder aber: "Es gibt auch eine Schwellenangst, Hilfe anzunehmen oder generell sich helfen zu lassen." Deswegen appelliert sie, die Scham zu überwinden und die Stadt zu kontaktieren, wenn man doch etwas braucht.

Ein ganz anderes Feld, in dem sich alle, die etwas handwerkliches Geschick einbringen konnten, ist die Maskenproduktion. Da koordinierte Reichel die Näher(innen) und fragte den Bedarf bei Arzt- und Physiotherapiepraxen, Hebammen, Pflegeheimen, der Sozialstation oder auch bei Flüchtlingen ab. Manchmal bekam sie auch Großspenden: Zahnärztin Barbara Schenk-Zitsch lieferte 900 OP-Masken ab, die dann vor allem an Hebammen gingen; aber auch der Unternehmer Michael Harsch spendete 130 Stück professionell genähten Mund-Nase-Schutz. Reichels Fazit: "Es gibt in Schriesheim eine große Solidarität."

Mittlerweile hat sich auch im Rathaus die Lage wieder entspannt. Denn, wie Höfer berichtete, traf sich der "Corona"-Krisenstab mit allen Amtsleitern seit Mitte März täglich, heute nur noch bei Bedarf.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung