Schriesheim im Bild 2023

18.05.2020

Auch die Grundschulen starten heute wieder

Aber erst einmal nur für die Viertklässler - Unterricht im Schichtbetrieb mit jeweils zwei Stunden - Nicht mehr als zehn Schüler im Raum

Von Maren Schenk

Schriesheim. Endlich ist es wieder so weit: Jetzt dürfen auch Grundschüler wieder ihre Mitschüler und Lehrer treffen – wenn auch nur für wenige Stunden pro Woche. Heute öffnen die Grundschulen ihre Türen wieder für alle Viertklässler, nach den Pfingstferien, ab 15. Juni, dürfen dann alle Klassen wieder in die Schule. Die Vorgaben des Landes sehen vor, dass in der ersten Woche nach den Pfingstferien die Erst- und Drittklässler wieder in der Schule unterrichtet werden, in der zweiten Woche dann die Zweit- und Viertklässler, immer abwechselnd – und immer unterbrochen von einer Woche "Homeschooling". Deutsch- und Mathematik-Unterricht wird auf dem Plan stehen, aber auch Sachunterricht. Die RNZ hörte sich bei den Schriesheimer Grundschulen um – nur aus Altenbach gab es keine Rückmeldung –, wie der Unterricht mit den geltenden Abstands- und Hygieneregeln ablaufen soll.

> In der Strahlenberger Grundschule werden die zwei vierten Klassen in je zwei Gruppen eingeteilt und für jeweils zwei Schulstunden unterrichtet. "Wir haben die Klassenzimmer ausgeräumt: "Mehr als zehn Schüler dürfen wegen der Abstandsregel von mindestens 1,50 Metern nicht im Raum sein", erklärt Konrektor Hubert Strehle. Die erhalten eine Schulstunde Deutsch- und Mathematikunterricht pro Tag. "Die Lehrerinnen sollen Versäumnisse aufdecken und Lücken schließen, aber auch neuen Stoff vermitteln." Es wird nur Frontalunterricht geben, keine Gruppenarbeit und kein Stuhlkreis. Die meiste Zeit wird aber weiterhin zuhause gelernt. "Mich bedrückt sehr, dass die Lernverantwortung weiterhin stark bei den Eltern liegt", bedauert Strehle. Und die stehen, neben ihrer eigenen Arbeit im "Homeoffice" oft vor besonderen Herausforderungen. Bei den meisten Schülern funktioniere das "Homeschooling" gut, berichtet Strehle, aber diejenigen, die bereits in der Schule Probleme hatten, hätten diese auch zuhause.

Nach den Pfingstferien wird das Haus dann voller: Alle acht Klassen – alle Klassenstufen sind zweizügig – werden aufgeteilt (insgesamt 177 Schüler). Die erste Gruppe einer Klasse hat dann von 8.30 bis 10.05 Uhr Schule, die zweite Gruppe von 10.30 bis 12.05 Uhr – "das alles, damit sich die Kinder im Schulhaus möglichst wenig begegnen", erklärt Strehle.

Auch im Pausenhof muss Abstand gehalten werden – dafür wurden extra farbige Markierungen auf dem Boden angebracht. "Das ist schmerzhaft für die Kinder und für die Betreuer – denn unsere Schüler haben einen starken Bewegungsdrang und ein großes soziales Bedürfnis." Kontakte fehlten den Kindern am meisten, berichten ihm Eltern. Die gebe es jetzt zwar wieder – allerdings in "abgespeckter" Form. "Den Bewegungsdrang der Kinder in den Pausen zu bremsen, wird schwierig werden", so Strehle, "das haben wir bei der Notbetreuung gemerkt". Die betrifft acht Kinder von 7.45 bis 13 Uhr, demnächst werden es mehr. "Wir haben gerade so noch genug Lehrer", sagt der Konrektor. Außerdem hat die Schule Unterstützung durch Referendare und zwei Studenten von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, die eigentlich ein Praktikum machen wollten – aber jetzt in der Notbetreuung eingesetzt werden.

Was Strehle noch Sorgen bereitet, sind die Viertklässler und die zukünftigen Erstklässler: Die Viertklässler werden keine Abschlussfeier wie in den letzten Jahren haben, die künftigen Erstklässler – jetzt noch im Kindergarten – dürfen ihre künftige Schule nicht besuchen. "Wir überlegen gerade Alternativen für den Abschluss der vierten Klassen. Und für die künftigen Erstklässler haben die Kooperationslehrerinnen eine digitale Pinnwand eingerichtet: mit Aufgaben, Tipps und Bastelanleitungen." In der Strahlenberger Grundschule muss eine Mund-Nasen-Bedeckung im Pausenhof und im Schulhaus getragen werden – nur wenn die Kinder am Tisch sitzen, dürfen sie die abnehmen.

> In der Kurpfalz-Grundschule gelten ähnliche Regeln, berichtet Leiterin Sabine Grimm: Alle müssen Mundschutz tragen, wenn sie in Bewegung sind – "nur am Platz können die Masken abgenommen und in eine verschließbare Dose gelegt werden". Vor dem Eingang wurden Markierungen angebracht in Form eines Tausendfüßlers – dort stellen sich die Schüler im Abstand von 1,50 Metern auf und werden von den Lehrern abgeholt.

Am heutigen Montag beginnt für 72 Viertklässler der Unterricht, aufgeteilt in sieben Gruppen. "Die Gruppen werden zeitlich gestaffelt den Unterricht beginnen", erklärt Grimm – ab 8 Uhr oder später ab 10.15 Uhr wird alle halbe Stunde eine Gruppe beginnen, damit sich die Schüler beim Kommen und Gehen möglichst nicht begegnen. Und auch im Schulhaus wurden Markierungen angebracht und "Einbahnstraßen" eingeführt. In allen Klassenzimmern sind genug Flüssigseife und Einmalhandtücher da. "Die richtige Händehygiene haben wir zum Glück schon vor Corona bei der letzten Grippewelle geübt, sodass unsere Schüler gut vorbereitet sind", so Grimm. Zudem wird das Gebäude täglich nachmittags gründlich gereinigt und die Tür- und Fenstergriffe, Lichtschalter, Tische und Handläufe an den Treppen zusätzlich noch desinfiziert. Die Schüler werden zwei Zeitstunden lang unterrichtet. Die letzten Viertklässler gehen dann um 13.15 Uhr heim, dann sind noch Schüler der Notbetreuung dort: "Derzeit werden 24 Schüler von 8 Uhr bis 12.40 Uhr oder 16 Uhr betreut – allein dafür brauchen wir fünf Lehrer."

Nach Pfingsten werden alle 262 Schüler wieder die Kurpfalz-Grundschule besuchen, eingeteilt in Gruppen von maximal zehn bis zwölf Schülern – "mehr können wir mit dem geforderten Abstand in unseren Klassenzimmern nicht unterbringen". Auch dann wird der Unterricht gestaffelt beginnen, ebenfalls zwei Zeitstunden lang. "Dafür brauchen wir dann eigentlich 16 Lehrer." Aber da landesweit und auch hier rund 30 Prozent der Lehrer zu einer Risikogruppe gehören, werden einige Kollegen Doppelschichten einlegen müssen.

Alle Lehrer müssen außerdem weiterhin die Schüler zuhause "unterrichten": "Die Schüler erhalten Wochenpläne mit Aufgaben per E-Mail, die Lösungen legen sie in Kästen vor den Fenstern des Sekretariats und Rektorats ab und können von dort korrigiert wieder abgeholt werden", erklärt Grimm. Außerdem machen die Lehrer regelmäßige Videochats mit ihren Schülern. "Insgesamt hat sich die Arbeitsbelastung unserer Lehrer verdoppelt oder verdreifacht", so die Rektorin. Wenn weitere Schüler in die Notbetreuung aufgenommen werden müssen, "wird darunter wohl der Präsenzunterricht leiden."

"Aber jetzt freuen wir uns alle erst mal wieder auf die Kinder der vierten Klassen", sagt Grimm, "und ich hoffe auf weitere Lockerungen, wenn die Infektionszahlen hoffentlich niedrig bleiben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung