Schriesheim im Bild 2023

25.05.2020

Nächstes Großprojekt ist in den Startlöchern Oberhalb des Mühlenhofs soll ein neues Regenrückhaltebeck

Oberhalb des Mühlenhofs soll ein neues Regenrückhaltebecken gebaut werden - Starkregenfälle gefährden auch die Kernstadt massiv

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Es heißt immer, die Sanierung des Gymnasiums sei das einzige Großprojekt, das sich Schriesheim leisten kann. Dabei laufen gerade Planungen für mehr Hochwasserschutz – auch wenn der nicht die Dimensionen des 21,5-Millionen-Vorhabens im Schulzentrum erreicht.

Bei der nächsten Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 27. Mai, wird das beauftragte Ingenieurbüro einen Bericht über die Neubaupläne geben, aber schon jetzt kann Bauamtsleiter Markus Schäfer der RNZ erste Fakten nennen, denn im Grunde geht es um zwei Projekte: Erstens wird gerade das gut 50 Jahre alte Regenrückhaltebecken am Abzweig nach Altenbach saniert – und das ist auch der Grund dafür, weswegen es leer ist, denn es wird gerade ausgebaggert, dann wird der Damm auf Vordermann gebracht. Die Kosten dafür liegen bei 900.000 Euro, doch gibt es dafür zur Hälfte einen Zuschuss vom Land; bereits 1978 und 1985/86 wurde es saniert. Und zweitens soll in den nächsten Jahren ein zweites oberhalb vom Mühlenhof, direkt an der Talstraße in einer Mulde, gebaut werden. Es würde, so Schäfer, in etwa so groß wie das bestehende, mit mindestens 43.000 Kubikmetern Fassungsvermögen.

Für den Neubau gibt es noch keine Kostenschätzung, aber Schäfer geht von einem Volumen von etwa vier Millionen Euro aus – auch hier wird es wahrscheinlich eine Förderung von 40 bis 50 Prozent geben. Das Becken würde ähnlich deutlich sichtbar sein wie sein Pendant: Der Damm – für den es momentan noch drei Varianten gibt – wäre 110 Meter lang und fünf Meter hoch. Allerdings wäre das Reservoir nicht ständig mit Wasser gefüllt, sondern nur, wenn es so richtig schüttet. Immerhin: Die Landesstraße müsste nicht angehoben werden – vielleicht auch eine Chance für den schon so lange geplanten Radweg nach Altenbach.

Dass dieses Projekt – der Baubeginn ist wohl nicht vor 2022 – notwendig ist, zeigte die Überflutung vor fast genau vier Jahren: Am 30. Mai 2016 trat der Kanzelbach über seine Ufer (wie auch schon 2011 und 2013): Nach sintflutartigen Regenfällen liefen damals 1000 Quadratmeter Keller im Altenheim Stammberg voll; vier Zimmer wurden aus Sicherheitsgründen geräumt, das Pflegepersonal und die Freiwillige Feuerwehr waren mit Sandsäcken und Wassersauger im Dauereinsatz. Mehr als ein Jahr dauerten die Renovierungsarbeiten.

Immer wieder, zuletzt am 24. Mai 2018, machten gerade Starkregenfälle den Anwohnern im oberen Schriesheimer Tal – besonders häufig betroffen sind Mühlenhof, Waldschwimmbad, der Stammberg und der Campingplatz – zu schaffen. Als Hauptverursacher gelten der Pappelbach (er kommt vom Branich) und der Allmansbach (er kommt gegenüber vom Wendenkopf), die just fast an derselben Stelle, eben am Mühlenhof, in den Kanzelbach münden – daher auch der Grund für das Regenrückhaltebecken an dieser Stelle.

Die Häufung von Überschwemmungen – letztlich ist dafür der Klimawandel mit seinen immer häufigeren Starkregenfällen verantwortlich – gaben auch den Anlass zu einer genaueren Untersuchung vor gut zwei Jahren insbesondere des Kanzelbachs und seiner Zuflüsse: Gerade die Bereiche an der Gaulsbrücke – die auch bald neu gebaut werden muss – und die Verdohlung am Festplatz gelten als Schwachstellen: Hier ist das Bachbett (oder die Röhre) zu eng. Und deshalb droht auch der Kernstadt Gefahr – schon bei der bei einem mittleren Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle zehn Jahre vorkommt. Bei einem 100-jährigen Hochwasser könnten sogar bis zu 130 Häuser überschwemmt werden, der Schaden läge bei acht Millionen Euro.

Nur zum Vergleich: Bei einem zehnjährigen Hochwasser stünde der Neckar in Heidelberg bei einem Pegel von 5,18 Metern; diese Marke wurde im Juni 2013 das letzte Mal erreicht, als die Alte Brücke und weite Teile der B 37 überflutet wurden. Ein hundertjähriges Hochwasser (Pegelstand mehr als 6,79 Meter) gab es noch nicht einmal beim berüchtigten Weihnachtshochwasser 1993: Da waren es nur 6,61 Meter.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung