Schriesheim im Bild 2023

25.07.2004

"In den Vereinen gibt es gute Strategien"

RNZ-Interview mit der Schriesheimer Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann zur Jugendarbeit in den Vereinen

Kathrin Michelmann Foto: Dorn

Von Roland Kern

Schriesheim. Diese Frau hat es nicht leicht. Seit zwei Jahren wird ihre Stelle im Schriesheimer Rathaus so kontrovers diskutiert, dass bereits der Vorwurf des "mobbings" laut wurde. Aber unbeirrt setzt Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann ihren Weg fort. Die Gründung des Push-Vereins, der Runde Tisch der Vereine, die Vereinsbörse "e.V. meets You" am Sonntag, das alles gäbe es ohne sie nicht. Schriesheims Jugendarbeit hat sich mit dieser jungen Dame, die bei den Jugendlichen so gut ankommt und auch um kritische Worte nicht verlegen ist, enorm entwickelt . Die RNZ führte ein Gespräch mit der Sozialpädagogin.
Das Interview

Frau Michelmann, sind Sie mit der Resonanz auf die Vereinsbörse am Sonntag zufrieden?

Ja sehr!

Aber in Schriesheim gibt es fast 70 Vereine und nur 22 beteiligen sich.

Aber von diesen 70 Vereinen gibt es welche, die selbst gar keine Jugendarbeit leisten und auch kein Interesse daran haben. Durch den Runden Tisch, den ich den Vereinen regelmäßig anbiete, habe ich Kontakt zu etwa 30 Vereinen in der Stadt, die Jugendarbeit leisten. Und so gesehen ist die Zahl 22 sehr gut. Ich hätte nie damit gerechnet.

Sie sprechen die Jugendlichen auf Plakaten sehr provozierend an. Die Vereine scheinen ja bei den Jugendlichen keinen besonders guten Ruf zu haben. . .

Das ist unterschiedlich, viele sind ja in Vereinen organisiert, da ist es anders. Ich werte gerade eine Fragebogenaktion aus. Und nach meinen ersten Erkenntnissen gibt es tatsächlich ein Alter, am Anfang der Pupertät, in denen Jugendliche Vereine mit Verpflichtungen und Langeweile verbinden. In diesem Alter haben Jugendliche oft ganz andere Interessen.

Schwindet das Interesse der Jugendlichen an Vereinen?

Auch das kommt ganz darauf an. Sportvereine haben es natürlich leichter als zum Beispiel ein Gesangverein. Auf der anderen Seite gibt es Vereine wie die Jugendfeuerwehr, die über große Resonanz berichten kann. Es ist ja auch so, dass die Jugendlichen immer weniger Zeit haben, weil sie immer stärker von der Schule beansprucht werden. Das Problem habe ich ja selbst auch. Ich kann auch nicht behaupten. dass meine Veranstaltungen von Überfüllung bedroht wären.

In Schriesheim wird ja immer wieder zwischen der Jugendarbeit in den Vereinen und der offenen Jugendarbeit unterschieden, gibt es da einen Gegensatz?

Ich sehe diesen Gegensatz nicht. Die offene Jugendarbeit, die ich bieten will, soll ja auch eine Ergänzung der Vereinsarbeit sein, aber in keinem Fall eine Konkurrenz. Ich möchte auch die Vereine unterstützen, in denen eine Wahnsinns-Leistung erbracht wird. Die Vereine sehen diesen Unterschied übrigens selbst auch nicht, sonst hätten sich ja für Sonntag nicht so viele gemeldet.

Wie können Sie den Vereinen helfen?

Ich kann als erstes versuchen, sie an einen Tisch zu bringen und ein Netzwerk schaffen, damit sich die Vereine untereinander besser austauschen können. Es gibt ja in einigen Vereinen sehr gute Strategien. Dann ist es wichtig, die traditionellen Vereine mit den neuen Jugend-Vereinen zusammenzubringen.

Was erwarten Sie denn vom Sonntag?

Dort werden sich 22 ganz unterschiedliche Vereine auch ganz vielseitig präsentieren. Die wenigsten stellen einfach nur einen Info-Stand auf sondern haben sich richtig was einfallen lassen. Ich freue mich sehr darauf.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung